[Einleitung]
Ben Wheatley inszenierte einen Film, der in meinem Geburtsjahr spielt, 1978. Als junger erwachsener Mensch war das mit Sicherheit eine schräge Zeit. Vor allem auch der Klamotten wegen. In dieser Zeit spielen viele Filme, die nach dieser Zeit gedreht wurden. Kurzum: interessante Optik ist schon einmal gegeben. In den führenden Rollen des actionlastigen und mit Humor ausgestatteten Titels sehen wir Sharlto Copley, Armie Hammer, Brie Larson, Sam Riley sowie Cillian Murphy. Das Drehbuch schrieb Wheatley gemeinsam mit Amy Jump. Ich konnte mir die Standard Definition Version der DVD Fassung aus dem Programm von splendid film Home Entertainment genauer anschauen und war sehr gespannt.
[Inhalt]
Boston in den späten 1970ern: In einer verlassenen Lagerhalle bringt die auf heiße Ware spezialisierte Justine (Brie Larson) die beiden Iren Chris (Cillian Murphy) und Frank (Michael Smiley) mit den zwielichtigen Geschäftsmännern Ord (Armie Hammer) und Vernon (Sharlto Copley) zusammen. Eine große Ladung Waffen soll verkauft werden. Eigentlich ein simpler Deal, der jedoch dank der hitzköpfigen „Profis“ schlagartig ausartet. Die gerade verhandelten Knarren werden sogleich dem blutigen Härtetest unterzogen, sodass sich die leerstehende Halle in eine bedrohliche Kampfarena verwandelt und ein gnadenloser Shootout um Leben und Tod beginnt…
(Quelle: splendid film Home Entertainment)
[Kommentar]
Wenn jemand angeschossen wird, in die Schulter, und sich lauthals über den nun ruinierten Anzug beschwert, dann kann man eine Ahnung von dem aufbauen, was einen generell bei diesem Film hier erwartet. Hier zählen Knopf und Kleid mehr als ein Menschenleben, denn die hier portraitierten Figuren sind allesamt nicht ganz sauber. Eine reine weiße Weste gibt es hier nicht, denn in „Free Fire“ gehört den Plateau-Schuhen und Schlaghosen der 70er Jahre Dancefloor, oder aber besser, dem Parkett.
Ich könnte viele Vertreter dieses Genres aufzählen, die meisten davon gefielen mir gut. Vor allem die, welche Mitte der Neunziger Jahre entstanden und bei denen im Regiestuhl Quentin Tarantino Platz nahm. Aber auch danach – als sich dieses Sujet immer weiter verdichtete – gab es ganz wunderbare Titel. „The Way of the Gun“ gehört tatsächlich für mich zu den besseren Filmen dieses Genres und erfreut mich mit seinem Design, Stil und Charme jedes Mal aufs neue.
Zurück zu „Free Fire“, der eher einem „Das tödliche Wespennest“ entspricht, da auf einem klar definierten Raum zwei Parteien in bester Wild-West-Manier gegeneinander antreten und sich bekämpfen. So gehört den Blauen Bohnen hier viel Bildpräsenz und tiefsinnige Dialoge sind so rar, wie Mitgefühl und Menschenliebe. Man konzentrierte sich ganz auf die Choreografie, die Darstellung des Shootouts und ein paar stilistische Elemente. Die Figuren haben da eher Schießbuden-Tiefe, ziemlich zweidimensional.
Aufbau und Ablauf der Story sind einfach, so wie die Story selbst. Das macht alles recht einfach, da wir an einem sehr eingeschränkten Handlungsort eben auch sehr eingeschränkte Handlungen erleben. „Free Fire“ schöpft aus dem Charme, der Atmosphäre und den simplen und doch oftmals markigen und unterhaltsamen Dialogen. Am Ende entsteht so ein durchschnittlicher Action-Film, der sich sehr fokussiert gibt und dabei auch eine ordentliche Handwerkskunst abzuliefern versteht.
[Technik]
2.39:1 Abmessungen rahmen das Geschehen. Der 16:9-Transfer trifft mit guten Bildern auf die Netzhaut des Publikums. Allerdings sei von Beginn bis Ende ein rigider Umstand zu vermelden, denn nahezu der gesamte Film spielt innerhalb geschlossener Räumlichkeiten mit bestenfalls mittelprächtiger Ausleuchtung. Das birgt Gefahen, wie Rauschen in plakativen Bereichen oder auch Unschärfen und weniger Bilddetails in den schattigen Momenten. So kommt es dann auch, wenngleich insgesamt ein durchschnittliches, solides Niveau gehalten wird. Kompressionsartefakte – nein.
Diese DVD hat im Gepäck ein Dolby Digital 5.1-Format, welches wahlweise in den Sprachen Englisch und Deutsch vernommen wird. „Free Fire“ kommt nicht nur von Produzent Martin Scorsese, sondern weiss durchaus mit einem lebhaften Ton zu begeistern. Die Sprache geht hier ein wenig zugunsten der Action unter. Das macht gar nichts, denn viel gesprochen wird nicht und die Dominanz kommt von der Schießerei, welche die überwiegende Handlung ausmacht. Dynamisch surren die Kugeln umher und erschaffen ein gutes Raumgefühl bei keinerlei Beeinträchtigungen.
[Fazit]
„Free Fire“ gefiel mir gut. Hier und dort erinnerte mich der Film an „Das tödliche Wespennest“ (Nid de guêpes) von 2002. Allerdings hält sich der 87 Minuten-Titel hier noch mehr zurück und konzentriert sich ein wenig mehr auf Stil und Optik. Außerdem scheint es keine Guten unter den Bösen zu geben, nur weniger Böse… „Free Fire“ findet Platz auf einer einseitigen und zweischichtigen DVD (Typ 9) und kann neben dem Hauptfilm mit der FSK von ab 16 Jahren auch noch folgende Extras bieten:
- Making Of „Free Fire“
- B-Roll
- Interviews mit Cast & Crew
- Original-Trailer
Veröffentlicht wird der Film am 25. August 2017. Die DVD Standard Definition Fassung (hier getestet) kann zu einem Preis von rund 11,- Euro bereits vorbestellt werden. Das HD Blu-ray Pendant kostet mit 2,- Euro nur geringfügig mehr. Deadline Magazin schrieb „Popcorn-Kino vom Feinsten.“ – ich möchte nicht sagen, dass „Free Fire“ gewaltverherrlichende Kost ist, allerdings ist der Film mit Sicherheit auch nichts für Pazifisten.
Andre Schnack, 21.08.2017
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