[Einleitung]
Tim Burton Filme haben für gewöhnlich etwas außergewöhnlich visuelles und optisches an sich, ferner wird Fantasie und Gedankenfreiheit oftmals etwas freier in seinen Werken gelebt als in anderen Filmen. So kommt es auch, dass Burton mit dem Remake von „Planet der Affen“, dem Titel „Batman“ oder aber dem stimmungsvollen „Sleepy Hollow“ immer den fantasievollen Weg schritt. Bei „Big Fish“ aus 2003 soll es ganz ähnlich zugehen. Der Film auf DVD erscheint von Columbia TriStar Home Entertainment und wir konnten einen prüfenden Blick auf den Titel mit Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange und Helena Bonham Carter in den Hauptrollen werfen.
[Inhalt]
Edward Bloom – ein Held, ein Abenteurer, ein Genie – sein eigener Mythos. Doch nie ein richtiger Vater. Jetzt liegt er im Sterben, und sein Sohn Will unternimmt einen letzten Versuch, sich mit ihm zu versöhnen und endlich herauszufinden, wer Edward Bloom wirklich ist. Denn zeitlebens hat der nur fantastische Lügengeschichten über sich erzählt. So hätte er als junger Mann gemeinsam mit einem Riesen seine Heimatstadt verlassen, in einem magischen Wald gegen mordlüsterne Fabelwesen gekämpft, mit einem Werwolf im Zirkus gelebt, seine Ehefrau mit 10.000 Narzissen betört, den Zweiten Weltkrieg quasi im Alleingang gewonnen, eine komplette Nacht auf dem Grund eines Sees verbracht und noch viele andere unglaubliche Wunderdinge erlebt. Will rekapituliert all diese bizarren Geschichten, will Spuren von Realität in den Lügenkonstrukten entdecken – doch Edward Blooms „Wirklichkeit“ ist eine andere…
(Quelle: Columbia TriStar Home Entertainment)
[Kommentar]
Ein Film über einen ganz großen Lügner, oder eher ein Werk mit unheimlich dichter Vielschichtigkeit, vollgestopft mit Metaphern und symbolischen Bild-Elementen? Irgendwo dazwischen ist Tim Burtons „Big Fish“ anzutreffen, inmitten der fantastischen Ausschmückungen einen alten Mannes und seinem weiten Geist. Es ist ein Film über die Macht der Gabe des Geschichtenerzählens, den Wert der eigenen Gedanken und der Fantasiewelt, in der sich ein jeder irgendwie einmal mehr oder weniger stark befindet – träumen ist angesagt. In „Big Fish“ geht es jedoch um noch mehr. Um eine Vater und Sohn-Beziehung, die Liebe und Träume.
Regisseur Tim Burton erschuf erneut eine dichte Stimmung, die den Betrachter von den ersten Minuten an in ihren Bann zieht und in die Welt der Fantasie-Figuren Drehbuchautors John August’s entführt. Die merkwürdige und fantasievolle Geschichte wurde nach dem Roman Daniel Wallace gefertigt und sehr professionell umgesetzt. Man hielt sich weitgehend an den realistischen Aufnahmen fest und versuchte ein attraktive Mittelwelt zwischen Realität und Fantasie zu schaffen, was letztlich mittels eines dazu passenden Soundtrack gelang. Hier und dort wurde die ohnehin schon interessante Geschichte des Lebens eines Mannes mit einigen typischen Hollywood-Elementen aufgepeppt.
Schauspielerisch kann das gute Stück auf ganzer Linie überzeugen. Werden zwar keine Oscar-verdächtigen Performances geboten, so stellt sich ein angenehm aufgestelltes Ensemble vor der Kamera harmonisch aufeinander ein. Die Dialoge und akustischen Umschreibungen gefallen sehr gut und die Macht der Wörter und der Bann einer Geschichte kann förmlich gespürt werden. Einfühlsame Momente und gar traurige Aufnahmen werden ganz hervorragend vermittelt und gewinnen durch die Musik emotionale Stärke. Hier und dort gibt es dann wieder etwas zum Lachen, was in einem interessanten Mix der Genres endet und aufgeht.
[Technik]
„Big Fish“ besitzt ein Bild im 16:9 Widescreen-Format, welches sich auf das genaue Ratio 1.85:1 beläuft. Oftmals wird zur Unterstreichung der Wirkung zu künstlerischen Verfremdungen gegriffen – so auch hier. Das Ergebnis erstrahlt in einer sauberen Ausleuchtung und unter dem Dach eines arg steilen Kontrasts, der mitunter für einige Überblendungen sorgt. Auf der anderen Seite liegen die intensiven dunklen Töne und ein sehr deckungsfreudiger Schwarz-Level. Sorgenkinder sind hier eindeutig in Form der Kantenschärfe und der Menge an Bilddetails zu finden. Erträglich, doch verantwortlich für einen Malus, der sich auf die Wertung auswirkt. Ansonsten gibt es so gut wie kein Rauschen, Verunreinigungen oder andere störende Effekte bleiben aus. Die Kompression kommt nahezu ohne Blockbildung aus.
Der Film sieht sich nicht nur gut, er hört sich auch noch gut an. Und dazu gehört natürlich nicht nur der musikalische Inhalt, sondern vielmehr das technische Gewand. An Tonformaten gibt es Dolby Digital 5.1 in deutscher und englischer Sprachausgabe auf der Disc aufzufinden. Die deutsche Synchronfassung weist zwar keinen sonderlich erwähnenswerten Raumklang auf und hält sich bei der Wiedergabe an die Front statt den Surround-Lautsprechern. Doch wenn der Input stimmt, dann kann auch die Technik begeistern. Getreu dieses Prinzips erntet die Akustik Lob durch die fabelhaften musikalischen Qualitäten. Die Sprachausgabe wirkt stets klar und verständlich und es gibt keiner Störungen wahrzunehmen. Optionale Untertitel gibt es in Deutsch, Englisch und Türkisch.
[Fazit]
Auf den damaligen Trailer im Fernsehen reagierte ich mich deutlicher Zurückhaltung. Es wurde eine fantastische und mystische Atmosphäre versprüht, irgendwie haftete an dem Ganzen jedoch ein gewisser Klischee-Charakter. Es sei gesagt, dass nicht nur Tim Burton-Fans „Big Fish“ zu schätzen lernen wissen. Man muss ohne Vorurteile an den Film herantreten. Die rund 120 Minuten Laufzeit der einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) vergehen in einem angenehmen Tempo. Das Screen-Design der Menüs wurde dem Film angepasst und bietet Zugriff auf folgendes Bonusmaterial:
- Audiokommentar mit dem Regisseur
- Die Film-Charaktere
- Auf den Spuren der Filmemacher
- Wissenswertes über Tim Burton – Quiz
- Trailer
Die Zusatzausstattung des Titels aus den genannten Komponenten ruft zusätzlichen Unterhaltungswert auf den Plan und begeistert den Zuschauer mit zahlreichen interessanten Informationen zu „Big Fish“ und der Entstehung des Films. In der DVD-Erstauflage gibt es den Film inklusive 3 exklusiven Reproduktionen von fantastischen Original-Illustrationen von Tim Burton. Für Sammler mit Sicherheit von gewissem Wert. Die FSK stufte den Film für ein Publikum ab einem Alter von 6 Jahren ein. Erworben werden kann man den dicken Fisch ab dem 09. November zu einem Preis um die 20,- Euro. Wer fantasievolle Unterhaltung mit etwas Tiefsinn mag, der sollte zugreifen.
Andre Schnack, 21.10.2004
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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