[Einleitung]
Erster Weltkrieg und der Farbfilm. Keine Dinge, die ich unmittelbar in Verbindung miteinander bringe. Aber es geht wohl doch. So mutet es zumindest der Titel „Der Erste Weltkrieg in Farbe“ (Die komplette Serie) an. Denn in aufwändiger Arbeit restaurierte man historische Aufnahmen und kolorierte sie umfangreich. Das Ergebnis erhalten wir hier von polyband auf zwei DVDs im Pappschuber angeboten. Es sind sechs Episoden und wohl auch etwas Bonusmaterial mit im Spiel. Wer geschichtlich interessiert ist, der sollte sich diese Erscheinung genauer ansehen.
[Inhalt]
Der Erste Weltkrieg war der erste industrialisierte Krieg, in dem Massenvernichtungswaffen zum Einsatz kamen. Er wurde zu einer grenzenlosen Orgie der Gewalt. Nie zuvor hatte es einen Krieg solchen Ausmaßes gegeben. In ihm kämpften hauptsächlich junge Männer auf den Schlachtfeldern und in den Schützengräben Nordfrankreichs und Belgiens. Sie erlebten dabei hautnah die Entwicklung des Kampfflugzeugs, die Einführung des Giftgases, die Erfindung des Panzers, des Flammenwerfers und den verbreiteten Einsatz von Maschinengewehren und schwerer Artillerie.
Die preisgekrönte 6-teilige Dokumentation zeigt die ungeschönte Realität des Lebens in den Schützengräben und auf anderen Kriegsschauplätzen erstmals vollständig und in Farbe – unter Verwendung seltener Archivaufnahmen u. a. aus Russland, Deutschland, Frankreich, Italien, den USA und Großbritanniens berühmten „Imperial War Museum“.
Die sechs Episoden führen durch die Geschehnisse und über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. Dabei stehen die Schicksale und der Blickwinkel der Zeitzeugen im Vordergrund. Heerführer und Politiker, Schlachtschiff-Kapitäne, Jagdflieger, einfache Fußsoldaten, die Familien in der Heimat – alle kommen zu Wort in zum Teil noch nie gesehenen Interviews mit Überlebenden des „’Großen Krieges“. Diese Zeugnisse werden durch Erläuterungen bekannter britischer Historiker unserer Zeit ergänzt.
(Quelle: polyband)
[Kommentar]
Es sind teils sehr traurige Bilder und Geschichten hinter dem Phänomen „Erster Weltkrieg“. Denn es ist schier unvorstellbar, wie an sich rational denkende Menschen angesichts des Zugriffs auf Massenvernichtungswaffen handeln. Das ist nicht schön anzusehen, denn es endete mit dem Tod von Millionen Menschen. Es ist die Fratze des Krieges, die sich hier nun auch in farbenreichen Bildern offenbart. Drastisch, da authentisch, und für jeden interessierten Zuschauer auch unheimlich aufschlussreich. So wird beispielsweise auf die Schwierigkeiten der Kommunikation an den Frontlinien eingegangen, welche eine unheimlich schwierige Situation für die damaligen Generäle darstellte. Aber auch Einzelschicksale werden umfangreich dargestellt und es ist teils sehr beeindruckend den sehr alten Herren zuzuhören.
[Technik]
„Der Erste Weltkrieg in Farbe“ präsentiert sich (stolz) in anamorphen 16:9-Bildern im genauen Seitenverhältnis 1.78:1. Die originalen schwarz-weiß Aufnahmen stellte das Imperial War Museum zur Verfügung, diese wurden dann aufwändig überarbeitet, so dass Farbe mit ins Spiel kommt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, scheut jedoch jedweden Vergleich zu weiteren aktuellen Erscheinungen. Warum? Ganz einfach: „nur“ Farbe rettet nicht andere Faktoren wie die nur partiell vorhandene Kantenschärfe, sehr wenig Detailzeichnungen und ständige Verunreinigungen und Beeinträchtigungen visueller Natur. Kompressionsartefakte stehen aus, was das Antlitz ein wenig verbessert.
Tontechnisch gibt es hier nur wenig zu bewerten, da es auch nur wenig Ton gibt. Technisch gesehen erfolgt der Sound im Dolby Digital 2.0-Format in deutscher oder englischer Sprachausgabe, optional sind ebenfalls deutsche Untertitel einzuschalten. Die Sendungen von „Der Erste Weltkrieg in Farbe“ offerieren keinen großartigen Surround-Sound, eigentlich servieren sie, bis auf eine Sprachausgabe und hin und wieder etwas Geräuschkulisse aus dem Hintergrund, ohnehin nicht viel. Rauschen oder andere Störungen treten nicht auf den Plan.
[Fazit]
polyband bringt uns „Der Erste Weltkrieg in Farbe“ auf zwei einseitigen Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9) in den Handel, und zwar eingebettet in einem thematisch passend gestalteten Pappschuber. Die sechs Episoden zu jeweils rund 47 Minuten füllen eine gesamte Spieldauer von rund 282 Minuten aus. Es sind zusätzlich noch weitere rund 67 Minuten an Bonusmaterial vorhanden. Letztgenannte Materialien setzen sich aus den folgenden Inhalten zusammen:
- Special „Strategien & Taktiken“
- Interviews mit Regisseur und Produzent
- Originaltonspur mit Kenneth Branagh als Sprecher
- umfangreiches Booklet mit Zusatzinformationen
Die Extras sind angesichts des bereits umfangreichen Hauptprogramms als gelungen und inhaltsschwanger zu bezeichnen. Sie geben Aufschluss und noch mehr Einblick in die damaligen Gedanken zur Tatktik und Strategie vor dem Hintergrund des noch jungen Einsatzes von Massenvernichtungswaffen. „Der Erste Weltkrieg in Farbe“ erschien am 26. November zu einem Preis von rund 20,- Euro. Die Altersfreigabe liegt bei einer Stufe von ab 16 Jahren.
Andre Schnack, 25.11.2010
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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