[Einleitung]
Kommen wir zu einem Phänomen, dass man Remake nennen mag. Oftmals sollte es dann aus Sicht der Produzenten so ausschauen, als hätte es keinen Film zuvor gegeben, der dieses Thema bereits belegte. Bei „Dirty Dancing ’17“ ist das anders. Allein schon der Titel gibt Aufschluss darüber, wie das Ergebnis hier zu sehen und vielleicht auch zu bewerten ist. Regisseur Wayne Blair arbeitete nach den Vorstellungen von Autorin Jessica Sharzer sowie Eleanor Bergstein. In den führenden Figuren vor der Kamera sehen wir Bruce Greenwood, Katey Sagal, Abigail Breslin, Nicole Scherzinger und Sarah Hyland sowie weitere. Ich war glücklich mit dem Film, dem Tanzfilm der 80er Jahre und brauchte keine Neuauflage. Genau diese 2017er Interpretation liegt nun hier in Blu-ray HD von Concorde vor.
[Inhalt]
Auf dem Weg zur Broadway-Show „Dirty Dancing“ verliert sich Frances, die früher „Baby“ genannt wurde, in Erinnerungen an ihre erste Liebe. Sie war 17, wollte endlich dem Peace Corps beitreten und nichts weniger als mit ihrer Familie noch einen vorhersehbaren Urlaub im „Kellerman’s“ verbringen. Doch dann lernt sie dort Underdog Johnny kennen, der sich Geld als Tanzlehrer verdient. Als seine Partnerin Penny ausfällt, bringt Johnny Baby das Tanzen bei, um gemeinsam aufzutreten. Babys Vater missbilligt diese Verbindung, aber am Ende der Saison lässt Johnny alle wissen: „Mein Baby gehört zu mir!“
(Quelle: Concorde Home Entertainment)
[Kommentar]
Die TV-Verfilmung zum 30. Geburtstag des Originals ist nicht das, was für viele Fans vielleicht eine Annäherung bedeutet hätte: eine konservativ ausgerichtete und doch mit ein paar neuen Elementen ausgestattete Nacherzählung. Stattdessen ist dies hier schon mehr oder weniger ein eigener Film, doch der ist eben leider nicht derart tragend und ordentlich ausgestaltet, wie es das 30 Jahre (jung gebliebene) Stück bieten konnte. Alles gleicht vielmehr einer Art Musical für die Leinwand. Einige Songs wurden den Originalen hinzugefügt, so auch ein paar Story-Schleifen, die mit dem eigentlichen Kern der Geschichte allerdings gar nichts zu tun haben. All diese Ergänzungen erachte ich als nicht wertvoll.
Wenn man sich an „Dirty Dancing“ von 1987 macht, dann hat man es auch 2017 noch sehr schwer. Das ist ungefähr so, wie einen U-Boot Anti-Kriegsfilm drehen, nachdem jeder weiss, dass es „Das Boot“ von Wolfgang Petersen gibt. Und so fragwürdig das Original in vielen Belangen auch sein mag, die man natürlich kaum sieht, da der Film ja nun einmal über Jahrzehnte so erfolgreich war. Aha. Doch mit einem dicken Pfund konnte „Dirty Dancing“ von 1987 nun wirklich aufwarten: die Chemie zwischen Swayze und Grey – fabelhaft. Nur so funktionierte auch diese Liaison auf dem Sommer-Camp. Vieles wird durch die guten und feinen Emotionen einfach wettgemacht. Das fehlt hier weitgehend bei der 2017er Fassung.
[Technik]
Technisch ist das hier alles weitaus aktueller, als es bei der noch so überarbeiteten Original-Abtastung des Klassikers. Klar, der 1.78:1-Transfer erfolgt mit High Definition Technologie, das ist schon einmal gut. Die 1080p-Aufnahmen befinden sich auf einem rundum ordentlichen Niveau, wenngleich sie niemandem vom Hocker hauen, in Sachen Kantenschärfe und Konturenzeichnung sogar noch etwas Nachhilfe benötigen könnten. Die Ausleuchtung ist zum Teil wie ein Bühnenbild, und damit auch von Licht und Schatten her speziell. „Dirty Dancing ’17“ ist mitnichten der große Wurf in HD, schade auch. Auf der anderen Seite ist es solide Kost. Wie vielleicht auch schlussendlich der Film. Zu hoch sind die Erwartungen. Die Kompression verläuft sauber.
Tontechnisch sollte man meinen, dass es hier hoch her geht. Stimmt allerdings nur zeitweise. Überwiegend ist es eher die ruhige Kugel, die hier geschoben wird. Da wird vorhandenes Potenzial der eingesetzten und theoretisch möglichen Technologie leider nur bedingt genutzt. Alles dreht ein bisschen auf und auch am Qualitäts-Drehregler, wenn das Tempo der Erzählung etwas an Fahrt aufnimmt und die dynamischen Momente vor der Kamera einkehren. Qualitativ soweit durchschnittlich. Bei der eingesetzten Technik handelt es sich um wahlweise deutschsprachigen oder englischen Mehrkanalton im Format DTS-HD MA 5.1. Deutsch gibt es zusätzlich noch in DTS 2.0 sowie deutsche Untertitel für Hörgeschädigte.
[Fazit]
Natürlich ist es für diejenigen unter uns anders, die den Originalfilm von 1987 noch nicht gesehen haben. Alle anderen wissen nach den ersten Minuten, was sie von diesem Film auf seiner Laufzeit von rund 130 Minuten zu erzählen hat und ob dies auch überzeugen kann. Für mich verlor der Film am meisten an der komplett fehlenden Chemie zwischen den Hauptdarstellern, bzw. den tragenden Figuren. Wer sich noch rund 60 Minuten zusätzliche Materialien anschauen möchte, hat hier die Chance auf die folgenden Features:
- Interviews: Abigail Breslin, Colt Prattes, Nicole Scherzinger und Sarah Hyland
- 2 Featurettes
- B-Roll
- Originaltrailer + Deutscher Trailer
Die Extras sind nette Beigaben, die begrenzten Informationsgehalt aufweisen. „Dirty Dancing ’17“ konnte meine Erwartungen leider nicht erfüllen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass ohne das Wissen um den 1987 abgedrehten Titel, die Meinungen durchaus höher ausfallen würden. Wie dem auch sei, Veröffentlichungstermin war der 5. Oktober zu einem Preis von rund 10,- Euro. Wer Tanzfilme mag und indisches Kino nicht so schätzt, der kann nur auf ein übersichtliches Repertoire an Filmen zurückgreifen. Offene Geister schaut euch an, was man draus gemacht hat.
Andre Schnack, 01.11.2017
Film/Inhalt: | |
Bild: | |
Ton: | |
Extras/Ausstattung: | |
Preis-Leistung |