[Einleitung]
Anime stehen hoch im Kurs, doch nicht jede Erscheinung ist ihr Geld wert. Wir konnten den Titel „FLCL“ (Originaltitel: Furi Kuri) aus dem Programm von SPVision genauer unter die Lupe nehmen und berichten. „FLCL“ steht für „Fooly Cooly“, auch nicht weniger aussagekräftig, doch irgendwie ganz hipp. Es soll sich dabei nicht nur um einen herkömmlichen Anime-Titel handeln, wenn es denn so etwas überhaupt gibt. Vielmehr steht hier die Kombination verschiedenster Sub-Genres und Instrumente der Anime-Kunst im Vordergrund. Regisseur Kazuya Tsurumaki fertigte „FLCL“ nach einem Drehbuch von Yoji Enokido. Die 2000 erschienene Video-Produktion erscheint nun auf DVD von SPVision. Wir konnten genauer hinschauen.
[Inhalt]
Naota, ein 12jähriger Schüler, wohnt mit seinem skurrilen Vater und Großvater in einer japanischen Kleinstadt und führt ein ziemlich belangloses Leben. Dies ändert sich schlagartig, als sein Bruder als Baseballspieler in die USA geht und dessen Ex-Freundin Mamimi Naota gegenüber merkwürdige Annäherungsversuche macht. Als wäre dies nicht schon verwirrend genug, taucht die verrückte Haruko auf, fährt ihn mit ihrer Vespa über den Haufen, erklärt, sie sei eine Außerirdische und schlägt ihm obendrein ihre Bassgitarre über den Schädel – nicht ohne Folgen, denn Naota wachsen plötzlich Roboter aus dem Kopf! Ein grotesker, wahnwitziger und rasanter Trip beginnt…
Episode 01: „Furi Kuri“ In der verschlafenen Kleinstadt Mabase lebt der Sechstklässler Naota bei seinem übergeschnapptem Vater und dem nicht minder seltsamen Großvater. Er leidet unter seinem trostlosen, deprimierenden Leben. Eines Tages taucht wie aus dem Nichts die geheimnisvolle und offenbar verrückte Haruko auf. Wie eine Furie stellt sie Naotas Leben auf den Kopf und zieht obendrein zu einem Schreck als Haushälterin bei einem Vater ein. Nachdem Haruko ihre Waffe, eine Bassgitarre, an Naota „ausprobiert“ hat, wächst aus seinem Kopf eine Art Horn, der sich als Roboter entpuppt. Wie Naota auf die harte Tour herausfinden muss, betrachtet es Haruko als ihre Mission, dieses Wesen zu zerstören. Aber welche Rolle spielt Naota in Harukos offenbar überirdischen Plänen…?
Episode 02: „Firestarter“ Die 17jährige Ex-Freundin von Naotas Bruder, der mittlerweile in den USA als Baseballspieler lebt, hat düstere Geheimnisse. In Maminis Vergangenheit liegen Dinge begraben, die Naota nicht begreift. Ihre Obsession mit dem Videospiel Firestarter, in dem der Gott Cantide eine zentrale Rolle spielt, verwirrt Naota umso mehr. Als er begreift, dass die Grenzen zwischen dem Spiel und der Realität zu verschwimmen beginnen, scheint es schon zu spät. Kanchi, der zumeist friedliche Roboter, wird in einen infernalen Kampf mit Cantide verwickelt. Naota spielt in diesem bizarren Szenario eine entscheidende Rolle…
(Quelle: SPVision)
[Kommentar]
Mit „FLCL“ ist das schon so eine Sache. Anime haben eine eingeschworene Fan-Gemeinde und erfreuen sich hoher Beliebtheit. Anime bleiben nach wie vor jedoch Geschmackssache. Denn so richtig massentauglich sind sie noch nicht geworden in den letzten Jahren. Es kann jedoch zweifelsfrei festgehalten werden, dass sich beide Seiten sukzessive annähern. „FLCL“ bricht jedoch diesen Trend und sorgt dafür, dass die Kluft noch einmal ordentlich aufgerissen wird. Schwierigkeiten bei der Bewertung sind nicht nur der Tatsache, dass es sich thematisch um einen bunten Strauß Blumen handelt, sondern auch der Darstellungsweise zuzuschreiben. Im direkten Vergleich zur Art von Animationsfilmen fällt die fernöstliche Herkunft sofort ins Auge. Kantige Gesichter, markante Strichzeichnung und oftmals eine etwas hippelige und wirre Inszenierung und Gestik der Charaktere sorgt für Dynamik in Bild und Story.
