[Einleitung]
Wenn Amerika die oftmals als dümmlich bezeichneten Teenie-Filme geboren hat, welche sich mittlerweile auch nicht mehr der größten Beliebtheit erfreuen können, so hat auch Deutschland der Filmwelt etwas geboren. Und zwar deutsche Filme, die sich entweder inhaltlich so überladen, dass sie sich verlaufen und nicht mehr unterhalten. Oder aber Werke, die so schwierige Themen behandeln, dass sie zwar gut sind, jedoch auch nicht unbedingt zwangsläufig unterhalten. Keine Frage, es gibt großartige Filme, die in diesem Land gedreht und produziert wurden. Gehört Regisseur Oskar Roehlers „Elementarteilchen“ dazu? Der Film entstand nach dem gleichnamigen Skandalroman von Michel Houellebecq, welcher in seinem Buch kein Blatt vor dem Mund nimmt und kein schwieriges Thema meidet. In den Hauptrollen sind Moritz Bleibtreu, Christian Ulmen, Martina Gedeck, Franka Potente, Nina Hoss und Uwe Ochsenknecht zu sehen. Die DVD erscheint von Highlight Video.
[Inhalt]
Michael (Christian Ulmen) und Bruno (Moritz Bleibtreu) sind Halbbrüder mit zwei äußerst unterschiedlichen Veranlagungen: Während Michael als Molekularbiologe so gut wie kein Interesse an Frauen hat, rennt Bruno von einem „One-Night-Stand“ zum nächsten. Als Michael eines Tages seine alte Freundin Annabelle (Franka Potente) und Bruno seine Urlaubsbekanntschaft Christiane (Martina Gedeck) trifft, scheinen sie endlich die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Doch das Glück währt nur kurz. Denn beide Frauen erkranken schwer und Michael und Bruno stehen vor der Entscheidung: altgewohnte Einsamkeit oder neuartige Zweisamkeit…
(Quelle: Highlight Video)
[Kommentar]
Ein Film, nach dessen Abspann man nicht genau weiß, was als nächstes passiert. Sagt man etwas? Oder hat sich einem der Hals zugeschnürt und die Geschichte im Kopf einen Overflow ausgelöst? Irgendwo dazwischen vielleicht. Ist das gut? Ich weiß es nicht. Sicher ist, dass es sich bei „Elementarteilchen“ um keinesfalls leichte Kost handelt, kein Film, bei dem man lacht oder der einem einen Freitag-Abend versüßt. Eher das Gegenteil, was jedoch für gutes Drama sprechen kann. Die Vorlage von Autor Michel Houellebecq soll sich als sehr skandalös beschreiben, was ich mangels meiner Kenntnisse über das Wert nicht belegen kann. Der Film beschäftigt sich jedoch mit tatsächlich „fiesen“ Themen, gebündelt auf zwei Personen, die untereinander an sich schon ein sonderbares Gespann abgeben. Dies liegt keinesfalls an den Inszenierungskünsten der Macher oder aber den schauspielerischen Leistungen, denn diese sind als sehr hoch zu bewerten.
Und doch kann ich mir einiges an Kritik nicht verwehren. In vielen Dingen stellt sich die Story als eigensinnig und doch scheinbar authentisch dar. Nur einige Szenen erinnerten mich an „Forrest Gump“ – und einem solchen Vergleich kann der Film nicht standhalten. Vom Aufbau und der inneren Logik her macht der Streifen eine gute Figur, nur die zahlreichen Zeitsprünge können leider nicht überzeugen und verwirren manchmal ordentlich. Das lenkt ein wenig von den harten Inhalten ab, ströt die Entfaltung der Dramatik auch nicht weiter. Mag schlussendlich auf die Maske zurückfallen, die in dieser Hinsicht versagt hat. „Elementarteilchen“ ist kein leichter Tobak, ein insgesamt gelungenes Drama aus deutschen Landen. Wirklich positiv überrascht war ich von Christian Ulmen, der sein Talent als Schauspieler mit diesem Film nicht nur unter Beweis stellt, sondern untermauert.
