[Einleitung]
Mit dem Dokumentarfilm „Bananas!*“ schuf der schwedische Regisseur Fredrik Gertten einen Film, der viel Aufmerksamkeit erregte. Doch gar nicht des Inhalts wegen, sondern wegen des Gerangel mit Obst-Riesen Dole, der Gefahr für seine schöne Markenwahrnehmung roch und aus allen juristischen Löchern feuerte. Und genau darum geht es in dieser Dokumentation mit dem Titel „Big Boys Gone Bananas!*“, den er 2011 (2 Jahre nach der Dole-Doku) veröffentlichte. Ich konnte mir „Big Boys Gone Bananas!*“ im Rahmen meiner Netflix-Mitgliedschaft genauer anschauen und war froh über den Film berichten zu können.
[Kommentar]
Der ausgesprochen knapp gehaltenen Inhaltsangabe sollte noch hinzugefügt werden, das die Klage der Arbeiter aus Nicaragua gegen Dole gemeint war. Schlussendlich wurde auch richterlich festgestellt, dass die von Dole angebrachten Vorwürfe gegen die Filmemacher nicht durch deren Film unterstützt werden. Wer „Bananas!*“ gesehen hat, der weiß, das dort zwar vieles gezeigt wird, jedoch niemals bewertet oder verurteilt oder Meinung ergriffen. Was sehr wichtig ist, wenn man sich bei dieser Aufgabe hinter der Kamera als jener versteht, der zeigt, wie es ist. Was damit gemacht wird vor den Wiedergabegeräten, liegt davon außerhalb.
Beeindruckend zu sehen, dass mit dieser Doku ein Werk über den Erhalt der freien Rede und Meinungsäußerung entstanden ist, was ungefähr das Gegenteil von dem ist, was Dole schätzt. In Sachen PR ist mithin das gesamte Gegenangriffs-Manöver mies gelaufen für Dole, wenngleich sie erfolgreich eine Zeit lang von anderen Missständen ablenken konnten. Vermutlich einfach auch deshalb, da der Einfluss und die Drohungen eines solchen Konzerns in Europa weitaus weniger stark ausfallen, als in den USA. Vielleicht durch die abweichenden Justizsysteme und eine anders funktionierende Medienlandschaft…
Eine gute Dokumentation, die sich ausreichend von anderen Aspekten abgrenzt. Sie geht zum Beispiel kaum auf den Inhalt des eigentlichen Doku-Films „Bananas!*“ ein, fokussiert auf die Dinge hinter dem Vorhang, vom Festival bis hin zum Kinostart des Films in den USA. Toll. Und ganz ehrlich, wenn ich die Aufnahmen und Bilder dieses Vice President Michael Carter von damals sehe, dann muss ich lachen. Im Grunde genommen nicht viel mehr als eine weitere arme Wurst in einem Anzug, denke ich.
[Technik]
Die 10 Jahre Alter machen dem Films nichts aus, die Enstehungshintergründe und eingesetzten Mittel hingegen haben natürlich zum Ergebnis, das es sich um authentisch wirkende, Reality-TV Bilder handelt. Schließlich kam hier nicht ständig professionelles Equipment zum Einsatz. Haben wir es mit TV-Aufnahmen aus Interviews zu tun, so merkt man den Aufnahmen die Studioqualität positiv an. Bei Aufnahmen aus Archiven hingegen fällt das erwartungsgemäß anders aus. Die zusammengeschnittenen 16:9-Aufnahmen bieten einen rundum gelungenen Eindruck, man kann ferner festhalten, das hier die Qualität zum Inhalt gut passt.
„Big Boys Gone Bananas!*“ ist ein Dokumentarfilm. Mithin erleben wir einen Fokus, der sich auf die Wiedergabe der Sprachausgabe stützt und davon ab ein ehr unspektakulären, weniger interessantes Klangbild bietet. Liest sich negativer, als es ausfällt. Denn letztlich ist man hier eben nicht der Situation ausgesetzt, dass die Bilder etwas vom Ton abfordern, das dieser gegebenenfalls nicht zu leisten in der Lage ist. Hier ist das anders. Und das passt soweit gut. Ton ist ausschließlich in Englisch vorhanden, Untertitel stehen einige zur Wahl.
[Fazit]
Man muss diese Dokumentation mit dem Titel „Big Boys Gone Bananas!*“ als eigenes Werk betrachten, keine Frage. Natürlich ist es sinnvoll und macht dann noch mehr Eindruck, wenn man erst die Dokumentation „Bananas!*“ anschaut und dann den Titel über die Hintergründe zur Veröffentlichung der Doku. Knappe 86 Minuten Laufzeit gibt es hier an Film über den Film, die Altersfreigabe liegt bei ab 6 Jahren und ich kann und möchte den Titel jedem ans Herz legen, der etwas darauf gibt, seine Meinung öffentlich äußern zu können. Oder einfach nur von etwas zu berichten, dass ohnehin bereits bekannt ist. Anschauen.
Andre Schnack, 30.08.2023
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