[Einleitung]
Mit der Komödie „Der Vorname“ betritt Regisseur und Filmemacher Sönke Wortmann keinesfalls komplettes Neuland, allerdings schon ein anspruchsvolles Gebiet, welches Talent und Können gewissermaßen erfordert. 2012 gab es die französisch-belgische Filmproduktion „Le prénom“ (int. Titel „What’s in a Name?“) und 2018 folgte nun die deutsche Interpretation des Stoffs unter dem Titel „Der Vorname“ als Film fürs Abendprogramm. Claudius Pläging fertigte das Drehbuch nach dem Bühnenstück von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière. Ich konnte mir diese Standard Definition DVD-Fassung des Werks von Constantin Film genauer anschauen.
[Kommentar]
Ich fange einmal mit den Dingen am Film an, die mir weniger gut gefielen. Kurzum, was mich störte: es dauerte keine Minute, da fühlte ich mich erinnert an den herrlichen und fantastischen Titel „Der Gott des Gemetzels“. Vielleicht sogar eher ein Kammerspiel, denn ein Spielfilm im gewohnten sind. Handwerklich gut gemacht, störte ich mich ein wenig an der dynamischen Kamera, welche oftmals sekundenlang um die Streithähne herumkreist.
Der Ausruf von Stephan „Er ist wieder da!“ wird weder Zufall, noch der unverstandene Bestandteil des Drehbuchs sein, sondern vielmehr eine einfache Anspielung auf den gleichnamigen Film. Die Schnittmenge: Adolf Hitler. Das mag einigen gelungen und lustig erscheinen, so hilft es dem Film hier jedoch überhaupt nicht weiter. So viel zu den Aspekten, die hätten vielleicht etwas besser ausfallen können. Nun zu den Schokoladenseiten von „Der Vorname“.
Der eigentliche Diskurs über den vermeintlich zu verbietenden Vornamen steht die erste Hälfte des Films im Fokus. Dieser Bereich des Films ist schon einmal gut gemacht. Danach wendet sich das Geschehen ein wenig und es offenbaren sich tiefe Abgründe in den Persönlichkeiten der beteiligen Figuren, die erst durch die ganze Namensdiskussion langsam freigelegt worden sind. Das ist teils leicht verstörend, definitiv jedoch sehr unterhaltsam aus der Perspektive des Zuschauers betrachtet.
Die unterschiedlichen Charaktere wurden prima mit den gewählten Schauspielern besetzt. Alle Rollen passen wirklich nah zu hervorragend. Wenn gleich Iris Berben eine Bildschirmpräsenz von unter 5 Minuten hat, sind die Momente mit ihr ebenfalls wichtig. Alle Figuren sind ausreichend Glastisch ausgearbeitet und werden gut dargestellt. Ebenfalls ein wichtiger Faktor bei einem Film, bei dem gerade einmal sechs Leute mitspielen.
[Technik]
Standard Definition-Technik sollte immer so aussehen, wie es der Filminhalt geben auch gewissermaßen erfordert oder sogar vorgibt. „Der Vorname“ ist ein Werk, dass nur am Anfang kurz etwas Dynamik in Außenaufnahmen darbietet. Ansonsten herrscht die passend eingerichtete Innenausstattung des Bonner Hauses vor und bestimmt die Optik über weite Strecken. „Der Vorname“ braucht nicht sonderlich viel, eine gute Innenausleuchtung ist jedoch zwangsläufig notwendig und hier auch gegeben. Der Kontrast und die Farben leiden ein wenig unter den Gegebenheiten, machen aber das beste aus der Situation. Die Kompression des anamorphen 16:9-Transfers im Seitenverhältnis 2.39:1 gelang unauffällig.
Akustisch geht es hier wenig hoch her. Verständlich ist nicht nur der Dialog an und für sich, sondern auch der gefühlte Umstand in einer Welt aus realitätsnahen Special Effects, irgendetwas vermissen zu können. Dabei ist dies ein Film der eher leisen Töne und mächtigen Worte. „Der Vorname“ schafft mit Dialog das, was andere eben mit fulminanten Feuerwerken und einer Menge Action schaffen. Es ist eben eine andere Art der filmischen Unterhaltung, die hier geleistet wird. Der tonale Anteil der gebotenen Technik ist gelungen und erfolgt fehlerfrei, allerdings auch eher ruhig und wenig ausschweifend von der Räumlichkeit. (DTS-HD 5.1, Dolby Digital 2.0 sowie eine Hörfilmfassung sind enthalten.)
[Fazit]
„Der Vorname“ konnte bei mir auf der ganzen Linie punkten. Frisch, kurzweilig und unterhaltsam zugleich verbrachte ich keine 91 Minuten mit dem Film, da war er auch schon wieder vorbei. Rund 25 Minuten an zusätzlicher Spieldauer bescheren uns die drei enthaltenen Extras: ein Making Of, Interviews sowie Trailer runden das Angebot angenehm ab. „Der Vorname“ ist ein Werk mit hohem Unterhaltungsfaktor und einem freilich zu interpretierenden pädagogischen Wert mit einer Altersfreigabe von ab 6 Jahren, wenngleich das Zielpublikum über eine ungleich höhere Reife verfügen sollte. Erhältlich seit dem 4. April 2019.
Andre Schnack, 24.04.2019
Film/Inhalt: | |
Bild: | |
Ton: | |
Extras/Ausstattung: | |
Preis-Leistung |