[Einleitung]
Mit Dokumentationen, die große Zusammenhänge veranschaulichen, kann man mich sehr begeistern. Ob es nun Michael Moore mit seiner ihm eigenen Art in „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“ von 2009 oder „Speed – Die Suche nach der verlorenen Zeit“ von Florian Opitz aus 2012 ist. „97% Owned“ liegt von der zeitlichen Entstehung dazwischen, und zwar 2011 fertigte der Brite Michael Oswald diese Dokumentation über das britische Finanz- und Geld-System. Ich konnte mir den Film im Rahmen meiner Netflix-Mitgliedschaft genauer anschauen und berichte.
[Kommentar]
In einer Welt, in der 97% des Geldes gebunden ist und nur 3% im Umlauf geschieht wirtschaftliches Wachstum beinahe ausschließlich auf Grundlage von Schulden. Dies ist nur eine Beobachtung und Erkenntnis, die in dieser Dokumentation am Beispiel Großbritanniens dargestellt wird. Mit Fokus auf die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs und immer wieder Verbindungen zu globalen, wirtschaftlichen Erschütterungen und eben der heutigen Weltwirtschaft, in welcher der Löwenanteil an Geld ohnehin nur noch digital existiert. Das ist sehr interessant und aufschlussreich.
In Kombination mit dem, was wir täglich in den Nachrichten sehen und lesen können, ergibt das alles ein recht ernüchterndes Bild. Es scheint, als wären die Banken wieder oder nach wie vor ungebändigt in ihrer Tätigkeit Geld zu produzieren und damit auch Profit zu treiben und die politischen Notwendigkeiten einer sich anpassenden Regulierung bleiben aus. Also kommt es wieder zu einem nächsten Crash, nur wann, ist die Frage. Das Politiker vom Wunsch des Volkes getrieben kundtun, dass das Schulden machen enden muss, erscheint angesichts der Fakten schizophren. Da dies eine Rezession weiter befeuern würde, da Geld aus dem System „genommen“ würde.
Das Gefühl, das wir alle irgendwie schon einmal hatten, ist kein trügerisches. Dahinter steckt meines Erachtens ganz einfach die Frage, wo das ganze Geld denn ist? Geldschöpfung und Management in der Weltwirtschaft scheinen maßgeblicher Ursprung zu sein. Denn in einer immer effizienteren Welt voller Computer und nun KI erscheint es für die Menschen noch schwieriger sich ein ordentliches Leben zu finanzieren, ohne sich zu verschulden. Da stimmt etwas nicht…
[Technik]
Mir war es gegeben den Titel im Netflix-Angebot zu verkonsumieren. Die Streaming-Technologie ist weit gekommen, kann hier in Anbetracht zahlreicher Archivmaterialien jedoch nicht vollends ausgeschöpft werden. Dennoch bereiten gute Aufnahmen ein sauberes und angenehmes Sehvergnügen. Vor allem die jüngeren Aufnahmen des 16:9-Transfers erfreuen die Augen des Publikums. Schließlich bieten dich angestaubten und qualitativ weniger guten Materialien einen gewissen zeitgenössischen Charme, was der Doku gut tut. Fehler oder Störungen, von denen es zu berichten gäbe, sind mir nicht aufgefallen.
Beim gebotenen Ton erlebte ich den gesprochenen Originalton mit englischer Sprachausgabe und einem deutschsprachigen Untertitel. Auch die englischen Untertitel sind gut gelungen und inhaltlich gleichen sie entsprechend. Die Sprache erklingt oftmals auch ohne den Interviewten zu sehen, das Overlay ertönt dann zu Archivvideos, die inhaltlichen Bezug bieten und das Thema oftmals verdeutlichen. Qualitativ gelang das alles auf einem adäquaten Niveau, das niemanden aus den Schuhen haut, dennoch solide Darbietung liefert.
[Fazit]
Die meisten meiner Kontakte – arbeitsbezogen – befinden sich in Großbritannien für mich. Bereits seit knapp 10 Jahren habe ich einen Draht zu der Insel aufgebaut und mich mit den manchmal eigensinnig anmutenden Briten angefreundet. In der Tat arbeite ich mit vielen ausgesprochen smarten Menschen zusammen, wie ich denke, die allesamt außerhalb meiner Landesgrenzen wohnen und arbeiten. Will sagen, ich habe auch einen gewissen Einblick und Verständnis für Dinge, die in Großbritannien geschehen.
Diese Dokumentation passt erst einmal vom Gefühl, dem gesamten Wirken her prima zu dem, was ich bislang erleben konnte. Ferner räumt sich mit ein paar Dingen auf, die auch der heutige Mensch noch von Banken denkt, die schlichtweg nicht wahr sind. Auf der Laufzeit von rund 104 Minuten gefielen mir die Aufnahmen, vor allem aber natürlich die Informationen und Erkenntnisse, die hier kundgetan werden. Faszinierend und irgendwie auch beängstigend und leider auch wieder wenig überraschend, da der Mensch in der Masse oftmals nicht viel Gutes hinbekommt, wenn es um die Stabilität auf Zeit geht. Ab 12 Jahren freigegebene und seit 2011 veröffentlicht. Empfehlenswert.
Andre Schnack, 27.03.2023
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