[Einleitung]
ZDF Expedition ist nicht nur bekannt für gute Sendungen wenn es um die inhaltlichen Aspekte geht, sondern auch für gute Unterhaltung. Mit der Kompilation von vier Sendungen über die riesige Nation China erhalten wir Einblick in eine andere Welt. Eine Welt im Umbruch. Diese DVD-Fassung der vier Sendungen erscheint aus dem Programm der universumfilm und frohlockt mit interessanten Informationen. Die rund dreistündige Dokumentation entstand 2005/2006 als Koproduktion folgender Länder: China, USA, Kanada, Deutschland. Wir konnten uns ein genaueres Bild der Leistungen der DVD machen und berichten ungeschönt und aus erster Hand.
[Inhalt]
Zwei Jahre vor den Olympischen Sommerspielen in Peking informiert das ZDF mit „China“ umfassend und facettenreich über die Veränderungen, die das bevölkerungsreichste Land der Erde ergriffen haben. Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft des Riesenlandes werden vor unseren Augen von Grund auf erneuert – der wohl kühnste und dramatischste Wandel der Menschheitsgeschichte. Die vier Episoden lassen die Zuschauer teilnehmen an diesem atemberaubenden Prozess, dessen Ausgang und dessen Folgen für uns niemand vorhersagen kann. Aber nicht als unbeteiligte Beobachter erleben wir die Umwälzungen, sondern mit den Menschen, ihren Träumen und ihren Schicksalen.
Teil 1: „Speisen des Himmels“ – führt von den kantonesischen Küchen und Märkten in die kargen Schluchten des Lössberglandes. Vom Fernsehkoch, für den Essen vor allem Spaß ist, zur Bauernfamilie, die Angst vor dem Hunger hat. Während Wüste und Bauwut das wertvolle Ackerland fressen, kämpft ein rebellischer Anwalt gegen die Umweltzerstörung.
Teil 2: „Werkbank der Welt“ – öffnet den Weg in Chinas Wirtschaftswunder. In die Villen der Neureichen und die Knochenmühlen der Textilindustrie, die den Weltmarkt erobert haben. Wir treffen Millionäre und Schichtarbeiterinnen, Wanderarbeiter und Wirtschaftslenker, Gewinner und Verlierer der Reformen.
Teil 3: „Spiele der Macht“ – blickt vor dem Hintergrund der Olympia-Vorbereitungen auf die politischen Umwälzungen, auf das einmalige Experiment von kommunistischer Führung und kapitalistischer Lebensweise. Während auf dem Lande mit Demokratie experimentiert wird, bleibt das Regime starr und autoritär und setzt zunehmend auf die nationalistische Karte. Wir erleben eine Bürgermeisterin im Wahlkampf, eine linientreue Parteikandidatin, eine 14-Jährige, die ihre Kindheit opfert für die Hoffnung auf olympisches Gold. Wir lernen den genialen Co-Designer des Olympiastadions kennen – und seine ergreifende Lebensgeschichte.
Teil 4: „Stadt der Träume“ – führt nach Shanghai, dem Symbol für Chinas Aufstieg und auch einem Sinnbild seiner Ungerechtigkeiten. Während eine smarte, wohlhabende Elite die neu gewonnenen Freiräume ausnutzt, erleben andere die Schattenseiten des Aufbruchs. Hier arbeitet eine Modedesignerin an ihrer neuen Kollektion – und zwei Straßen weiter werden Menschen aus ihren Häusern vertrieben, weil sie dem Fortschritt im Wege stehen.
(Quelle: universumfilm)
[Kommentar]
„China“ ist faszinierend und beängstigend zugleich – nicht das Land, sondern diese Dokumentation. Denn welch eine gigantische wirtschaftliche Kraft hinter der Supermacht China steckt ist heute nicht jedermann klar und wird durch die Sendung verdeutlicht. China befindet sich in einem Wandel, und dieser wird noch Jahre anhalten, bis sich die ersten großen Dinge ändern und für andere Länder Implikationen hervorrufen. Auch wenn es noch ein langer Weg ist, so muss der Rest der Welt nicht nur zuschauen, sondern sich auf starke Konkurrenz gefasst machen und vorbereiten. Diese ZDF Sendung beschäftigt sich damit zwar nicht im Kern, doch sind das die Ableitungen, die möglicherweise eintreten können und ziemlich wahrscheinlich auch werden.