Der Zeichenstil ist mithin Geschmackssache, kann rein von der Herstellungsgüte jedoch auch als hochwertig und gut bezeichnet werden. Viel schwieriger gestaltet es sich mit der Beurteilung der inhaltlichen Eindrücke. Denn hier gibt es zahlreiche Impressionen die sich durchaus in Urteils-Spannen wie „bunter Schwachsinn“ bis hin zu „tolle Einfälle“ bewegen. Vom ersten Eindruck her sind die Episoden sehr wirr und sonderbar in ihrem Verlauf. Ständig springt die Handlung hin und her und wird unterbrochen von verschiedenen Situationen, die sich bei weitem nicht rasch erschließen und dem Inhalt jeweils logisch zuzuordnen sind. Wen das nicht stört, wer offen ist für innovative Züge, der wird auch mit dieser dynamischen Handlung und ihrem teils wirren Verlauf zurecht kommen.
[Technik]
Technisch betrachtet haben wir es mit einer hochwertigen Umsetzung aus dem Hause SPVision zu tun. „FLCL“ erscheint mittels eines 4:3 Vollbild-Transfers (1.33:1) auf dem Wiedergabegerät und zeigt dabei auf dem ersten Blick keine nennenswerten Makel. Erst bei genauerer Betrachtung fällt gelegentlich ein zarter Rauschfaktor ins Auge und wir werden Zeuge leichter Verzerrungseffekte. Diese halten sich jedoch insgesamt auch schon sehr zurück und es entsteht ein plastisches und sauberes Geschehen. Den Betrachter erfreut sich an den gesunden Farben und klaren Farbabschlüssen und Übergängen. Ruhig in seiner Gesamtwirkung weist der Transfer auch einen intensiven Schwarzton und eine wirkungsvolle „Grundierung“. Viele Dinge können nicht mit einem herkömmlichen Kamerabild vor realen Sets verglichen werden, dennoch zeichnet sich „FLCL“ durch eine hohe Gesamtqualität aus.
Tontechnisch gibt es so viel nicht zu sagen. Abgemischt im Dolby Digital 2.0-Format in deutscher oder wahlweise Japanischer Sprache überzeugen die Soundtracks durch saubere und klare Wiedergabe und ein ausreichend dynamischen Surround-Ton. Ausreichend alleine nur deswegen, weil nur sehr wenige akustische Belange auf den hinteren Lautsprechern ausgelebt werden. Eher selten dringt etwas anderes aus den hinteren Kanälen als die qualitativ hochwertige Film-Musik. Immer wieder schafft sich Weite und den spürbaren Hauch von Räumlichkeit. Untertitel können dem Ton in deutschen und französischen Lettern hinzugeschaltet werden.
[Fazit]
SPVision weitet das eigene DVD-Angebot aus und erschließt sich neben ihrem Kerngeschäft – dem Vertrieb von DVD Musik-Produktionen – weiteren Feldern. So auch dem der Animations-Werke, den beliebten „Anime“. „FLCL – Vol. 1″ ist schon eine komische Sache, die ersten beiden Episoden auf dieser DVD füllen gerade einmal eine Laufzeit von insgesamt 60 Minuten. Angesichts dieser Laufzeit halten wir den Preis für nicht gerade günstig. Die Menüs der DVD sind einfach gehalten und können durchaus durch simple Navigation punkten. Richtiges Bonusmaterial kann nicht vorgefunden werden, wir zählen lediglich einige Trailer mit zur Ausstattung der einseitigen Single-Layer-Disc (DVD Typ 5). Der Erscheinungstermin war der 24. März, der Preis liegt bei rund 15,- Euro, was gerade noch so durch geht. Fans kann man das DigiPak durchaus ans Herz legen. Freigegeben ab einem Alter von 12 Jahren. Es bleibt abzuwarten, wie die „Vol. 2″ und „Vol. 3″ ausfallen werden.
Andre Schnack, 18.04.2006
Film/Inhalt |
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