[Einleitung]
„Die fetten Jahre sind vorbei“ lautet der Titel des neuen Films von Hans Weingartner, der zuletzt 2001 mit dem Film „Das Weiße Rauschen“ auf sich aufmerksam machte. „Die fetten Jahre sind vorbei“ entstand 2004 als deutsche Filmproduktion und ist mit Daniel Brühl, Julia Jentsch, Stipe Erceg und Burghard Klaußner in den Hauptrollen besetzt. Regisseur Hans Weingartner wirkte auch gemeinsam mit Katharina Held als Drehbuchautor am Werke mit. Der Titel erfreute sich eines gesunden Kinolebens und erscheint nun hierzulande als Doppel Deluxe Edition aus dem Programm der universumfilm. Wir konnten uns diese Version genauer ansehen und berichten.
[Inhalt]
Dass die Güter dieser Welt ungerecht verteilt sind, ist allen klar. Wie das zu ändern ist, hingegen nicht so ganz. Die Freunde Jan (Daniel Brühl) und Peter (Stipe Erceg) haben ihren eigenen Weg gefunden: Nachts brechen sie in Villen ein. Nicht um zu klauen, sondern um das Mobiliar auf den Kopf zu stellen. Die Botschaft, die sie hinterlassen, lauten: „Die fetten Jahre sind vorbei“ oder „Sie haben zu viel Geld“ – unterzeichnet mit „Die Erziehungsberechtigten“. Doch dann wird die Freundschaft der beiden Rebellen auf eine harte Probe gestellt. Peters Freundin Jule (Julia Jentsch) und Jan verlieben sich ineinander. Im Überschwang der Gefühle steigen die beiden in eine Villa ein und werden dabei vom Besitzer überrascht. Prompt werden die „Erziehungsberechtigten“ zu Entführern wider Willen…
(Quelle: universumfilm)
[Kommentar]
Die Idee zum Film ist sehr lustig und gleichermaßen auch gerahmt durch eine bekannte Thematik, die mittlerweile zwar einen Tick weniger in die Vergessenheit gerückt, aber dennoch existent ist. Es geht um den Wohlstand und die fehlende Gerechtigkeit, die mit ihm einherkommt. Aber auch gute, alltägliche Dinge wie Freundschaft, Liebe und den Drang etwas Außergewöhnliches zu tun, wenn man schon erkannt hat, dass die meisten eigenen Aktionen, meist mehr dem eigenen Ego als der eigentlichen Absicht dienlich sind. All dies spielt sich auch mehr oder weniger subtil in „Die fetten Jahre sind vorbei“ ab. Und das mit ganz wunderbaren, deutschen Schauspielern inmitten einer Geschichte, die gar nicht so fern ab von der gelebten, alltäglichen Realität scheint.
Die Inszenierung des Titels kann sich sehen lassen und befindet sich auf einem qualitativ hochwertigen Gewand. Sets, Umgebungen, Ankleide, Kostüme und Maske geben sich ebenfalls sehr im Glanz der Zeit, und doch immer wieder mit dem typischen Charme der deutschen Filme von heute. Dies ist keinesfalls negativ zu verstehen, denn das Primärziel, die Unterhaltung, wird erfolgreich mit einer gewissen Tiefe verfolgt und erreicht. „Die fetten Jahre sind vorbei“ gefällt von Beginn an und kann aufgrund der ausreichenden Spannung, der unterhaltenden Ader und der leichten, Konflikte aufwerfenden Romanze die Gunst des Betrachters gewinnen.
