[Einleitung]
„Innocence Project: Gerechtigkeit für Justitia“ ist eine 9teilige Dokumantations-Reihe über Fehler in der Rechtssprechung der USA auf Grund von vermeintlich forensisch erwiesener Beweiskraft, die dann doch nicht gegeben war oder ist. Mich interessiert diese Seite der Geschichte ebenfalls als True-Crime Freund, zumindest was Produktionen im Stil von „Medical Detectives“ betrifft. Also wollte ich mehr darüber wissen und schaute mir Folge um Folge an. Diese US-amerikanische Netflix-Produktion mit dem Originaltitel „The Innocence Files“ (vermutlich in Anlehnung an Forensic Files) entstand 2020 und es befanden sich neben den Gründen und Mitarbeitern vom Innocence Project auch Ex-Inhaftierte, Staatsanwälte, Angehörige und Ermittler zu Wort.
[Kommentar]
Um was geht es hier in dieser Doku-Serie? Einseitige und fokussierte Betrachtung bei der Beweisführung und darauffolgende Urteilsfällung auf Basis einer vermeintlichen Experten-Meinung, die als unfehlbar eingestuft wird. Der Faktor eines Jury-Gerichts stellt dabei eine besondere Kombination dar. Es geht um den Einfluss auf die Jury-Mitglieder.
In der Justiz wurde – wie man 30 Jahre später feststellte – zu viel Wert und hohe Priorität dem Beweismittel der Biss-Spuren gewidmet. Ergebnis: eine vermutlich hohe Anzahl an fehlerhaften Prozessen, die zur Folge hatten, dass Unschuldige ins Gefängnis gingen, Kriminalfälle geschlossen wurden und somit wahrscheinlich auch noch die wahrhaftigen Täter frei sind und weiterhin eine Gefahr darstellen.
In drei Abschnitte unterteilt (Beweis, Zeuge, Staatsanwaltschaft) zu je drei Folgen wird einigen der Fällen die Zeit gegeben, die benötigt wird, um auch glaubhaft daher zu kommen. Schließlich geht es darum, dass der Staat, die Rechtssprechung einen Fehler gemacht hat. Die heutigen Erkenntnisse stellen vermeintliche Wissenschaften ganz anders dar. Und zwar so, dass ihnen am besten keine Glaubwürdigkeit vor Gericht eingeräumt werden sollte. Wie beim Beispiel der Biss-Spurenanalyse.
In den „Medical Detectives“ entzaubernden Episoden hier geht es auch um den sogenannten „CSI Effekt“, den wir alle lieben. Ein junger, gut gekleideter, smarter Mann betritt den Tatort und ist in der Lage auf Grund der vorgefundenen Informationen und State-of-the Art Forensik den Fall aufzuklären. Spitze. Nur leider erscheint das wahre Leben, wie so oft, anders zu sein. Denn der durch das Rechtssystem bedingte Effekt der Einflussnahme auf die Jurymitglieder, ist ein gewichtiger Faktor.
Schlussendlich zeigen diese Folgen allesamt und bestätigten die Natur des Menschen. Wir machen Fehler, wir haben alle Egos und so kommt es zu Fehlern. Doch sollten diese nicht noch weitere Leben zerstören. So wundert es mich schon, dass viele der Regeln und Gesetze, die für solche Fehler in der Rechtssprechung verantwortlich sind, auch heute noch nach wie vor Geltung haben. Irre.
[Technik]
Wenn es um True-Crime geht, dann kommen hoffentlich auch die Archivmaterialien zum Fall zum Einsatz. Und so ist es hier nicht anders als bei anderen Titeln dieser Genres, wie dem seit Jahrzehnten bekannten und beliebten „Forensic Files“, hierzulande als „Medical Detectives“ bekannt. Quelle und Alter haben direkten Einfluss auf die Bildqualität in allen Belangen. Interviewausschnitte oder jüngere Videos hingegen sehen gut aus und weisen die üblichen Eigenschaften von TV-Produktionen auf. Dabei sollte kein Vergleich zu Filmen gezogen und sich vielmehr darüber gefreut werden, dass es authentische Aufnahmen dazu gibt.
Den tonalen Seiten gebührt nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit hier. Mit der Sprachausgabe der Interview-Partner, der Stimme aus dem Off und einigen Schnipseln oder realen Videos muss hier vorlieb genommen werden. Viel mehr erwähnenswertes gibt es nicht und musikalisch richtet sich der Inhalt am Aufbau der Darstellung auf. Rauschen oder Störungen gibt es nicht, die unterschiedlichen Sprachfassungen können von Untertiteln begleitet werden.
[Fazit]
„Innocence Project: Gerechtigkeit für Justitia“ hat eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt und ich empfand es ebenfalls als sehr interessant zu sehen, dass unterschiedliche Fälle schon einmal, in zum Beispiel „Medical Detectives“ Erwähnung fanden. 569 Minuten Laufzeit, oder aber 9,5 Stunden, das ist eine ganze Menge und getrödelt wird hier nicht. Erwähnenswert ist, dass die letzten drei Episoden von der Spieldauer weitaus länger ausfallen als die sechs vorherigen Folgen. Die Altersfreigabe liegt bei ab 16 Jahren und „Innocence Project: Gerechtigkeit für Justitia“ befindet sich erst seit kurzem im Netflix-Angebot. Für mich entwickelte sich die Serie sehr rasch als sehenswert.
Andre Schnack, 16.04.2024
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