[Einleitung]
2009 erschien ganz plötzlich der Film „Defendor“ in den US-amerikanischen Kinos, und verschwand beinahe genau so rasch wieder. Denn großer Erfolg war der Produktion nicht vergönnt, was ich schade und doch nachvollziehbar finde. Regisseur und Drehbuchautor Peter Stebbings schickte Hauptdarsteller Woody Harrelson als minder bemittelten Pseudo-Superhelden ins Feld gegen das organisierte Verbrechen und formte keinesfalls einen Superhelden-Film, sondern ein tragisches und doch komisches Drama. Wir konnten uns das Ergebnis genauer anschauen und zogen ein Resümee zur vorliegenden DVD von Sony Pictures Home Entertainment.
[Inhalt]
Arthur Poppington (Woody Harrelson, 2012) braucht keine Superkräfte oder Heldenspielzeug, um Verbrechen zu bekämpfen. Lediglich bewaffnet mit einem kindlichen Hang zum Staunen und einem Arsenal an skurrilen Gerätschaften Marke Eigenbau wird er zum „Defendor“! Er findet völlig unerwartet einen Partner, als er eine Prostituierte rettet, in die er sich verliebt (Kat Dennings). Können die beiden den gefürchtetsten Verbrecherboss der Stadt dingfest machen, ohne dabei getötet zu werden?
(Quelle: Sony Pictures Home Entertainment)
[Kommentar]
Wer denkt, das uns „Defendor“ schwallartige und brachiale Angriffe auf unser Zwerchfell offenbart, der sei gewarnt – eher das Gegenteil tritt ein. Das hier ist keine Comedy, sondern vielmehr eine Tragikkomödie mit einigen sehr unterhaltsamen und noch mehr tiefsinnigeren Sequenzen und Momenten. Es sind diese Einstellungen, welche den Film zu etwas besonderem machen, aber auch verhindern, dass sich der gewünschte Erfolg an den Kinokassen einstellte. Dabei wirkt alles am Anfang so, als könnte der Verlauf ein lustiger und heiterer sein. Schnell stellt sich dann jedoch heraus, dass hier weder große Action, noch tolle Effekte oder viel Humor herauszuholen sind. Dafür aber eine feine und sinnhafte Story, die nach etwas anderen scheint als sie eigentlich ist.
„Defendor“ befindet sich thematisch irgendwo zwischen „Forrest Gump“, „American Splendor“ und „Superman“ (nur eben ohne „super“). Die humorvollen Momente sind gekennzeichnet durch lange und recht lasche Pointen, was durchaus in der Absicht der Macher liegen mag. Via einiger Rückblenden erzählt „Defendor“ die Geschichte eines treudummen und geistig nicht sonderlich entwickelten, jedoch herzensguten Mannes, der auszog um das Verbrechen zu bekämpfen. Diese idealistischen Züge kombiniert mit einer ordentlichen Portion Naivität sorgen hier und dort für Schmunzler, und ab und an für einen nachdenklich traurigen Gedanken. Die darstellerischen Leistungen sind dabei gut gelungen, die Geschichte und das gesamte Drumherum gefallen ebenfalls.
[Technik]
„Defendor“ wirkt keinesfalls günstig im Hinblick auf die technische Umsetzung, inhaltlich schon eher. Das anamorph abgetastete Bild im16:9-Gewand wirkt von Beginn an sehr ordentlich. Wie es bei solchen Filmen typisch ist, erhalten wir ein recht dunkles Geschehen vor die Augen. Klarer Fall, denn Superhelden arbeiten ja meistens nachts. Der Kontrast und die Farben an sich leiden ein wenig darunter, erreichen dennoch ein ordentliches Niveau und geben keinen Anlass zur negativen Kritik. Hier und dort erreicht uns das Antlitz eines zarten Rauschens im Untergrund, darüber sehen wir wohlwollend hinweg, da der Detailsreichtum adäquat ist angesichts der Ausleuchtung. Kompressionsartefakte stören das Geschehen nicht. Das Seitenformat beträgt 2.35:1.
Der Mann mit dem Klebeband „D“ auf dem schwarzen Shirt ist wenig laut. Er steckt überwiegend in jeder Hinsicht ein, ohne Jammern und Gezeter. Tonal erfolgt dies im Mehrkanaltongewand im Format Dolby Digital 5.1 in den Sprachfassungen Deutsch und Englisch. Wahlweise können Untertitel selbiger Sprachen zuzüglich Türkisch hinzugeschaltet werden. Wie bereits erwähnt kommt es entgegen den Erwartungen nur zu sehr wenigen Action-Momenten, ohnehin ist die Dynamik der Geschichte als gemächlich zu bezeichnen. „Defendor“ konzentriert sich auf Dialoge und die Umgebungsgeräusche. Er schöpft aus der Kraft mehr oder weniger intelligenter Gespräche und der Untermalung mit einem Soundtrack, der bewusst nach mehr scheint, als dann tatsächlich geschieht. Qualitativ in Ordnung, surround-seitig eingeschränkt.
[Fazit]
Was ist denn nun los mit dem „Defendor“? Ist es die Geschichte eines Irren auf Abwegen der Zivilcourage? Oder doch ein Melodrama des gutgläubigen Idealisten, der mit Bordmitteln (und einer Yps-Heft-Ausstattung) gegen die Verbrecher vorgeht? Eines ist sicher, alles richtig ist mit dem Mann nicht, der durch die „Defendoor“ seine Wohnung betritt und die Kühlerfigur seines Trucks „Defendog“ nennt. Auf den enthaltenen 97 Minuten Laufzeit verrinnt eine düstere Vision eines innovativen Regie-Gedankens wie im Fluge. Ergänzt wurde das Stück um die folgenden Bonusmaterialien:
- Audiokommentar mit Woody Harrelson, Kat Dennings und Filmemachern
- Entfallene Szenen
- Versprecher
- 5 Featurettes
Die zusätzliche Tonspur ist interessant und man merkt den Sprechern ein wenig Spaß an der Freude an. Auch die entfallenen Szenen und der Rest der Extras sind in Ordnung, technisch jedoch nicht grad ausgereift. Dafür steht die Technik des Hauptfilms ihrem Mann. „Defendor“ erscheint am 20. Mai 2010 auf DVD, eine Blu-ray Disc Fassung gibt es bislang nicht und scheint auch nicht geplant. Es sind knappe 18,- Euro für den Woody Harrelson-Titel zu berappen, der mit einer Altersfreigabe von ab 12 Jahren daherkommt. Wer eine Comedy erwartet, Finger weg, alle anderen: Probe sehen! Denn der Film ist etwas für Freunde des Kinos.
Andre Schnack, 26.05.2010
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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