[Einleitung]
Mit dem Film „Der Kaufmann von Venedig“ (Originaltitel: The Merchant Of Venice) erscheint von Regisseur Michael Radford (Die Letzten Tage in Kenya) eine Verfilmung eines bisher von Filmemachern eher gemiedenen Stücks von William Shakespeare. 2004 drehte der geborene Inder den Film als aufwendige Hollywood-Verfilmung fürs Kino ab. Und wie es so oft der Fall ist, konnte sich der Film nicht als Blockbuster in den Kinos erweisen und feierte einen eher zurückhaltenden Erfolg. Was jedoch nicht auf die Qualität des Inhalts schließen lässt, denn Literatur-Verfilmungen a la Shakespeare treffen nicht auf jedermanns Geschmack. Wer Al Pacino, Jeremy Irons, Joseph Fiennes und Lynn Collins in einem gut ausstaffierten und inhaltlich anspruchsvollen Film sehen mag, der sollte sich hier weiter informieren.
[Inhalt]
Venedig, Ende des 16. Jahrhunderts. Aus Freundschaft zu dem frisch verliebten, aber hoch verschuldeten Aristokraten Bassanio lässt sich Kaufmann Antonio auf einen ungewöhnlichen Handel mit dem jüdischen Geldverleiher Shylock ein. Für einen Kredit von 3.000 Dukaten bürgt Antonio, der sich baldiger Einnahmen durch ausgelaufene Handelsschiffe sicher ist, mit einem Pfund seines eigenen Fleisches. Mit diesem Geld kann Bassanio jetzt angemessen um die Hand von Portia, der reichen Erbin von Belmont, werben. Die Schönheit und ihr Verehrer lieben sich, doch der Besiegelung des Glücks steht eine Klausel von Portias verstorbenem Vater im Wege. Nur den darf Portia heiraten, der aus drei verschlossenen Schatullen die richtige wählt, die ihr Bild enthält. Wie andere Bewerber aus ganz Europa, ja sogar Afrika, tritt Bassanio an, das Rätsel zu lösen. Während er dem Glück ganz nahe kommt, verliert Antonio auf See sein Vermögen und kann seine Schulden nicht begleichen. Jetzt sieht der verbitterte Shylock seine Stunde gekommen, sich für ein Leben der Demütigungen und Diskriminierungen zu rächen…
(Quelle: Sony Pictures Home Entertainment)
[Kommentar]
Experten, Historiker oder aber Literaturwissenschaftler zerbeißen, interpretieren und deuten William Shakespeares Werke seit dem sich an die Öffentlichkeit gedrungen sind. „Der Händler von Venedig“ gehört zu seinen Stücken und zeigt unmissverständliche Züge des Poeten und Hochgeistes. Die britische Kinofassung und Umsetzung des Bühnenstücks auf die große, moderne Leinwand hält sich in den meisten Zügen sehr an der Vorlage und grenzt sich damit zwangsläufig von aktuellen Kinofilmen – gerade im inhaltlichen Kontext – ab, wobei durchaus gewöhnliche, dauerhafte Inhalte auf der Agenda stehen. Auf der anderen Seite haben wir es mit einem als insgesamt zeitlos zu bezeichnenden Werk zu tun, es geht um Liebe, Freundschaft, Feindschaft und Hass. Und um Geld und die Auswirkungen seiner Macht. Ein Drama und eine Komödie, im klassischen Sinne eines Bühnenstücks.
Regisseur Michael Radford drehte den Titel 2004 als europäische Filmproduktion ab. Er hielt sich an die zwei parallel verlaufenden Handlungen der Vorlage und schuf einen atmosphärischen Film, der nicht immer den Ansprüchen des heutigen Publikums gerecht wird. Dies liegt zumeist darin begründet, dass wir es mit einer durchgängigen Dialog-Art zu tun haben, die sich ebenfalls sehr der Vorlage verpflichtet fühlt. Nicht immer sind die Sätze klar und sofort verständlich, nutzen sie das sprachliche Spektrum aus und gehen oftmals ins Poetische über. Die inhaltlichen Brücken zwischen den beiden Plots stärken sich mit zunehmender Laufzeit und es verdichtet sich eine spannende Handlung, die sukzessive entsteht und sich entfaltet. Getragen wird die Handlung auf einem festen, soliden Schauspieler-Konstrukt. Alle beteiligten Mimen leisten hervorragende Arbeit und wandeln das Bühnenstück in einen sehr ansehnlichen Kinofilm.
[Technik]
Die venezianische Optik des 16. Jahrhunderts kann sich auf dieser DVD sehen lassen. Abgemischt im anamorphen 16:9-Transfer im Format 2.35:1 entführt das visuelle Ereignis in eine vergangene Welt, die sehr authentisch daher kommt und die Vorzüge des modernen Kinos zu nutzen versteht. So kommen wir in den Genuss eines kontrastreichen Bildes, welches sich einer oftmals gewollt schmuddeligen Farbgebung erfreut. Auch der Kontrast vermag zu entzücken und taucht seine Umgebung in gesunde und solide Farben. Ob es die Kostüme oder aber die venezianischen Gefilde sind, der Bildtransfer weist rundum gute Werte auf. Auch die Kantenschärfe und der Detailreichtum enttäuschen nicht und wir erhalten ein überwiegend sehr sauberes und klares Geschehen vor die Augen. Kompressionsartefakte und andere Störungen bleiben aus.
„Der Kaufmann von Venedig“ kommt als Literatur-Verfilmung zwar in den Genuss einer Dolby Digital 5.1-Tonspur, doch kann das Material vom Inhalt her nicht ganz die Potenziale ausschöpfen. Auf dieser DVD finden wir die deutschsprachige Synchronfassung und den englischen Originalton vor. Beide bleiben die gesamte Laufzeit hinüber gut und klar verständlich. Der englische Originalton ist aufgrund des Einsatzes altertümlicher Wortwahl oftmals mit Untertiteln bekömmlicher. In Sachen Qualität unterscheiden sie sich nur marginal und es gibt eine klare Ansteuerung der Lautsprecher, der Center steht den Dialogen zur Verfügung. Davon ab kann eine seichte musikalische Untermalung vernommen werden und einige Hintergrundgeräusche schmücken das Geschehen aus. Untertitel gibt es optional in Deutsch, Englisch und Türkisch hinzuzuschalten.
[Fazit]
„William Shakespeares meisterlich tragische Komödie über Freund- und Feindschaft, Liebe und Hass, Rache und Vergebung“ so schreibt es Sony Pictures. Und wir können zustimmen, denn das Ensemble, die Originalschauplätzen in Venedig und die Ausstattung mit prachtvollen Kostümen und tollen Bildern vermag auf der Laufzeit von rund 126 Minuten zu gefallen. „Der Kaufmann von Venedig“ befindet sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) und die Altersfreigabe des Titels liegt bei ab 12 Jahren. Das Bonusmaterial hält sich in Grenzen, denn der Umfang beschränkt sich auf ein Making Of und verschiedene Trailer. Auch gibt es Audiokommentare mit Regisseur Michael Radford und Darstellerin Lynn Collins auf der Scheibe. Erscheinungstermin ist der 27. September, den sich Fans von William Shakespear im Kalender entsprechend markieren sollten.
Andre Schnack, 19.09.2005
Film/Inhalt |
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Bild |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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