[Einleitung]
„American Manhunt: O.J. Simpson“ nimmt sich eines bereits mehrfach durchgekauten Themas an und versucht es dabei vielleicht auch der nächsten Generation zu erklären. Netflix produzierte diese vierteilige Doku-Reihe, die sich des Doppel-Mordes an O.J. Simpsons Ex-Frau und ihrem Bekannten befasst. All das geschah 1994 und O.J. Simpson war einer der US-amerikanischen Superstars überhaupt. Der auf eine Festnahe folgende Prozess fesselte die USA. Folglich kommen hier vor allem Personen zu Wort, die damals bei den Ermittlungen beteiligt waren.
[Kommentar]
In vier Episoden eingeteilt, befasst sich „American Manhunt: O.J. Simpson“ mit dem spektakulären Mordfall und geht dabei allem Anschein nach offen und gründlich vor. Doch ist es natürlich auch ein leichtes, durch das Weglassen von Informationen eine Beeinflussung des Publikums zu erreichen. Gewissermaßen so, wie es damals die Verteidigung des einstigen Football-Stars angestellt hat. Und durch Ablenkung und Einflussnahme auf die Jury durch Randthemen, die eigentlich nur bedingt etwas mit dem Doppelmord zu tun hatten.
Vielen half es den Fall als eine Art Stellvertreter zu betrachten, um nicht den Glauben in das US-Justizsystem zu verlieren.. Sozusagen O.J. Simpson anstelle der schwarzen Bevölkerung der USA. Gewissermaßen gegen ein repressives, rassistisches Polizeisystem gedacht. Wenn man in meinem Alter ist, dann ist man mit dem Thema O.J. Simpson natürlich vertraut und kann mehr nachvollziehen, um was es vor allem der afroamerikanischen Bevölkerung ging.
Doch zeigt diese Dokumentation auch auf, wie schlecht teilweise seitens der Behörden gearbeitet wurde. Insbesondere dann, wenn Themen, oder der Fall an sich übergeben worden ist. Im Nachhinein belegen Aufnahmen (Fotografien) Fakten und Aspekte des Falls, die eigentlich überhaupt nicht zur Geltung kamen während der Verhandlung. Ich war überrascht. Gut zu sehen, fand ich, dass viele damals Beteiligten tatsächlich auch hier bereit waren, vor der Kamera noch einmal zu sprechen. Das ist auch der eigentliche Mehrwert dieser neuen Produktion zum alten, bekannten und mehrfach verarbeiteten Fall.
[Technik]
Erleben können wir den Zeitsprung in die späten 90er Jahre in Form eines 16:9-Transfers, der sich in vielen Aspekten ganz hervorragend entwickelt und dem Heimkino-Publikum präsentiert. Ob nun Streaming oder nicht, eine geringe Bitrate wird bei den Archivmaterialien (teils aus privaten Fundus’) nicht auffallen, dafür ist die Körnung ohnehin zu hoch. Die jungen Interview-Sequenzen hingegen befinden sich auf der höhere der Zeit oder zumindest auf dem Level, dem man erwartet, wenn nicht sogar etwas besser. Kompressionsartefakte oder andere Störungen treten nicht auf den Plan.
Tontechnisch sind wir bei „American Manhunt: O.J. Simpson“ natürlich vorrangig auf die Sprache angewiesen und möchten diese möglichst klar vernehmen. Am besten gelingt dieses wohl durch die englische Originalfassung, der ebenfalls englische oder andere Untertitel hinzugeschaltet werden können. Weitere Sprachen komplettieren das tonale Angebot. Sprache, Musik, etwas Geräusche und eben die zahllosen Archivmaterialien. So richtig krachen kann es hier kaum, muss es jedoch auch nicht, so lang denn die Sprache stets gut klingt. Tut sie.
[Fazit]
„American Manhunt: O.J. Simpson“ bietet auf 4 Folgen einen der wohl bekanntesten Kriminalfälle und Gerichts-Spektakel der Modernen des Westens. Einen Fall, der weit über die Grenzen der USA hinaus für Aufsehen sorgte, ganz ohne Internet, denn das gab es noch nicht so richtig. 301 Minuten Gesamtlaufzeit gibt es hier, was ziemlich exakt 5 Stunden entspricht. Jene sind mit einer Altersfreigabe von ab 16 Jahren ausgestattet worden. Netflix hat diese Doku-Serie über dieses weltbekannte True-Crime Thema erst jüngst veröffentlicht. Wer es noch nicht gesehen hat, gerne angucken. Es ist nicht von Nachteil, wenn man etwas über den Fall weiß.
Andre Schnack, 17.02.2025
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