[Einleitung]
„Downsize This“ (hierzulande „Querschüsse – Downsize This!“) lautet der Titel des Michael Moore Buchs von 1997, dessen Inhalt heute genau so aktuell und vorherrschend ist, wie es dazumal der Fall war. Und da ein Buch allein vielleicht nicht ausreicht, fertigte Michael Moore im gleichen Jahr noch einen Dokumentationsfilm an, „The Big One“. In den Hauptrollen, keine Überraschung, sind Michael Moore und Team zu sehen. Und zwar auf der Reise durch die USA, auf der er sein Buch vorstellt und auch noch der einen oder anderen Person und Firma einen Besuch abstattet. Die Standard Definition DVD hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, nichtsdestotrotz ist sie immer einen Blick und einen DVD-Check Wert.
[Inhalt]
Als Michael Moore, Rächer des amerikanischen Mittelstandes, sich auf Lesetour zu seinem Buch „Querschüsse – Downsize This!“ quer durch die USA befindet, kommt ihm die Idee, den Menschen, die über Amerikas wichtigste Macht – die Großunternehmen – herrschen, ein paar ganz einfache Fragen zu stellen. Wie kann es sein, dass die Gehälter der meisten Arbeiter in den letzten Jahren kaum gestiegen sind, während die Firmen immer mehr Gewinne abwerfen? Warum lässt Amerikas Vorzeige-Unternehmen Nike 99% seiner Schuhe außerhalb der USA produzieren, während die Arbeitslosenquote im Lande steigt?
Gnadenlos kämpft Moore mit den Waffen des modernen Kreuzritters – Mikrophon und Kamera – und lässt sich weder von verschlossenen Türen, auskunftsunwilligen Konzernchefs noch wütenden Wachbeamten aufhalten. Herausgekommen ist ein typischer Moore-Film: Respektlos, bissig und einfach brillant.
(Quelle: StudioCanal)
[Kommentar]
Im Kern geht es um das Hinterfragen folgender Situation: warum entfernen amerikanische Unternehmungen in Zeiten von Rekordgewinnen ihre Mitarbeiter aus heimischen Betrieben und verlagern diese ins Ausland zu attraktiven Konditionen und zumeist schlechteren Arbeitsbedingungen? Die Antwort kennen wir, es geht um Profit. Und es geht um die Aktionäre. Nicht jedoch um die Mitarbeiter oder aber Nationalstolz in eigenen Land zu produzieren. Gier in der Wirtschaft ist vor allem in den vergangenen Jahren in den weltweiten Finanzsystemen angeprangert worden – mit verhaltenen Erfolgen.
Doch völlig unabhängig davon, um welches Gewerbe es sich handelt, die Nachricht des Mr. Moore ist klar und deutlich und offenbart zuletzt, dass nicht einer einzelnen Firma der Vorwurf gilt, sondern einem System, welches immer auf Wachstum und Fantasie aus ist. Der Mensch ist dort völlig nebensächlich, wenngleich es selten ohne ihn funktioniert. Die Folgen des Kapitalismus und die Eichung auf irre Profite sind die Motoren dieser Logik.
Aus heutiger Sicht gibt es ein paar gute Werke zu diesem Themenkomplex. Dazu gehört auch Michael Moores „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“ oder auch Florian Opitz‘ „Der große Ausverkauf“. Die Art und Weise dieses Stücks ist erwähnenswert, da Michael Moore trotz polarisierender Darstellung einen ordentlichen Humorgrad auf die Beine gestellt bekommt. Maßgeblich auf seine lustige Ader zurückzuführen. Das Konzept dabei: ehrliche Worte und eine Meinung, sowie die Eier in der Hose beides in der Öffentlichkeit zu vertreten. Toll und wichtig.
[Technik]
Qualitativ nicht sonderlich wertvoll, wenn es um die Visualisierung geht. Natürlich liegt das am Alter und den Materialien, die dazumal eingesetzt worden sind. So bekommen wir einen anamorphen Breitbild-Transfer vor die Augen, der hier im Format 1.77:1 abgefasst ist. Das Kino-Original hingegen soll ein 1.85:1 Bild gewesen sein – ohne das ich dazumal aus eigenen Erfahrungen berichten kann. Kontrast, Farbgebung und Kantenschärfe entsprechen allesamt nicht mehr den heutigen Vorstellungen und halten den Erwartungen eines technisch anspruchsvollen Zuschauers bei weitem nicht Stand. Die DVD Kompression ist ok, was bei dem Master auch nicht sonderlich hilft und den Schmerz nur gering lindert.
Tontechnisch zeichnet sich ähnliches ab und großartige Leistungen sollten besser nicht erwartet werden. Denn sie würden enttäuscht. Auf Dialog ausgerichtet und geprägt durch den Amateur-Dokumentarfilm-Charakter bietet sich einzig und allein eine englischsprachige Tonspur im Dolby Digital 2.0-Stereo Format an. Einerseits gut, dass der Originalton auf der Disc ist, da er viel näher am Geschehen wirkt. Für die wenig englisch bewanderten Zuschauer fallen deutschsprachige Untertitel ab. Rauschen oder Knacken tritt nicht auf, allerdings auch kaum Hintergrundgeräusche und keinerlei spürbarer Raumklang.
[Fazit]
Welch unangenehmer Zeitgenosse, dieser Michael Moore. Einige werden genau so denken und sich über die Person ärgern. Für andere ist er derjenige, der ihre Worte spricht und sich für ein besseres und faires Amerika einsetzt. 87 Minuten Laufzeit verrinnen wie im Flug. Inhaltlich gut gemacht und aussagekräftig, technisch allerdings sehr unzureichend diese Standard Definition Darbietung. Einfach gehaltene Menünavigation macht da nicht viel wett, wenn dann auch keinerlei Sondermaterial auf der Scheibe vorzufinden ist. 1997 hätte ich das vielleicht nicht so gesehen. Wie dem auch sei, für einen Michael Moore Fan gibt es hier keine zwei Meinungen. Und jeder, absolut jeder, der den Kapitalismus für toll hält, sollte hier hinschauen.
Andre Schnack, 03.10.2013
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