[Einleitung]
Am 30. November feierte Regisseur Ridley Scott seinen 70. Geburtstag; ein schönes Alter. Der gebürtige Engländer fertigte in seiner Karriere, die sich derzeit noch im aktiven Status befindet, zahlreiche erfolgreiche Hollywood-Titel. Er übernahm dabei oftmals nicht nur Platz im Regie-Stuhl, sondern übernahm auch den Teil des Produzenten. 1982 drehte Ridley Scott mit Harrison Ford, Rutger Hauer und Sean Young in den führenden Rollen einen Film ab, der sich an den Kinokassen als Misserfolg entpuppt und von Kritikern zerrissen wurde: „Blade Runner“. Nach einem Drehbuch von Hampton Fancher und David Webb Peoples entstand eine filmerische Auseinandersetzung mit dem Roman „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ von Autor Philip K. Dick. Heute, über 25 Jahre nach Entstehung des US-Films, erscheint von Warner Home Video eine 5 Discs umfassende und technisch komplett überarbeitete Fassung mit dem Titel „Blade Runner – The Final Cut“. Wir schauten nach.
[Inhalt]
Los Angeles im Jahre 2019. Ex-Polizist Deckard (Harrison Ford) erhält den Auftrag, vier geflohene „Replikanten“ zu töten – künstliche Androiden, die von Menschen kaum zu unterscheiden sind. Eine atemberaubende Hetzjagd durch eine futuristische Welt beginnt!
(Quelle: Warner Home Video)
Ergänzend möchten wir an dieser Stelle ausführen, dass eine weitere Aufbereitung des Filminhalts unseres Erachtens nach nicht notwendig erscheint. Genau gesehen ist dies auf maßgeblich zwei Gründe zurück zu führen: a.) gibt es den Film seit 25 Jahren, heute sind mehrere DVD-Ausführungen erhältlich und der Titel erfreut sich heutzutage größter Beliebtheit und Akzeptanz. Und b.) sind ausreichend Quellen im Netz vorhanden, welche genaueren Aufschluss im Sinne einer Inhaltsangabe geben.
[Kommentar]
Wir möchten nicht genauer auf das eingehen, was „Blade Runner“ nun ‚ist‘ und was ihn zu einem der besten Science-Fiction-Filme macht. Auch gehen wir nicht auf die genauen Unterschiede der bisher erschienenen Fassungen und dem hier vorliegenden „Final Cut“ ein, sondern beäugen den Film aus einer objektiven Distanz als solches, was er heute ist: ein bereits seit 25 Jahren bestehendes Science-Fiction-Filmwerk, welches auch heute noch mächtig etwas zu sagen hat. Ein rassischer Film-noir der Superlative, aus heutiger Sicht. Ein stimmungsvolles Science-Fiction Endzeitdrama mit einem ungeheuerlichen Tiefgang. Aus damaliger Sicht handelte es sich um einen aufwändigen, wenngleich nicht monströsen Film, was den finanziellen und tricktechnischen Aufwand betraf. Aus heutiger Sicht kann der Film als weniger aufwändig bezeichnet werden.
Doch er ist ausgeklügelt, zumindest was die inhaltlichen Werte angeht. „Blade Runner“ im finalen Schnitt vermag die letzte inhaltlich angepasste Version zu sein, optisch ist sie nach wie vor ausgesprochen innovativ und einfallsreich, zudem komplett überarbeitet. Sie zeigt traurige und schummerig schöne Panoramen einer tristen und trostlosen Zukunft in einer urbanisierten Mega-City, in der es praktisch niemals Tag zu werden scheint; starrer Smog am oberen Ende der gigantischen Gebäudeteile inmitten großer, leerer Altbauten lässt die Stadt in einer melancholischen Atmosphäre erscheinen. Dazu gibt es Musik von Vangelis, irgendwo zwischen Blues und modernem Elektro-Music-Score anzusiedeln.
In all dem Müll dieses Zukunftsszenarios: ein tragischer Anti-Held auf der Suche nach etwas Menschlichkeit und einer Antwort auf die Frage, was es bedeutet zu leben. Es ist keine direkte Fragestellung, die es zu beantworten gilt, sondern eine komplexe Geschichte, die sich philosophierend mit dieser Thematiken auseinandersetzt. Und genau hierin liegen die Stärken von „Blade Runner“, dem man vielleicht einen sehr eigensinnigen Style vorwerfen kann, jedoch keinesfalls einen leichten Inhalt unterstellen darf. Es gibt eine ganze Vielzahl denkwürdiger Momente, ausreichend Spannung und einige sehr gut inszenierte Sets, Action-Momente und Dialoge im Programm. Die darstellerischen Leistungen, bisher unkommentiert von uns, befinden sich auf einem hohen Niveau.
