[Einleitung]
Wer „Jobs: The Man in the Machine“ sah und mochte, der wird sich auch hier wohl gut aufgehoben fühlen. Denn der Mann hinter der Kamera ist niemand weniger als ein Schöpfer zahlreicher erfolgreicher und beliebter Dokumentarfilme. Ein gutes Vorzeichen also für „Scientology: ein Glaubensgefängnis“. Die Dokumentation entstand 2015 unter der Regie von Alex Gibney nach einem Drehbuch von Alex Gibney nach einer Buchvorlage von Lawrence Wright. Der Dokumentarfilm befasst sich, wie der Titel es erahnen lässt, mit der Sekte Scientology aus den USA und ihren Praktiken. Dieser Titel erscheint aus dem Angebot von Netflix und ich konnte mir ein genaueres Bild machen und berichte.
[Inhalt]
In Interviews mit Ex-Mitgliedern erörtert diese Dokumentarverfilmung des Bestsellers angebliche Missbrauchsfälle und potenziell illegale Praktiken bei Scientology.
(Quelle: Netflix)
[Kommentar]
Der Originaltitel lautet „Going Clear: Scientology and the Prison of Belief“. Aber das tut auch gar nicht viel zur Sache. Der Titel ist Programm, unabhängig der Sprache. Scientology ist in der westlich orientierten Welt mit Sicherheit sehr vielen Menschen ein Begriff. Der Name ist in Wörterbüchern und die Autokorrektur meines Mac’s korrigiert das Wort sogar, wenn ich es falsch schreibe. Scientology ist mir persönlich ein Begriff, seit dem ich denken kann. Ebenfalls sind seit dieser Zeit überwiegend eher negativ geprägte Informationen zur Sekte an mich heran gedrungen.
Großartig anders ist das hier nun auch nicht in dieser Dokumentation und ich frage mich, wie es diese Verein geschafft hat derart erfolgreich und so lange Zeit allem Anschein nach unbeschadet zu überstehen. Unbeschadet? Eigentlich wissen wir das als Nicht-Scientologen gar nicht so genau, denn nur selten und wenige Informationen dringen aus dem Kreise der Sekte in die Außenwelt. Und eines ist klar, leicht tut sich auch diese „Kirche“ nicht im Umgang mit den sozialen Netzen und der Öffentlichkeit, wie sie heute existiert.
Die Dokumentation erzählt uns vorrangig aus der Perspektive ehemaliger Mitglieder wie Scientology aufgebaut ist, auf Zweifel und Reaktionen der restlichen Gesellschaft reagiert und welche Ziele dieser Verein tatsächlich verfolgt. Die Ergebnisse sind erschütternd und zeigen auf, dass nicht viel mehr dahintersteckt, als die abstrusen Gedanken eines Science-Fiction Autors, der sich maßgeblich ein System zur persönlichen Bereicherung aufbaute, welches kaum Toleranz gestattet und auf die Macht des Einzelnen fusst.
[Technik]
Mir gefiel dieser Netflix Titel auch technisch sehr gut. Und obwohl er zahlreiche Archivmaterialien und Amateuraufnahmen in sich vereint bietet er dennoch einen guten Mittelwert in allen technischen Disziplinen. Die 16:9-Aufnahmen erfreuen sich grundsätzlich eines hohen Kontrasts und einer knackigen Farbgebung, wenn es sich um aktuelle Bilder handelt. Alle anderen Aufnahmen sind ebenfalls in Ordnung und gleichen ihre technischen Makel mit einer ausgesprochen authentischen Wirkung aus. Die Kantenschärfe gefällt und wir erleben ein ruhiges und weitgehend sehr sauberes Bild. Auch ist die Kompression gut.
Der Sound der Dokumentation ertönt ausschließlich in deutscher Sprache als Overlay über dem englischen Originalton. Optional können verschiedene Untertitelfassungen eingeschaltet werden. „Scientology: ein Glaubensgefängnis“ schöpft die Stärke aus dem realistischen Hintergrund, was eben durch die Interview-Ausschnitte deutlich unterstrichen wird. Viel geschieht ansonsten nicht akustisch, so dass der Stereo-Ton auch als ausreichend bezeichnet werden kann. Rauschen oder Verunreinigungen treten nicht auf den Plan und der Ton gibt das wider, was wir letztlich auch von ihm erwarten.
[Fazit]
„Scientology: ein Glaubensgefängnis“ besitzt eine Laufzeit von knapp zwei Stunden (119 Minuten). Alex Gibney schuf eine unheimlich spannende Dokumentation über einen Zirkel sehr merkwürdiger Ansichten und noch merkwürdiger Gebaren, die systematisch aufgesetzt sind und keinerlei Zweifel oder Intoleranz erlauben, wenn man denn genauer hinschauen mag. Am Ende bleibt die Frage, wie groß ist diese Sekte und gesteuerte, totalitär geführte Bewegung global betrachtet? Auch dieser Tempelritter-Aspekt macht diese Netflix Produktion sehr interessant und sehenswert. Auf der anderen Seite jedoch auch irgendwie befremdlich und zum Teil beängstigend. Alex Gibney hat es wieder geschafft.
Andre Schnack, 19.07.2016
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