American Manhunt: Der Anschlag auf den Boston Marathon

Dokumentation/Serie
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[Einleitung]
„American Manhunt: The Boston Marathon Bombing“ ist die erste Veröffentlichung der von Netflix produzierten „American Manhunt“-Dokumentationen. Das war 2023 und es folgte mit „American Manhunt: O.J. Simpson“ (2025) die zweite und mit „Die Jagd auf Osama Bin Laden“ (2025) die dritte. Ich war gespannt darauf zu sehe, wie das Thema des Marathon-Anschlags in Boston 2013 hier als Doku verarbeitet wurde und ob es nach einer Lobeshymne über die Behörden oder eine sachlich, objektive Darstellung gibt (insofern ich das beurteilen kann). True Crime-Fans dürfte der Dreiteiler von Regisseur Floyd Russ aufhorchen lassen.

Inhalt
01 Weißer Hut, schwarzer Hut: In den Stunden nach den Explosionen durchkämmen Ermittler*innen die Hinweise. Ein Foto und ein Video von wenigen Sekunden führen zum Durchbruch und einer schwierigen Entscheidung. (61 Min.)

02 Der amerikanische Traum: Als die Fotos der Brüder veröffentlicht werden, folgt eine Reihe gewalttätiger Ereignisse. Hinweise aus ihrer Vergangenheit deuten auf eine komplexe Geschichte hin. (52 Min.)

03 Ein Leiche kann man nicht befragen: Dschochar Zarnajew wird in die Enge getrieben. Während Ermittler*innen sich den noch offenen Fragen und Vermutungen widmen, geht Boston gestärkt aus der Tragödie hervor. (62 Min.)
(Quelle: Netflix)

[Kommentar]
„American Manhunt: Der Anschlag auf den Boston Marathon“ zeigt uns in Sachen konzeptioneller Aufarbeitung, Struktur der einzelnen Folgen und den Aufbau und Ablauf des gesamten dreiteiligen Werks vieles, was in „O.J. Simpson“ erneut Anwendung findet. Schließlich funktioniert es auch. Entscheidend ist bei diesem Material hier für mich, ob der Inhalt einen neutralen, objektiven Eindruck hinterlässt. Die Position der Berichterstattung sollte nicht schwer nachzuvollziehen sein, dafür jedoch objektivieren und stets auch auf die gezeigten Aufnahmen achten. Das gelingt hier.

Zeigen sich nachgestellte Situationen, so wurde zur Unterstreichung der Stimmung deren Gesichter verrauscht, so das man keine Person identifizieren könnte. Aufnahmen von den unterschiedlichsten Überwachungskameras und den Interviews haben den jeweils entsprechenden Charme aufzuweisen. Ich empfand es als beachtlich, wie viel die Behörden über das rückwärts Verfolgen der beiden Täter per Kameraaufnahmen in Erfahrung bringen konnten. (Hierzulande schlichtweg unmöglich). Spannend erzählt und tragisch auf vielen Ebenen zugleich, wenn man versucht zu verstehen, was geschehen ist.

Interessant war es auch den Offiziellen bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Hin und wieder drängt sich einem eine seichte Zeitreise zurück in den Wilden Westen auf. Als die Polizei mit (zu) vielen Beamten ein Boot untersucht und jemand schießt, schießen alle. Inmitten einer dicht bewohnten Gegend mit dichter Nachbarschaft. Viele unbeteiligte Menschen befanden sich in Lebensgefahr, weil man so vorging. Auch erscheint es irgendwie sonderbar, das halb Boston mit tausenden von Polizisten nach jemanden sucht, der sich dann schlussendlich unweit der letzten bekannten Position versteckt hat. Für mich sehenswert.

[Technik]
Im Grunde genommen kann hier ähnliches gelesen werden, wie wir es bereits bei „O.J. Simpson“ gesehen haben. Denn konzeptionell hat sich der Einsatz der unterschiedlichen Bildquellen nicht verändert. Auch hier bestimmt vorrangig Alter und Aufnahmegerät die Güte dessen, was wir zu sehen bekommen. Entsprechend zu einem einheitlichen Konsumerlebnis formatiert, hinterlässt die Doku in drei Teilen ein solides, visuelles 16:9-Geschehen. Rauschen und Farbgebung sowie die Kantenschärfe sind vor allem bei den jüngsten Aufnahmen der Interviews am besten. Neben den altersbedingten Einflüssen gibt es keine Kompressionsfehler.

Beim Sound stehen unterschiedliche Sprachen parat, auch Untertitel dazu sind (optional) zu nutzen. So richtig viel kann ich gar nicht über die gebotene Akustik verraten. Stets gut zu verstehen und auch musikalisch entsprechend ausgerichtet, präsentieren sich alle drei Teile der Dokumentation. Die Untertitel sind synchron und passen inhaltlich perfekt. Alles in allem eine solide, wenngleich auch unspektakuläre Wiedergabe.

[Fazit]
Aus den TV-Nachrichten hatte ich damals von den Ereignissen mitbekommen. Je nachdem, wie interessiert man sich damals wohl zeigte, hat man ggf. mehr Wissen. Ich hatte das nicht und bin auch nicht aus den USA, wo viel mehr Berichterstattung dazu erfolgte. Mit einer Laufzeit von rund 175 Minuten sind beinahe 3 Stunden gefüllt. Weitere Materialien gibt es beim Streaming-Titel nicht. Die Altersfreigabe ist bei ab 16 Jahren festgemacht. Wer True-Crime Stoff mag, der ist hier genau richtig.

Andre Schnack, 24.04.2025

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★★☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★★★☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★☆☆☆ 

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