[Einleitung]
polybands Beitrag zum Segment der Dokumentationssendungen ist schier unermesslich. Es sind Stunden um Stunden, die uns das Label an toller, informeller und hochwertiger Wissensvermittlung bescherte und wohl auch noch weiter bescheren wird – hoffen wir es zumindest. Mit der Spiegel TV Erscheinung „Der Blitzkrieg – Das Prinzip der Überraschung“ veröffentlicht das Haus eine weitere umfassende Auseinadersetzung mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Herausgeber sind Alexander Kluge, Cassian von Salomon und Michael Kloft. Alles keine unbekannten Namen, wenn es um Stoff zur Mitte des Letzten Jahrhunderts geht. Entsprechend sind die Erwartungen beim interessierten Publikum.
[Inhalt]
DVD 1+2: Der seltsame Sieg (Die große Spiegel TV Dokumentation)
Nie wird Hans von Seggern den gespenstischen Anblick an jenem 13. Mai 1940 vergessen, als deutsche Panzereinheiten die französische Grenze bei Sedan erreichten. Mit ungeheurem Geheul stießen Stukas auf die französischen Verteidiger herab. In nur drei Tagen ist Hitlers Wehrmacht durch Luxemburg und Belgien gestürmt und rückt Richtung Kanalküste vor. Frankreich und Großbritannien droht eine vernichtende Niederlage. Die Franzosen hatten sich sicher gewähnt hinter der Maginot-Linie mit ihren Festungswerken. Doch das stellte sich rasch als „Irrtum in Beton“ heraus.
Es war vielleicht seine bitterste Stunde als Albéric Vaillant am 2. Juli 1940 dort mit seinen Kameraden die Waffen strecken musste. Vaillant und Seggern sind nur zwei von fast zwanzig französischen und deutschen Zeitzeugen, die sich 70 Jahre danach an jene dramatischen Wochen im Mai und Juni 1940 erinnern. Die Autoren Hans von Brescius und Michael Kloft haben zudem in deutschen, französischen und amerikanischen Archiven eine beispiellose Sammlung von Filmaufnahmen und Fotos zusammengetragen, die in erschütternder Weise das Geschehen dokumentieren.
DVD 3: Blitzkrieg: Das Prinzip der Überraschung (Alexander Kluge)
Seit mehr als 6.000 Jahren gibt es den Gegensatz von militärischen Betonköpfen und von kämpferischer Intelligenz: David gegen Goliath. Leider ist der Krieg so stur und robust, dass er mit Intelligenz auf längere Sicht stets fertig wird. So gewinnen die Blitzkrieger die ersten Schlachten, aber sie verlieren die Kriege. Das gilt von Hannibal bis zum Kalten Krieg.
DVD 4: Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg (Alexander Kluge)
Die Historiker Ian Kershaw und Valentin Falin zeigen, dass der Ausgang des Zweiten Weltkriegs
nicht zu jedem Zeitpunkt gewiss war. Sie beschreiben Wendepunkte, an denen die Zeitgeschichte
völlig anders hätte ausgehen können. Mit Extras zum Thema „Kraft durch Freude im Krieg“: Helge
Schneider als Panzerkommandant vor Moskau, Lilo Wanders im Fronttheater und Peter Berling
als Sohn des Blitzmädels.
(Quelle: polyband)
[Kommentar]
Allen voran die wunderbaren und für mich doch noch neuen Farbaufnahmen aus jener Zeit sind es, die für eine historische Nähe sorgen. Man ist eine Darstellung in schwarz-weißen Bildern über diese Zeiten gewohnt. Qualitativ sind sie natürlich schon arg angeschlagen, meistens. Am Ende bringen sie das Geschehen jedoch näher, als es bislang durch monochrome Darstellung möglich war. Als weitere Stilmittel und Instrumente dienen beispielsweise Interview-Ausschnitte aus erst jüngst vergangenen Tagen. Die Interviewten geben Preis, was sie oftmals bis heute nicht zu verarbeiten in der Lage waren. Dabei umsorgt der Sprecher aus dem Off den Betrachter meist mit den sachlichen Informationen in ordentlichen Einheiten.
Inhaltlich ist es kein Geheimnis, wir haben es mit hochwertig ausgearbeiteten Recherchen und wissenschaftlichen Arbeiten zu tun. Durchaus spannend erzählen die inhaltlich unterschiedlich ausgerichteten Sendungen auf eine angenehme und immer wieder emotional belastende Art und Weise über ein sehr trauriges und unglaublich unmenschliches, weltumfassendes Ereignis – der Diktatur durch die Nazis und die jahrelang andauernde Zerschlagung des Regimes im Zweiten Weltkrieg. Diese Sendung ist eine Bereicherung für jeden geschichtlich Interessierten und zeigt, wie viele Informationen eigentlich zum Thema sinnvoll aufbereitet unterweilen zur Verfügung stehen.
[Technik]
Je nach Inhalt unterscheidet sich das eingesetzte Bildformat vom 4:3-Vollbild (1.33:1) zu 16:9-Breitbild (1.78:1) in anamorpher Abtastung. Wir nehmen unterschiedliche qualitative Ausprägungen zur Kenntnis, darunter gute Ergebnisse, die zumeist von aktuelleren Aufnahmen herrühren, aber auch Sequenzen, die bereits knappe 70 Jahre auf dem Buckel haben und als brauchbar einzustufen sind. „Spiegel TV: Der Blitzkrieg“ lässt uns erstaunlich viele Farbaufnahmen bezeugen, das ist eine ganz wunderbare Eigenschaft dieser Erscheinung. Der Gütegrad wird dabei keinen aktuellen Ansprüchen gerecht, so entführt er jedoch in dunkle Tage, denen wir bislang zumeist in schwarz-weiß nachempfanden. Die Kompression geht in Ordnung.
Tontechnisch gibt es keine besonders erwähnenswerte Leistung. Es schmückt ein einfacher Dolby Digital 2.0 Stereo Ton die Verpackungsrückseite in Form einer kurzen Nennung. So unspektakulär seine Erwähnung, so unspektakulär auch sein Auftreten. Nicht selten gefallen bestimmte Hintergrundgeräusche wirklich nur unzureichend, weil sie einfach zu alt und verbraucht sind. Nur die gelungene Sprecher-Stimme kann dann noch das Niveau stabilisieren, da die Stimme aus dem Off stets sauber und klar erklingt. „Spiegel TV: Der Blitzkrieg“ ist mit Sicherheit keiner Erwähnung im Sound-Segment wert. Untertitel fanden wir nicht vor.
[Fazit]
Sie sieht ernst gemeint aus, seriös und sachlich. Ferner davon ab auch zudem neutral und politisch irgendwie korrekt. Ddie Rede ist vom ansehnlich gestalteten und doch erstaunlich unauffällig nüchtern wirkenden Pappschuber der 4 DVDs von „Spiegel TV: Der Blitzkrieg“. Auf einer Laufzeit von opulenten 520 Minuten, was rund 9 Stunden entspricht, entführt einen diese inhaltlich hochwertige Dokumentation in ein Reich, welches durch seine menschenverachtende Gesinnung für unendliches Leid sorgte. Doch auch weitere Themen aus gleicher Zeit finden hier Beachtung. Auf vier einseitigen Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9) finden wir die ab 12 Jahren freigegebenen Inhalte vor. Ein informatives Booklet rundet das Angebot ab, der Spaß wird online für rund 41,- Euro gehandelt. Erscheinungstermin war der 27. November.
Andre Schnack, 07.12.2009
Film/Inhalt |
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Preis-Leistung |
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