[Einleitung]
Mit „Waco – American Apokalypse“ nimmt Netflix eine wahre Begebenheit zum Anlass einer dreiteiligen Dokumentations-Mini-Serie. Und zwar die Belagerung der religiösen Gruppierung Branch Davidians nach einer missglückten Durchsuchung 1993, die dann leider in einer Tragödie endete. Ich war damals 15 Jahre alt und erinnere mich an Aufnahmen aus den Nachrichten, in denen von einer Sekte gesprochen wurde und ein brennender Gebäudekomplex auf Video zu sehen war. Nun konnte ich mir diese Doku anschauen, die viele Zeitzeugen zu Wort kommen lässt und uns hoffentlich die Hintergründe näher bringt.
[Kommentar]
Man kann hier gut sehen, wie eines zum anderen kommt und schlussendlich eine Situation entsteht, die zwar niemand beabsichtigt hatte, jedoch plötzlich praktisch unvermeidbar erscheint. Bei der Anwendung der Staatsgewalt geschahen hier eklatante Fehler, zweifelsfrei bin ich jedoch auch genau so davon überzeugt das die religiöse Gruppierung, hier wohl eher eine Sekte, keine guten Absichten hatte. Beim angesetzten Vorgehen unterschätzte man dann die Situation, sowie die Durchsetzungsfähigkeit David Koreshs und die Überzeugung seiner Anhänger ihm gegenüber.
Zu lange ging man davon aus, das im Gebäudekomplex Menschen gegen ihren Willen festgehalten werden. Was streng genommen so nicht der Fall war – unabhängig des wohl unfassbaren Gruppenzwangs innerhalb der Davidians. Außerdem zeigt die Doku-Reihe gut auf, dass zwar die Action vielleicht vor der Kamera stattfinden mag, ein solches Drama jedoch weit über die Grenzen dessen hinaus geht, was man sieht und im ersten Moment denken mag. Denn all diese Menschen haben Familien.
Machtmissbrauch ist eines der Unterthemen hier. Ebenfalls wird aufgezeigt in welche spannungsreichen Verhältnis in die unterschiedlichen Behörden agier(t)en. Von Zusammenarbeit ist da nicht immer offensichtlich die Rede und eine (ebenfalls nicht immer konstante) enge Kommunikation ist Pflicht. Mir gefiel diese Doku-Reihe gut, da sie aus verschiedenen Blickwinkeln zeigt, was wohl geschehen ist. Dazu gibt es unfassbar viele Archivmaterialien, bewegt und still. Interviews von heute runden das Angebot positiv ab.
[Technik]
Technisch betrachtet haben wir es mit ordentlichen Aufnahmen im 16:9-Gewand zu tun, die sich entsprechend ihres Alters und der damaligen Aufnahmetechnik richten. So sehen die aktuellen Interviews sehr gut aus, scharf und klar. Archivmaterial aus Behörden- oder Privatbeständen hingegen schaut da schon ganz anders aus und ist zuweilen sehr unscharf, grob und mit viel Korn ausgestattet. Alles in allem, sozusagen als Mix, ist das jedoch komplett in Ordnung. Der Streaming-Datenstrom erfreut sich ausreichender Bitrate.
Ton gibt es hier vor allem in der englischen Originalfassung, wahlweise mit Overlay in Synchronfassungen (in verschiedenen Sprachen) und entsprechenden Untertiteln. Dabei muss klar festgehalten werden, das man wenigstens dem US-Original den Vorzug lassen sollte. Es klingt alles unheimlich nah, realistisch und teils sehr bedrückend. Gut abgemischt und ausreichend lebhaft in der Ausspielung. Fehlverhalten oder Rauschen sowie andere Störungen kann ich nicht benennen, es handelt sich um einen Ton des Mittelfelds.
[Fazit]
Wer „Jonestown“ kennt und gesehen hat, oder aber mit dem dahintersteckenden Thema vertraut ist, der wird sich auch mit diesem Inhalt hier gut befassen können. Ich konnte es aus eigenen Erinnerungen nicht nachempfinden, wahrscheinlich hat es mich dazumal auch schlichtweg nicht interessiert (was mir heute eher unangenehm ist). Denn es handelt sich hier schon gewissermaßen und dreiteiligen Harten Tobak. Die Folgen sind 51, 45 und 46 Minuten umfassend und das alles freigegeben ab 16 Jahren. „Waco – American Apocalypse“ aus dem Netflix Programm kann man sich gut anschauen.
Andre Schnack, 24.05.2023
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