[Einleitung]
Mit „This Ain’t California“ erscheint eine Dokumentation über ein Thema, das mir als Zeitzeuge nahe gehen könnte. Was versteckt sich hinter dem nach Westen titulierten Inhalt? Ich konnte mir den 2012 gedrehten Streifen genauer anschauen, und zwar kam ich über den AppleTV Shop dahin, befand mich schlussendlich aber bei Amazon Prime und streamte ihn dort. Darüber echauffiert sich auch meine Kommentierung über die technischen Qualitäten und weitere Aspekte der Veröffentlichung. „This Ain’t California“ entstand unter der Regie von Marten Persiel, der auch gemeinsam mit Ira Wedel das Drehbuch anfertigte. Toll, wenn sie alles richtig gemacht haben, könnte ein zeitgenössischer Snapshot entstehen, welche die Nachwelt sehen sollte. Hoffen wir’s.
[Kommentar]
Teilweise eine Dokumentation über Musik oder aber eine sehr musikalische Dokumentation über einen Street Sport oder auch Hobby, das Skaten. Hier vorrangig in der Region der ehemaligen DDR. Mehrere Beispiele zeigen, welchen kulturellen Einschlag bestimmten Themen, wie dem Skateboard fahren, sogar im konservativen, stetig überwachten Staat der DDR gebührte. Sehr schnell, wie in einem MTV Music-Video, teilweise animiert und teilweise durchzogen mit Interview-Ausschnitten, die sehr professionell und sehr aktuell wirken.
„This Ain’t California“ ist keinesfalls ein Wetteifern mit amerikanischer Kultur, nein, es ist vielmehr eine Kultur des ostdeutschen Raums während die DDR noch existierte, bzw. verschwand. Das Skateboard und die damalige Musik sind die extrem intensiven, zeitgenössischen Elemente, die auch sehr stellvertretend für meine Gefühle dieser Zeit stehen könnten. Der Stil der Kollagen und des generellen (Zusammen)Schnitts ist schlichtweg gelungen, wenngleich qualitativ hier und dort schon mächtig der Zahn der Zeit nagte. Mir machte das nichts, für mich gewann die Sendung dafür sogar an Authentizität.
[Technik]
Viele Aufnahmen sind geprägt vom hohen Alter, der damaligen Aufnahmetechnik und eben unseren mittlerweile überhöhen Ansprüchen, selbst wenn es um teils quatschige Aspekte geht. „This Ain’t California“ arbeitet mit dem, was man ihm anbietet. Es ist wenig, und das Ergebnis erfrischt dennoch. Nicht ob seiner unfassbare hochwertigen Wiedergabegüte, sondern vielmehr beruhend auf der Tatsache, dass das Bild in sich so geschlossen wirkt. Selbst die teils völlig unterschiedlichen Quellen der Zusammenschnitte wirken irgendwie hochwertig. Alles scheint zu passen und somit ist es ein visuell anspruchsvolles Stück Arbeit, welches sie nun zusammensetzen soll. Die Kompression fiel mir zu keinem Zeitpunkt negativ ins Auge.
„This Ain’t California“ ist ein sehr musikalischer Film. Es ist hier praktisch die Geschichte einer ganzen Generation und eben die der Musik dazu. Toll zu hören ist der Zusammenschnitt so oder so, die einzelnen Interview-Momente inmitten dieser seichten und doch so charmanten Beschallung sind allesamt prima Güte. „This Ain’t California“ ist technisch auf einem rundum gelungenen Niveau, alles passt soweit, ohne das gekonnte, besondere Akzente gesetzt werden. Wer diese Change nicht nutzt, leistet nicht gleich schlecht ab. Ganz und gar nicht, denn der Film hier hat einen tollen Soundtrack, viel Musik, gute Weite. Fertig.
[Fazit]
Ich möchte hier dennoch und trotz allem vier Sterne vergeben für die Gesamtwertung Preis-Leistung. Das mag vielleicht etwas subjektiv wirken, da ich ein Kind genaue jener Zeit bin. Doch es ist überraschend wie viele gut ausgewählte Aufnahmen viel mehr erzählen, als anfänglich ersichtlich. Für mich sind diese 96 Minuten Laufzeit dieses Streams sehr wertvoll gewesen, denn sie sind ein unfassbar klares, starkes und eindrucksvoll zur Musik abgefasstes Ensemble an dem, was man mit zeitgenössisch zu umschreiben versucht. „This Ain’t California“ macht tatsächlich mehr aus dem ersten Blick und zeichnet ein ebenfalls interessantes Porträt einer Generation, eines Umbruchs. Toll.
Andre Schnack, 02.06.2020
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