[Einleitung]
„Der Zauberberg“ gehört zur deutschen Literaturgeschichte. Geschrieben 1924 von Thomas Mann, wurde das Werk 1982 vom deutschen Regisseur Hans W. Geissendörfer verfilmt. In den Hauptrollen sind Christoph Eichhorn, Hans Christian Blech, Charles Aznavour und Marie-France Pisier zu sehen. In weiteren Rollen unter anderen auch Alexander Radszun, Rod Steiger und Rolf Zacher. Diese deutsche Code2-DVD kommt aus dem Programm von Arthaus Video.
[Inhalt]
„Der Zauberberg“ erzählt die Geschichte von Hans Castorp (Christoph Eichhorn), einem jungen Hamburger Bürgersohn, der ohne wirklich krank zu sein, 7 Jahre seines Lebens in einem luxuriösen Schweizer Sanatorium für Lungenkranke verbringt. Anfänglich kommt er mit der Absicht seinen Vetter Joachim Ziemßen (Alexander Radszun) für einige Tage zu besuchen, doch dann entwickelt sich alles anders als geplant. Der junge Techniker, vom geschwätzigen Freimaurer Ludovico Settembrini (Flavio Bucci) einfach Ingenieur genannt, wird schnell in den Bann der wunderschönen, märchenhaften Atmosphäre des Kurorts gezogen und verfällt dem scheinbar stillstehenden, sorgenfreien Leben hier oben in den Bergen. Er macht die Bekanntschaft mit der wunderschönen Clawdia Chauchat (Marie-France Pisier) und verliebt sich in sie. Fortan hat er nur noch sie im Kopf. Als Madame Chauchat der Heilung naht und schließlich abreist, beginnt für Hans Castorp eine schwierige Zeit. Abgeschnitten von der Außenwelt verbringt er ein sehr einsames, unbefriedigendes Dasein. Die einzigen „Freunde“ sind der Freimaurer und Professor Naphtha (Charles Aznavour), mit denen er politische Diskussionen führt und sich von ihnen geistig leicht erziehen lässt, wobei Naphtha und Settembrini stets völlig unterschiedlicher Meinung sind…
[Kommentar]
In „Der Zauberberg“ wird eine durchaus interessante Geschichte erzählt, nicht wie es bei vielen Literaturverfilmungen der Fall ist! Es handelt sich nicht nur um eine sehr tiefe Charakterstudie, sondern auch um ein weit angelegtes Abbild der Verfassung der Seelen und Einstellungen der Menschen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Es wird geschickt durch die verschiedenen Figuren des Films eine ganze Bandbreite an Meinungen, Lebenseinstellungen und Ansichten präsentiert. Und ohne das man es direkt mitbekommt, kollidieren diese verschiedenen Charaktere als Symbol für die Massen, es entstehen Eskalationen und eigenartige Momente. Die Darsteller leisten allesamt großartige Arbeit und gefallen in ihren Rollen, die Geschichte fesselt zudem vor den Fernseher. An den Aufnahmen haftet eine sehr eigene, nahezu märchenhafte Stimmung, letztlich liegt das auch an den gewählten Lokalitäten, wirklich schön. Michael Ballhaus, der sich auch schon für die Aufnahmen in „GoodFellas“ oder „Outbreak“ verantwortlich zeigte, leistete wieder einmal sehr gute Arbeit. Die Filmmusik unterstreicht das Geschehen gekonnt. An Literaturverfilmungen haftet meist ein negativer Beigeschmack. Da fallen Worte wie langatmig, schwermütig gar langweilig und unverständlich. Hier ist das allerdings nicht so. Zwar gibt es recht schwere Dialoge, welche tiefsinnig, mehrdeutig und literarisch sehr angehaucht sind, doch bleiben sie verständlich und hinterlassen einen positiven Eindruck! Eine sehr gelungene Verfilmung eines als unverfilmbar geltenden Romans.
[Technik]
Nicht als Blockbuster angelegt, wartet der Film dementsprechend auch nicht mit den sonst so typischen technischen Daten auf. So gibt es hier „lediglich“ einen 4:3-Vollbildtransfer (1.66:1) und einen monauralen Ton in deutscher Sprache. Das Bild gelang überwiegend gut, die Kontraste gefallen und dem Geschehen ist eine hohe Natürlichkeit nicht abzustreiten. Ferner werden viele Details geliefert, wenn auch die Kantenschärfe stellenweise hätte etwas höher ausfallen können, denn ab und an neigt das Bild zu einem Schwenk ins Weiche. Ansonsten gibt es keinerlei Schwächen, Bildfehler treten lediglich sehr selten in Form von leichten Verunreinigungen des Basismaterials auf, Kompressionsartefakte, Drop-Outs und andere visuelle Beeinträchtigungen bleiben aus.
Kommen wir zum Ton der DVD. So schön die Geschichte auch sein mag, der Ton trägt nur wenig zur Vollkommenheit des Werks an sich bei. Schließlich kann von einem einkanaligen Monoton auch nur wenig erwartet werden. Und genau so viel, oder besser wenig, wird auch geboten. Zwar sind die Dialoge sehr verständlich und stets in hoher Qualität zu vernehmen, so passiert ansonsten aber nicht viel. Die Musik erklingt weit und dynamisch für einen monauralen Soundtrack, doch gleichzeitig vermittelt sie auch ein Gefühl der Ferne, der Betrachter wird nur bedingt ins Geschehen eingebunden. Dennoch qualitativ für einen Monoton eine gute Leistung! Untertitel sind nicht vorhanden.
[Fazit]
Kinowelt / Arthaus bringt mit der Disc „Der Zauberberg“ eine sehr gelungene, deutsche Literaturverfilmung als DVD-Version auf den Code2-Markt. Das 146 minutenlange Werk von Regisseur Hans W. Geissendörfer fasziniert und regt etwas zum Nachdenken an, zudem vermittelt es viel Zeitgeist. Der Film befindet sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc und bringt noch etwas Zusatzmaterial mit sich. Da wäre der obligatorische Trailer, eine Fotogalerie und eine Dokumentation namens „Hundert Tage auf dem Zauberberg“ (45 minutenlang), ferner sind noch 6 Trailer weiterer Filme mit an Bord. Inhaltlich und in Sachen Ausstattung stellt die Disc also eine gute Partie da, der Preis beläuft sich auf rund 40,- DM und ist somit sehr fair. Wer ein deutsches Literaturstück, hervorragend auf Zelluloid gebannt erleben will, der sollte sich dieser DVD annehmen.
Andre Schnack, 27.04.2000
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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