[Einleitung]
Dokumentationen erfreuen sich in der DVD-Check Redaktion stets größter Beliebtheit. Sind sie doch wunderbare Transporteure großen Wissens und das zumeist gut aufbereitet und auch noch in einem unterhaltsamen Gewand verpackt – so sollte es zumindest sein. Die besten Beispiele kommen von BBC oder dem Discovery Channel und anderen Anbietern. Aus dem Programm von Sunfilm Entertainment wird die DVD „Darwins Alptraum“ (Originaltitel: Darwin’s Nightmare) veröffentlich, die wir uns glücklicherweise genauer ansehen konnten. Der Film über die Globalisierung und ihre weit reichenden und intensiven Folgen erfreute sich auf Festivals vieler Fans und geschätzten Kritiken. Regisseur und Drehbuchautor Hubert Sauper drehte die Dokumentation 2004 erfolgreich ab und taucht auch selbst im Film auf.
[Inhalt]
Was in den 60er Jahren als kleines wissenschaftliches Experiment am Victoriasee in Afrika begann, stellt sich heute als ökologisches und ökonomisches Horror-Szenario am größten tropischen See der Welt dar. Der damals ausgesetzte Nilbarsch vernichtete über die Jahrzehnte nicht nur einen Großteil der 400 anderen Fischarten – der in der westlichen Welt so begehrte Fisch ist inzwischen beliebtes Zahlungsmittel für Waffen, durch die jeden Tag Tausende von Menschen in der Region ums Leben kommen. Für viele ist es ein lukratives Geschäft: internationale Waffenhändler, russische Piloten, Fischhändler, afrikanische Minister und Funktionäre – alle kassieren ab, nur die Einheimischen gehen leer aus…
„Ich habe versucht, den kurzlebigen Boom, den die bizarre Erfolgsgeschichte eines Fisches ausgelöst hat, in eine ironische, erschreckende Allegorie über die so genannte Neue Weltordnung zu verwandeln. Ich könnte den gleichen Film in Sierra Leone machen, nur wären die Fische dann Diamanten, in Honduras Bananen, in Libyen, Nigeria oder Angola Roh-Öl. Nach hunderten von Jahren der Sklaverei und Kolonialisierung in Afrika ist die Globalisierung der afrikanischen Märkte die dritte und tödlichste Demütigung für die Menschen dieses Kontinents.“ – Hubert Sauper, Regisseur.
(Quelle: Sunfilm Entertainment)
[Kommentar]
„Darwins Alptraum“ ist nicht frei von Makeln. So haben wir es mit einer wahren und sehr traurigen Geschichte über die Globalisierung zu tun. Beispielhaft wurde ein Teil des ausgesprochen facettenreichen Themas herausgetrennt und als Allegorie dargestellt. Der Betrachter kann den Zügen des Verlaufs und dem Kern der Geschichte gut folgen. Inhaltlich können wir rund um von einem heißen Thema sprechen, dessen Kern gut transportiert wird. Wenn es jedoch um das „Wie“ geht, so muss Hubert Saupers Werk leider ein wenig den Schwanz einziehen. Es gibt hier keinen Reporter oder Kommentator, der entsprechend die Geschehnisse vor der Kamera umschreibt, anreichert oder sonst wie kommentiert. Vielmehr werden Einheimische und „Beteiligte“ vor der Kamera interviewet und befragt. Dabei muss der Betrachter sich eine eigene Meinung bilden.
Einfacher zu verdauen ist der ganze Spaß dann jedoch noch lange nicht. Denn es formt sich mit weiterem Verlauf der Sendung ein sehr eigenes, intensives und bedrückendes Bild einer Gesellschaft aus Wesen, die sich verstehen über Wasser zu halten und dabei weder auf sich selbst noch auf ihre Umwelt sonderlich viel Rücksicht nehmen – die menschliche Gesellschaft eben. Oder aber wie Darwin es formulierte „survival of the fittest“. „Darwins Alptraum“ beschreibt eindrucksvoll eines der größten Probleme der Menschheit in der heutigen Zeit – die Globalisierung und ihre negativen Folgen. Wer geglaubt hat, dass sich dieses Phänomen nicht in einem einzigen Film darstellen lässt, wird seine Meinung nach der Ansicht ändern. Und das, obwohl der Titel von seiner Umsetzung her Werken wie „The Fog Of War“ oder aber bestimmten BBC-Produktionen nicht das Wasser reichen kann.