[Technik]
In vielerlei Hinsicht könnte man über diese erneute „Blade Runner“-DVD viele Worte verlieren. Im speziellen jedoch widmen wir uns den Veränderungen der bisher besten technischen Fassung des Director’s Cut im Vergleich zur vorliegenden Final-Cut Fassung. Wir haben es mit dem Seitenverhältnis 2.40:1 zu tun, der Transfer befindet sich anamorph codiert auf dem Datenträger. Es sind insbesondere die ersten Filmminuten, welche einen bleibenden und qualitativ sehr guten Eindruck hinterlassen. Der musikalisch unterlegte Flug über die düstere Metropole bei Nacht offenbart einen wunderbaren Kontrast, plastische Farben und einen satten Schwarz-Ton. Dieser Eindruck hält zwar nicht durchgängig an, bestimmt jedoch die Höhen des Transfers. Insgesamt wirkt das Bild frischer, sauberer und klarer und Rauschen und kleinere Kompressionsaussetzer halten sich in Grenzen.
Auch dem Ton steht die Überarbeitung sehr gut. Es gibt Dolby Digital 5.1-Sound in den Sprachfassungen Deutsch, Englisch, Polnisch und Spanisch im Programm. Der Ton konzentriert sich auf die Lautsprecher-Front, wo neben den klaren und deutlichen Dialogen auch ein Großteil der Effekte ihren Ursprung wieder findet. Davon ab gibt es selbstverständlich auch noch zahlreiche Effekte auf den hinteren Lautsprechern zu vernehmen, welche in einer adäquaten Räumlichkeit münden und somit gewissermaßen für ein lebhaftes Klangerlebnis sorgen. Großartig bemerkenswerte akustische Elemente sind dabei nicht hervorzuheben oder fallen weder positiv noch negativ auf. Untertitel können wahlweise in gleich 15 Sprachen bei Bedarf hinzugeschaltet werden.
[Fazit]
Mensch, was für ein Glück – es gibt ihn nun im „Final Cut“, den guten und mittlerweile angestaubten Blade Runner. Und wer Fan des Klingenläufers ist, der hat gerade ein 100%iges Argument gefunden, um auch diese Fassung erwerben zu müssen: es steht vor uns. Die „Final Cut“-Fassung erschien am 7. Dezember als 2-(Standard Definition)-DVD Variante, als 5-Disc Collector’s Edition und als HD DVD-Variante. Die uns hier vorliegende Collector’s Edition hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Denn sie besteht zum einen aus 5 DVDs, randvoll mit den verschiedenen Fassungen des „Blade Runner“ und üppigem Bonusmaterial und zum anderen sind auch noch genau diese Inhalte recht wertvoll und geben viel Aufschluss rund um das Phänomen des Films „Blade Runner“:
- Einleitung von Regisseur Ridley Scott zu allen Filmfassungen
- 3 Audiokommentare von Filmschaffenden zum Final Cut
- ein weiterer Audiokommentar zur raren Arbeitsfassung des Films
- Alternative Szenen
- „All unsere Zukunftsvarianten“: Feature über die faszinierende Chronik der verschiedenen Filmfassungen und eine umfassende Dokumentation über die Entstehung des Final Cuts
- „Dangerous Days – Making-Of Blade Runner“: Die ultimative Dokumentation über die Dreharbeiten des Films, die aus über 80 neuen Interviews mit den Darstellern, Teammitgliedern und Kollegen sowie vielen Stunden noch nie veröffentlichter, nicht verwendeter Szenen und Aufnahmen vom Dreh zusammengestellt wurde
- viele weitere Dokumentationen und Featurettes, Interviews und Hinter den Kulissen-Aufnahmen zum Phänomen des Films „Blade Runner“.
Die Infos sind inhaltlich zum Teil bekannt und zum weiteren Teil auch unbekannt, bzw. unveröffentlichter Natur. Sie erstrecken sich über eine Laufzeit von insgesamt mehreren Stunden und zeigen immer wieder neue Dinge an einem bereits zum Kult avancierten Science-Fiction-Endzeitdramas. Es handelt sich bei allen Discs um einseitige Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9). Doch das ist noch nicht alles. Denn das 5er Disc Set ist limitiert und erscheint in einer tatsächlich ansehnlichen Metallbox mit einem guten Verpackungs-Design und weiteren haptischen Inhalten. Dazu gehört ein Filmschnipsel in einem Arcyl-Rahmen, einige tolle Illustrationen und Fotomotive im Postkartenformat, sowie ein nett gestaltetes Booklet. Einfach wunderbar, diese Schachtel.
Andre Schnack, 14.01.2008
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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