[Einleitung]
1987 bannte Bernardo Bertolucci seinen Film „Der Letzte Kaiser“ („The Last Emperor“) auf Zelluloid. Damit erschuf ein Meisterwerk, daß viele Menschen zu lieben lernten. Der Film feierte einen gigantischen Erfolg und konnte bei der damaligen Oscarverleihung (1988) 9 der begehrten Trophäen einheimsen. Der Film erzählt die Geschichte des letzten Kaisers der Monarchie von China, gefühlvoll, realistisch und sehr interessant. EuroVideo bringt nun dieses Werk auf DVD in Deutschland auf den Markt. Wir warfen einen genaueren Blick auf die vielversprechende Scheibe.
[Inhalt]
China, Anfang des 20. Jahrhunderts. Im zarten Alter von nur 3 Jahren wird Pu Yi (John Lone) zum Kaiser von China gekrönt. Er wird gelehrt so zu leben, wie es sich für den Sohn des Himmels, den Kaiser von 10tausend Jahren gehört – doch schon mit 6 Jahren dankt er ab. Seit dem Kindesalter lebt Pu Yi in der verbotenen Stadt, verlassen dieser Anlage ist ihm nicht gestattet. Er weiß nichts von dem, was vor den Mauern seines Palastes passiert und hält sich weiterhin für den Kaiser von China – in Wahrheit jedoch wurde schon die Republik ausgerufen und die Stellung des jungen, abgedankten Herrschers hat nichts mehr mit Macht, Einfluß oder Regierung zu tun – vielmehr gibt es ihn nur noch dafür, daß andere sich bereichern können. Selbst im jugendlichen Alter hat er noch nicht ein einziges Mal einen Schritt vor die Tore der verbotenen Stadt getan, doch bald sollte sich dieses ändern. In China ist wieder einmal Zeit des Umbruchs, sie holen Pu Yi aus seinem Gefängnis. Ab hier beginnt ein neues Leben für den ehemaligen Kaiser, er mutiert zum Playboy und ist fasziniert vom Westen. Er gibt viel Geld aus und lebt ein schönes Leben. Schon bald aber spürt er das Verlangen wieder Kaiser zu werden! Er nutzt eine günstige Gelegenheit zu seinem Vorteil und wird dank der Kooperation mit den Japanern Kaiser über die Mandschurei im Norden Chinas. Sein Einfluß hier hält sich jedoch in Grenzen und die Japaner gestalten „seine“ Regierung in einen Marionettenstaat um. Während des zweiten Weltkriegs gerät Pu Yi in Kriegsgefangenschaft. Selbst nach Kriegsende befindet er sich noch im Gefängnis und sitzt seine zehnjährige Strafe ab. Später, nach dem Entlassen in die Gesellschaft Chinas, lebt er noch einige Jahre friedlich in Freiheit; 1969 stirbt Pu Yi als einfacher Gärtner.
[Kommentar]
Ein grandioses Werk von Regisseur Bernardo Bertolucci! Einzigartig verfilmt, glaubhaft und spannend inszeniert. Für gewöhnlich fallen solche geschichtsträchtigen Filme eher langweilig und milde aus, hier jedoch ist das ganz anders. „Der Letzte Kaiser“ unterhält und gibt Einblick in eine Kultur, von der die meisten kaum etwas wissen. Das Interessante an der ganzen Sache, die Hauptperson ist keinesfalls fiktiv, sondern es wird die wahre Geschichte eines Mannes erzählt, der eine wirklich interessantes Leben führte. Das Drehbuch entstand sogar nach der Autobiographie von Pu Yi. Natürlich paßt ein derart aufwendiger und anspruchsvoller Stoff nicht in 90 Minuten, so nimmt sich der letzte Kaiser auch Zeit und fesseln für 157 Minuten vor den Fernseher. Wunderschöne Aufnahmen bringen die Zeit von Pu Yi ins heimische Wohnzimmer. Besonders die Szenen in der verbotenen Stadt, welche an Originalschauplätzen gedreht wurde, faszinieren. Der Aufbau des Films und sein Verlauf wurden ebenfalls geschickt in Szene gesetzt: mittels Rück- und Vorblenden werden verschiedene Abschnitte und besondere Situationen dem Zuschauer nahegebracht. Unterlegt von einer kulturell passenden Musik wirkt alles sehr interessant und auch etwas fremd – doch das macht gerade den Reiz aus. Zudem leisten die Schauspieler sehr gute Arbeit. Besonders Hauptdarsteller John Lone beeindruckt durch seine Darbietung. Ein dickes Lob hat sich auch die Maske des Films verdient, schließlich wird ein ganzes Menschenleben erzählt. Ein Meisterwerk der Extraklasse, daß jedem anspruchsvollen Filmliebhaber sehr gut gefallen wird!
[Technik]
Zur Technik dieser EuroVideo DVD kann beinahe nur Gutes geschrieben werden. Das Geschehen wird in einem nicht anamorphen Transfer im Ratio 1.85:1 auf den Fernseher gebannt, zudem in hoher Qualität. Werte in den Bereichen Kontrast, Schärfe, Farbsättigung und Detailreichtum sehen gut aus und lassen kaum Kritik zu. Nur etwas mehr Kontrast wäre wünschenswert gewesen, denn ab und an scheinen dunkle Töne nicht recht gesättigt und das Schwarz gleicht eher einem Grauton. Ansonsten gibt es keine Makel, der Transfer wirkt natürlich und sauber. Nur sehr selten treten sehr kleine Drop-Outs auf, Kompressionsartefakte oder andere Störfaktoren bleiben aus.
Außerdem gibt die Scheibe einen guten Ton an, denn auch auf dem akustischen Sektor macht der Kaiser etwas her. In Dolby Digital 5.1 ertönen Sprache und Geräusche aus den Lautsprechern. Die Qualität der Hintergrundgeräusche sowie der Dialoge ist gut. Der Thematik entsprechend treten recht wenig Effekte auf, die den Gebrauch eines AC3-Decoders erahnen lassen würden, trotzdem werden die hinteren Lautsprecher oft genutzt und schaffen so eine natürlich wirkende Klangkulisse. Die deutsche Sprachausgabe ist auch gleichzeitig die einzige Sprachfassung des Films und befindet sich auf technisch hohem Niveau. Untertitel gibt es nicht.
[Fazit]
EuroVideo bringt mit „Der Letzte Kaiser“ eine rundum gelungene DVD auf den Markt. Technisch in Ordnung und inhaltlich ein Meisterwerk. Wer die Geschichte des letzten Kaisers von China erleben möchte und gleichzeitig einen Einblick in eine fremde Kultur erhalten möchte, der ist hier genau richtig und wird mit dieser DVD mehr als glücklich sein. Der Film kommt mit einem hohen Lernfaktor, wird doch schließlich fast ein Jahrhundert der Geschichte eines Landes durch eine Person erzählt. Außer dem Film befinden sich auf der einseitigen Dual-Layer-Disc auch noch animierte Menüs, Filmographien der Hauptdarsteller und drei Trailer. Zu einem Preis von rund 50,- DM bekommt der Käufer ein wahres Kinoerlebnis geboten. Fans des Films kommen ohnehin nicht drum herum. Übrigens gibt es auch eine Code1-Variante, die den Director’s Cut mit einer Lauflänge von rund 218 Minuten beinhaltet. Der Bildtransfer (ebenfalls nicht 16:9-optimiert) kommt dort im Ratio 2.35:1. Für diese Disc aus dem Hause EuroVideo gibt es jedenfalls das Urteil: empfehlenswert.
Andre Schnack, 21.09.1999
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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