[Technik]
„Elementarteilchen“ erscheint mittels eines anamorphen 16:9-Widescreen Transfers. Wir haben es mit einem Seitenverhätlnis von 2.35:1 zu tun. Der Transfer weist überwiegend natürliche Farben auf und von Beginn an gefällt die klare Kantenschärfe. Jene gute Konturenzeichnung schlägt positiv auf den Bilddetailgrad wieder, welcher sich somit frisch und umfangreich entwickelt. Ähnliches sei zum Kontrast gesagt. Knackige Farben können einen plakativen Flächeneffekt vermeiden und umsorgen den Betrachter mit einer guten Portion Plastizität, auch der Schwarzlevel zeigt sich von seiner satten und knackigen Seite. Es gibt praktisch nur selten ein wenig Rauschen vor die Augen oder aber der leichte Nachzieheffekt trübt die Kantenschärfe einen Hauch zum Negativen. Weitere Störungen oder aber Verunreinigungen bleiben aus und die Kompression kann ihren Job unbemerkt verrichten.
Technisch betrachtet sind zwei Soundtracks auf der Disc vorhanden. Der deutschsprachige Dolby Digital 5.1-Soundtrack und ein Dolby Digital 2.0-Audiokommentar auf Anwahl. „Elementarteilchen“ leistet sich keinen spektakulären Ton und besinnt sich über die meiste Strecke der Laufzeit auf saubere Ausspielung von Musik und Hintergrundgeräuschen. Nur selten können wir bidirektional verlaufende Surround-Effekte ausmachen oder neben dem Music-Score Aktionen auf den hinteren Kanälen Aktivitäten ausmachen. Der Titel beschränkt sich auf die Lautsprecher-Front, gibt klare Sprachausgabe aus dem Center-Speaker und untermalt die Handlung mit einer oftmals emotionalen musikalischen Begleitung. Untertitel können wahlweise in englischen oder deutschen Lettern hinzugeschaltet werden.
[Fazit]
Highlight Video und Constantin Film bringen uns mit „Elementarteilchen“ einen ausreichend spannenden und emotional sehr anspruchsvollen DVD-Film ins Heimkino. Inhaltlich mag der rund 107minutenlange Titel nicht jedermanns Geschmack sein, was letztlich an der teils extremen Darstellung der beiden Frauen- und Männer-Schicksale liegen wird. Der Film gehört jedoch zu den besseren Werken der deutschen Filmküche des laufenden Jahres. Er findet Platz auf dieser einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) und vermag nach dem Einlegen der Disc mit einem optisch gut gestalteten Menü zu begrüßen. Mittels einfacher Navigation erreicht der Benutzer neben den standardmäßig vorhandenen Optionen auch Zugriff auf folgendes Bonusmaterial:
- Making Of (ca. 30 Min.)
- Hörfilmfassung für Sehbehinderte
- Interviews (ca. 33 Min.)
- Blick hinter die Kulissen (ca. 8 Min.)
- Casting/Probe (ca. 8 Min.)
- Darstellerinfos
Klar gegliedert und inhaltlich sinnvoll aufbereitet können die Extras in ihrer Laufzeit von rund 79 Minuten überzeugen. Ihre technische Qualität zeigt sich als durchwachsen, prinzipiell sind sie als sinnvolle und kontextbezogen wertvolle Extras zu bewerten. „Elementarteilchen“ erscheint im Amaray-Case und kommt mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahren daher. Wer Randthemen wie psychisch unstabile Menschen und deren Geschichten über Glück und Schicksal tangiert, der sollte sich „Elementarteilchen“ unbedingt ansehen, sei jedoch gewarnt: kein leichter Tobak. Starttermin dieser DVD war der 5. Oktober, der Preis liegt bei unter 20,- Euro.
Andre Schnack, 30.10.2006
Film/Inhalt |
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Preis-Leistung |
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