[Technik]
„Die fetten Jahre sind vorbei“ erscheint im Format-Ratio 1.78:1, anamorph abgelegt und kommt somit den Bedürfnissen des Publikums entgegen, denn welcher Film erscheint heute noch im 4:3-Gewand? Wie es moderne Transfers zumeist mit sich bringen, so weist auch diese Visualisierung einen technisch brauchbaren Eindruck auf. Von der oberen Klasse kann jedoch aufgrund verschiedener Gründe nicht gesprochen werden. Zum einen wurde der Titel mit DV-Kameras aufgenommen, was zu zahlreichen Abstrichen in der Qualität führt. Im Mittel erreicht „Die fetten Jahre sind vorbei“ somit leider nur noch Durchschnittsniveau. Kontrast und Farbgebung, Kantenschärfe und Detailverliebtheit des Geschehen gleichen sich allesamt um einen gewissen Grad an, mit dem man zwar zufrieden sein kann, der jedoch ab von den großen Hollywood-Produktionen sein Dasein fristet. Verunreinigungen oder nennenswerte Passagen mit Kompressionsartefakten gibt es nicht.
Tontechnisch stellt sich die Situation – im Gegensatz zum Ton – ein wenig anders dar. Wir haben es mit Dolby Digital 5.1-Soundtrack in den deutscher Sprachfassung zu tun, ferner gibt es noch einen Dolby Digital 2.0-Ton auf der DVD vorzufinden. Untertitel wurden dem Betrachter in Deutsch für Hörgeschädigte gegönnt. Wir können eine überraschend ausgeprägte Räumlichkeit und Weite feststellen, die Begleitung durch eine musikalische Einspielung gefällt und konnte technisch adäquat gelöst werden. Nur hin und wieder leidet ein wenig die Verständlichkeit der Dialoge, welche überwiegend aus dem Center Speaker ins Ohr des Zuschauers dringen. Höhen- und Tiefen-Ansteuerung befinden sich leicht über dem Durchschnitt, der Basseinsatz ist zurückhaltend und dennoch passend. Keine große Leistung, doch so gut, dass dem Bild der Rang abgelaufen wird.
[Fazit]
Das der Titel „Die fetten Jahren sind vorbei“ mehr oder weniger unfreiwillig in den Kontext der aktuellen Lage dieses Landes passt, war mit Sicherheit keine Absicht. Auch nicht, dass wir in diesen Tagen auch noch um die Ergänzung „Die entscheidungsreicheren Jahre sind vorbei“ im Angesicht der Koalitionsverhandlungen hinzufügen können, gehörte nicht zu den Motiven der Filmemacher. Allerdings standen durchaus politische Themen auf der Agenda, was allerdings nicht übertrieben und sehr vertieft wird. Wie dem auch sei, der unterhaltsame Titel befindet sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) und fasst rund 126 Minuten. Eine weitere DVD spendet Raum für das Bonusmaterial, welches ingesamt rund 80 Minuten fasst.
- Audiokommentare von Regisseur/Co-Autor und Drehbuchautorin
- Making Of (22 Min.)
- Interviews mit Cast & Crew
- Improvisationen und Lockerungsübungen der Schauspieler
- Ausschnitte aus der Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes
- 20 exklusiv vom Regisseur ausgewählte herausgeschnittene Szenen
- Teaser & Trailer
- Behind the Scenes Fotogalerien
- Biografien von Regisseur und Co-Autor Drehbuchautorin
Die gesamte Erscheinung der Doppel Deluxe Edition kann sich sehen lassen. Der schicke Pappmantel um das hochwertige Digipak gefällt auf Anhieb, auch die Menü-Gestaltung wirkt thematisch sehr abgestimmt und qualitativ. Inhaltlich überzeugen die Features nur bedingt, die inhaltliche Substanz geht angesichts langer Durststrecken im Audikommentar oder aber fehlenden Erklärungen bei losen Zusammenschnitten in weiteren Extras leider verloren. Dennoch kann man sich die Materialien durchaus gut anschauen. Diese Doppel-DVD erschien am 08. August zu einem Preis um die 20,- Euro. Die Altersfreigabe liegt bei ab 12 Jahren. Wem ein eher durchschnittliche Bild nicht abschreckt, der sollte sich diesen gelungenen, unterhaltsamen deutschen Film unbedingt ansehen!
Andre Schnack, 26.09.2005
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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