Nicht unbedingt gemäß einer reinen sachlichen Dokumentation versprüht „China“ nicht nur den Charme einer Wissen vermittelnden, sachlichen Sendung, sondern weist auch starke Aspekte einer Reise-Berichterstattung auf. So haben die vier Sendungen jeweils einen anderen Fokus und berichten über jeweils völlig unterschiedliche Themen. Dabei zeigt die Sendung nicht nur die Schokoladenseiten des Umbruchs, sondern scheut keinesfalls die Auseinandersetzung mit der Kehrseite der Medaille. Schöne Landschaftsaufnahmen, Blickfänge aus gigantischen Metropolen und der Blick in die vermeintlichen Gedanken von Politik und dem chinesischen Volk mit seiner facettenreichen Vergangenheit kommen dabei gleichermaßen zum Zuge. Ein Sprecher begleitet die Bilderflut.
[Technik]
„China“ wartet mit einem anamorphen Breitbild-Transfer im Format 1.78:1 auf. Mit diesem Ratio werden zahlreiche Dokumentationen und Informations-Sendungen in der jüngeren Vergangenheit abgemischt. Vielleicht als eine Art sukzessiver Übergang von 1.33:1-Vollbild-Formaten zu den wirklich breiten Bildern, wie sie mit Cinemascope 2.35:1 bei den meisten Kinofilmen bereits Standard sind. Wie dem auch sei, „China“ weist einen guten Transfer mit hoher Wiedergabegüte auf. Es gibt kontrastreiche Farben vor die Augen, ein ausgewogener Kontrast tut sein Übriges zur Wirkung des Bildes bei und immer wieder überzeugt das Geschehen mit einer spürbaren Plastizität. Je nach Vorlagen-Master einiger Bilder kommt es nur selten zu kleinsten Verunreinigungen oder aber wenigen Kompressionsartefakten. Weitgehend kann man sehr zufrieden sein mit der visuellen Technik.
Tontechnisch haben wir weniger Freude an „China“, was weder direkt an der Technik, noch am Inhalt liegt, sondern vielmehr an der Art der Sendungen. Im Overlay des Sounds befindet sich eine Sprecher-Stimme, die sich angenehm vom restlichen Ton distanziert und auf diesem Wege eine saubere und klare Sprachausgabe offeriert. Daneben gesellen sich oftmals einsetzende musikalische Begleitung und hin und wieder einiges an Hintergrundgeräuschen oder auch kleineren Effekten. Dies alles jedoch ausschließlich auf der Lautsprecherfront, denn es handelt sich um einen zweikanaligen Stereo-Sound in deutscher Sprache. Optionale Untertitel konnten wir leider nicht ausmachen.
[Fazit]
Unter dem Label ZDF Video erscheint von universumfilm diese vierteilige Dokumentation über ein faszinierendes Land, seine Gepflogenheiten und die verschiedenen Facetten des Lebens in den Städten eines der bevölkerungstärksten Länder der Erde. In vier Episoden unterteilt füllt die DVD eine Gesamtlaufzeit von rund 180 Minuten, also 45 Minuten pro Folge. Abgefasst auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) fühlt sich die Dokumentation sichtlich wohl und hört sich adäquat an. Die Altersfreigabe dieser DVD-Erscheinung liegt bei ab 12 Jahren, der Hauptfilm hingegen ist bereits ab 6 Jahren freigegeben. Nennenswerte Extras konnten wir auf der Disc nicht ausmachen, der Verpackung liegt ein Booklet mit einem Reportertagebuch zur Dokumentation bei. Erscheinungstermin ist der 3. Juli, der Preis wird bei 15,- Euro, was fair erscheint.
Andre Schnack, 26.06.2006
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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