[Technik]
Unter welchen Umständen und Bedingungen dieser Film teils gedreht wurde schlägt sich auch auf die technische Darbietungsqualität dieser DVD-Fassung durch. „Darwins Alptraum“ erscheint im anamorphen Breitbild-Gewand im Format 1.85:1 und füllt damit die komplette Mattscheibe eines 16:9-TV Geräts. Qualitativ unterscheiden sich Segmente des Films und wir bezeugen den nicht immer hochwertigen Facettenreichtum des Transfers. Wir haben es mit ein wenig ausgewaschenen und nicht selten sonderlich scharfen Aufnahmen zu tun, die sich im unteren Mittelfeld bewegen. Ab und an kreuzen hochwertige Blickfänge das Augenlicht und ein gesunder Kontrast und sehr authentisch wirkende Bilder füllen die Mattscheibe, bzw. Leinwand. Insgesamt kann das Bild nicht so überzeugen wie aktuelle Kino-Filme auf DVD, doch ist der Fairness halber auch eine differenzierte Messlatte anzusetzen. Unter dieser Berücksichtigung.
Tontechnisch herrscht hier überwiegend verhaltene Darstellung. „Darwins Alptraum“ gibt sich dialogbehaftet. Neben einer Sprecher-Stimme, einigen Kommentaren von Menschen vor der Kamera und den seichten Umgebungsgeräuschen ertönt auch noch eine musikalische Begleitung aus den Lautsprechern. All das gibt es im Mehrkanaltonformat Dolby Digital 5.1 in der entsprechenden Originalsprache derer, die sich im Film zu Wort melden. Angesichts offensichtlicher Verständnisprobleme gibt es glücklicherweise deutsche Untertitel dazu. „Darwins Alptraum“ ist kein akustischer Genuss. Die Dinge, die jedoch aus den angeschlossenen Lautsprechern erklingen, erfreuen sich einer brauchbaren Qualität. Von Räumlichkeit und Weite können wir nicht sprechen.
[Fazit]
Die Umsetzung des Titels auf DVD gelang Sunfilm Entertainment sehr gut. Nicht nur, dass die Disc bereits von der äußeren Erscheinung her etwas bietet, sie wurde auch vom Menü-Design und der restlichen Verpackung her nicht vernachlässigt. So befindet sich die einseitige Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) in einem ansehnlichen Pappschuber, darin enthalten das Amaray-Case und ein mehrseitige Booklet – heutzutage eher schon eine Seltenheit. Erstaunlich umfangreich spendet es vieles zum Hintergrund des Films. Das Menü der Disc hielt man einfach und die Navigation geht gut von der Hand.
Es werden Extras allerdings lediglich ein Musikvideo von Wolfgang Niedecken und einige Trailer spendiert. Das 24seitige Booklet zählt hier ebenfalls positiv mit in die Wertung. Die Altersfreigabe fand bei einer Altersstufe von 12 Jahren statt, was angemessen erscheint. Die Laufzeit von „Darwins Alptraum“ bemisst sich auf rund 106 Minuten. Technisch betrachtet kann der Titel ebenfalls gefallen und sorgt für ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, 15,- Euro sind da nicht zu viel. Von unserer Seite gibt es dazu eine glatte Empfehlung; erhältlich ist die DVD von Sunfilm Entertainment seit dem 07. Dezember 2005.
Andre Schnack, 20.04.2006
Film/Inhalt |
:
|
||
Bild |
:
|
||
Ton |
:
|
||
Extras/Ausstattung |
:
|
||
Preis-Leistung |
:
|