[Einleitung]
Als Nordlicht ist es mir vielleicht in die Wiege gelegt worden. Keine Ahnung, doch mag ich dänische Filme und wurde in den letzten Jahren auch auf weitere hervorragende Titel aus anderen skandinavischen Ländern aufmerksam. Mit „Der schlimmste Mensch der Welt“ kommt nun ein weiterer Streifen in unser Heimkino in Deutschland. Unter den letzten erwähnens- sowie sehenswerten Titeln befinden sich unter anderen „Der Rausch“, „Helden der Wahrscheinlichkeit“ oder auch „Wild Men“. Hier erleben wir die Geschichte von Julie, entstanden unter der Regie von Joachim Trier, der gemeinsam mit Eskil Vogt auch das Drehbuch schrieb. Vor der Linse sehen wir in führenden Rollen Renate Reinsve, Anders Danielsen Lie, Herbert Nordrum, Hans Olav Brenner und weitere. Diese Blu-ray Disc kommt aus dem Koch Films Programm.
[Kommentar]
Wer nun wieder denken sollte, das in Europa keine unterhaltsamen und guten Filme gemacht werden können, der muss weiterlesen und sich eines besseren belehren lassen. Schon die Vergangenheit zeigte mir mit Werken wie „Einer nach dem anderen“ (2014), dass hier großes Kino entsteht, ohne die Hilfe der westlichen Filmküche Hollywoods. Hier ist es genau so, denn ich hatte mich grad erst von „Helden der Wahrscheinlichkeit“ erholt und musste noch nach-lachen von „Wild Men“, da kommt mit „Der schlimmste Mensch der Welt“ der nächste Streich daher und macht wieder gute Laune. Oder?
Beim Beäugen des Lebens aus verschiedenen Winkeln, da ist nicht nur Spaß, Freude und das Gute dabei, auch die Kehrseiten kommen stets mit. Und auch diese finden hier eine Betrachtung in diesem Film, wenngleich das positive Feeling und die Hoffnung überwiegen. Mehr Drama, weniger Humor? Auch nicht ganz richtig, denn „Der schlimmste Mensch der Welt“ legt hier eine astreine Gratwanderung hin, welche den Zuschauer beinahe in den Zustand von Julie versetzt – hin und hergerissen zu sein und nicht zu wissen, was man denken soll. Ohnehin geht es hier ja viel um junge Menschen, die nach etwas suchen.
Suchen nach der großen Liebe, einem Ziel, Sinn und der Antwort nach der Frage, was man denn mit seinem eigenen Leben so anstellt. Heute aktueller denn je, ist zumindest mein Gefühl. Stabilität und Planung haben nicht mehr funktioniert, abgeleitet aus der geopolitischen Situation der letzten Jahre. Da ist es schwierig einen Anker zu finden, wenn man doch überhaupt nicht weiß, wie so ein Anker aussehen soll. Genug der Bilder und Vergleiche, denn dieser Film weist neben einer guten Erzählweise und fantastischen darstellerischen Leistungen auch einige handwerkliche Kniffe auf, die ich gar nicht erwartet hätte. Alles in allem absolut sehenswert.
[Technik]
Koch Films hat hier im hübsch anzusehenden, gelben Case eine technisch praktisch einwandfreie Blu-ray Disc (BD 50) untergebracht. Abgefasst ist das visuelle Geschehen mittels eines HD Transfers mit 1080p-Bildern, die in einem Ratio von 1.85:1 abgefasst sind. „Der schlimmste Mensch der Welt“ hat so einige Szenerien im Angebot, die das gesamte Leistungsspektrum des Transfers fordern, jedoch zu keinem Zeitpunkt über-fordern. Innenaufnahmen, viele Aufnahmen unter freiem Himmel, bei abendlicher Sonnenuntergangsstimmung sowie einige technische Schmankerln, wie bewegte Kameraschwenks in einer Stadt, in der alles stillsteht, bis auf Julie. Alles gut gemacht, fehlerfrei und in Sachen Kontrast und Kompression sowie Kantenschärfe gut gelungen.
Der Film klingt auch gut, das schon einmal vorneweg. „Der schlimmste Mensch der Welt“ nimmt es nicht super-genau mit der Wiedergabe eines breiten Spektrums an Surround-Effekten, denn das wäre auch überraschend und vielleicht sogar zu viel des Guten für das Thema. Denn weder gibt es hier Action-Einlagen, noch brachiale Explosionen oder andere Finessen, welche einen ausgeklügelten Mehrkanalton erfordern würden. Stattdessen sind es die sauberen Dialoge, wahlweise in Deutsch oder Norwegisch, welche vor das Wiedergabegerät binden. Musik gibt es auch, sie verfügt über eine gelungene Weite und setzt sich vom restlichen Ton angenehm ab. Untertitel sind ausschließlich in Deutsch vorhanden, beim eingesetzten Tonformat handelt es sich um DTS-HD Master Audio 5.1.
[Fazit]
Ob nun lakonischer Humor mit Tendenz zur Gewalt (Einer nach dem anderen) oder einfach mal komplett aus der Zivilisation aussteigen (Wild Men), die Skandinavier können ganz großes Kino. Ist nun „Der schlimmste Mensch der Welt“ auch ein solcher Titel? Ja und nein, denn dieser Film ist etwas dramatischer und geht viel mehr auf den Liebesfilm-Aspekt ein, ohne dabei das Unterhaltungsziel aus den Augen zu verlieren. Herrlich, und zwar auf rund 128 Minuten, abgelegt auf einer einseitigen und zweischichtigen Blu-ray Disc, die sich wiederum in einem gelben BD-Case befindet. Extras, die gibt es auch.
- Interview mit Renate Reinsve (15 Min.)
- Interview mit Joachim Trier, Anders Danielsen Lie und Renate Reinsve beim New York Film Festival (42 Min.)
- Cannes-Interviews mit Renate Reinsve und Joachim Trier (14 Min.)
- Trailer
Auch diese Materialien sind prima, denn sie geben einen gelungenen Einblick in die Hintergründe und die Entstehung des Films und somit viele zusätzliche Informationen preis. „Der schlimmste Mensch der Welt“ ist ab dem 25. August im Handel erhältlich und schlägt mit rund 16,- Euro zu Buche. Wer gute Filme mag, der sollte eine Ansicht erwägen, wer gute skandinavische Titel sieht, der muss einfach diesen Film gesehen haben. Empfehlenswert.
Andre Schnack, 19.07.2022
Film/Inhalt: | |
Bild: | |
Ton: | |
Extras/Ausstattung: | |
Preis-Leistung |