[Einleitung]
Wenn Doris Dörrie einen Film macht, dann wissen bereits viele Menschen in Deutschland, was sie da so erwarten könnte. Natürlich in etwa über den Inhalt, dennoch mehr über die Machart, den Stil und das irgendwie eine gewisse Haltung oder Aussage dahinter steht. Sollte eigentlich grundsätzlich bei Filmemacher:innen der Fall sein, ist es aber nicht immer, wenn man das Werk letztlich angesehen hat. So schaute ich mir ihren Titel „Freibad“ von 2022 an, den sie als Regisseurin führte und mit Madeleine Fricke und Karin Kaci gemeinsam das Drehbuch anfertigte. Diese DVD-Fassung erscheint aus dem Angebot von Constantin Film mit Sabrina Amali, Ilknur Boyraz, Nilam Farooq und weiteren in den relevanten Rollen.
[Kommentar]
Ich mag es, wenn Filmemacher:innen gekonnt Situationen unseres Alltags, unserer Gesellschaft und unseres Lebens aufs Korn nehmen, durch den Kakao ziehen oder aber wie man auch immer es bezeichnen möchte, wenn man sich über etwas lustig macht. Wenn dabei mal jemandem ein wenig auf die Füße getreten wird, so sollte dies nicht allzu ernst genommen werden. „Freibad“ nimmt da auch kein Handtuch vor den Mund und versucht sich durch geschicktes abwechselndes inkorrekt sein zu positionieren und die Pointen durchs Freiband zu treiben. Dabei ist dies kein leichter Akt, schließlich leben wir in einem Land, in dem mittlerweile allen alles möglichst recht gemacht werden soll.
Ob sich nun durch wahrgenommenen Identitätsverlust oder die überzogene Vertretung von Minderheiten und deren Ansprüchen hier zum Ausdruck gebracht wird, ist den beteiligten Figuren Schnuppe. Sie decken fein die Klischees und Muster ab, die wir in vielerlei Couleur sehen, da draussen, nicht im Film. Schauspielerisch sowie von der angewandten Handwerkskunst hinter der Kamera bin ich mit allem soweit einverstanden. Dennoch bleibt ein wenig der vielleicht bewusst unkonventionell anmutende Charme und eine Stimmung, die ich nicht immer komplett einzuordnen vermochte. Unterhaltsam allemal.
[Technik]
Der 16:9-Bildtransfer erfolgt hier in einer Standard Definition-Technik (anamorph codiert) und bietet sich von Beginn an mit einem Reigen an Farben zur Schau. Viele Facetten der Farbpalette werden durch das schöne Bad (also rein architektonisch) sowie die gut gefilmten Szenen abgebildet und deutlich. Sie erfreuen sich eines gelungenen Kontrasts, einer guten Farbgebung und im Hinblick auf die Möglichkeiten einer DVD auch einer adäquaten Detailzeichnung. Von der Kompression bemerken wir nicht viel und die Aufnahmen kommen weitgehend oder Verunreinigungen oder Störungen aus. Nur selten gibt es etwas Körnung.
Das 1.85:1-Geschehen bekommt akustische Hilfe durch einen Dolby Digital 5.1-Ton in deutscher Sprache. Zusätzlich gibt es auch noch DD 2.0 und ebenfalls enthalten ist die in 2.0 abgemischte Hörfilmfassung des Films. „Freibad“ macht tonal keine gigantischen Sprünge, das wird ob des Themas vermutlich niemanden wirklich überraschen. Dennoch überzeugen die akustischen Werte durch eine sauber und stets verständliche Sprache und auch eine musikalische Begleitung, die etwas Stimmung spendet. Soweit in Ordnung, auch gibt es deutsche Untertitel für Hörgeschädigte sowie Englische.
[Fazit]
„Freibad“ ist ein deutscher Film auf rund 102 Minuten Laufzeit mit einer Altersfreigabe von ab 12 Jahren. Mit einigen herrlichen Beispielen und dem Durchschwimmen der Klischees wird hier nicht mit der Pommes-Kultur gebrochen, sondern vielmehr auf die gesellschaftlichen und teil skurril anmutenden Themen geschaut, bei denen viele den Kopf schütteln, andere nicht. Mit dem Bonusmaterial gibt es zusätzlich noch rund 40 Minuten an Laufzeit.
- Live aus dem Freibad (5 Min.)
- Ungenutzte Szenen (9 Min.)
- Interviews (25 Min.)
Ein wenig mehr Einblick in die Entstehung des Films, jedoch vor allem die Hintergrund bieten die Interviews. Insgesamt sind die Beigaben informativ und runden das Angebot der Disc ab. Sie kann seit dem 9. Februar im Handel erworben werden und schlägt mit 13,- Euro für die DVD zu Buche. Für 2,- Euro mehr kommt man in den Genuss der HD Blu-ray Disc Version.
Andre Schnack, 20.02.2023
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