[Einleitung]
universumfilm veröffentlicht das 2007 von Ang Lee abgedrehte Stück „Gefahr und Begierde“ (Originaltitel: Se jie) auf DVD. Der gebürtige Taiwanese schuf Werke wie „Sinn und Sinnlichkeit“ und „Tiger & Dragon“, „Hulk“ und „Brokeback Mountain“. Was kommt also bei einem Titel heraus, der sich „Gefahr und Begierde“ schimpft und nach einem Drehbuch von James Schamus und Hui-Ling Wang entstand. Die Story-Vorlage entstammt dem Gedankengut von Eileen Chang, einer chinesischen Autorin. In den Hauptrollen sind Tony Leung Chiu Wai, Wei Tang, Joan Chen, Lee-Hom Wang, Chung Hua Tou und Chih-ying Chu zu sehen. Wir konnten den Film genauer beäugen und berichten.
[Inhalt]
Shanghai 1941, zur Zeit der japanischen Besatzung Chinas. Die junge Studentin Wang Jiazhi kommt an der Universität in Kontakt mit der chinesischen Widerstandsbewegung. Ihr Kommilitone Kuang wählt sie für eine gefährliche Mission aus, nachdem er sich von ihrem Charme und ihrer Ausstrahlung überzeugt hat. Ihr Auftrag: Sie soll die Gunst des skrupellosen Regierungsbeamten Yi, eines Kollaborateurs der verhassten japanischen Besatzer, erlangen und ihn in eine tödliche Falle locken.
Um sein Vertrauen zu gewinnen, schlüpft Wang in die Rolle der ebenso mondänen wie verführerischen Dame Frau Mak und macht so Bekanntschaft mit dem Ehepaar Yi. Der Plan scheint aufzugehen. Schon bald kann der sonst eher zurückhaltende und überaus misstrauische Yi kaum mehr seine Augen von der attraktiven Wang abwenden. Es beginnt eine geheime, leidenschaftliche Affäre. Doch aus körperlicher Lust entwickelt sich mit der Zeit ein obsessives Verhältnis und ein gefährliches Roulette der Gefühle und Begierden, in dem auch Wang sich immer weiter zu verlieren droht…
(Quelle: universumfilm)
[Kommentar]
Ang Lee’s „Gefahr und Begierde“ ist ein Spionage-Film und ein erotisch angehauchtes Drama zugleich. Der Macher des grünen „Hulk“ beschreitet mit seinem aktuellen Titel, welcher im Oktober 2007 hierzulande seine Kinopremiere feierte, ein wenig Neuland. Anspruchsvolle Titel liegen Herrn Lee auf jeden Fall, dies stellte er beispielsweise mit dem Werk „Sinn und Sinnlichkeit“ unter Beweis. „Brokeback Mountain“ hält dazu ebenfalls als Beleg her. Mit dem vorliegenden Film hingegen verlagert der Taiwanese die Handlung vom Westen in den fernen Osten und unternimmt eine Zeitreise in ein China, welches von Japanern besetzt war – 1939.
Nach der Ansicht weiß ich nun, dass dies der Stoff ist, aus dem man gute Filme machen kann. Und Ang Lee kann! „Gefahr und Begierde“ (in englischen übrigens „Lust, Caution“) beschäftigt sich mit den Beziehungen von Menschen, die sich im Krieg befinden. Es sind keine Soldaten, sondern Menschen, die unter mehr oder weniger direktem Einfluss des chinesisch-japanischen Krieges leiden, handeln und gleichermaßen aktiv mitgestalten. So entwickelt sich die Spionage-Thematik von einem anfängliche Attentat-Vorhaben zu einer Hassliebe zwischen Opfer und Verschwörer.
Ob es nun die Sets und Kostüme oder aber die hervorragenden darstellerischen Leistungen sind, „Gefahr und Begierde“ mangelt es praktisch an nichts. Durch eine intensive und stimmungsgeladene Story fesselt Ang Lee den Betrachter über die gesamte Laufzeit. Ein ordentlicher Spannungsbogen unterstreicht die Unterhaltung. Wenngleich sich keine große Vorhersehbarkeit ergibt, so eröffnet sich dem versierten Betrachter schon, dass die extreme Beziehung der zwei Schlüsselfiguren praktisch in einem Desaster enden muss. Nicht nur der Dramatik wegen.
[Technik]
„Gefahr und Begierde“ kann mit authentisch wirkenden Sets überzeugen. Die technische Darbietungsqualität trägt dies und befindet sich dabei auf einem adäquaten Niveau, erreicht hingegen zu keinem Zeitpunkt die Oberklasse. Denn dazu mangelt es dem anamorphen Transfer im 1.85:1-Gewand an Sauberkeit. Wo auch immer der Ursprung liegt, der für das Rauschen im Bilduntergrund verantwortlich ist, dieser und der leichte Nachzieheffekt bei raschen Kameraschwenks stellen die negativen Seiten des Bildes dar. Von Kontrast, Farbgebung und Plastizität hingegen wird der Betrachter keinesfalls enttäuscht sein. All jene vorgenannten Werte gefallen und die Kompression macht sich nicht zum Thema.
Diese universumfilm Disc weist sich mit dem obligatorischen Dolby Digital 5.1-Sound aus. Es gibt ihn wahlweise in den Sprachfassungen Chinesisch und Deutsch auf der Disc vorzufinden. „Gefahr und Begierde“ besitzt zwar auch wenige actionreiche Momente, überwiegend handelt es sich hingegen um einen sehr ruhigen Vertreter, der ohne brachiale Surround-Effekte auskommt und sich trotzdem tonal nicht zu verstecken braucht. Eine klare und stets verständliche Sprachausgabe umsorgt den Betrachter ebenso, wie der gelungene und auch räumlich wirkende Music-Score. Untertitel sind optional in Deutsch einzuschalten.
[Fazit]
Ang Lee ist schon ein toller Hecht. Ehrlich, immer wieder überzeugt der Filmemacher aus Fernost mit seinen innovativen und inhaltlich zumeist wertvollen Werken, die quer verteilt über den Globus entstehen. „Gefahr und Begierde“ aus dem universumfilm DVD-Aufgebot erscheint auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) und kommt schwergewichtig mit gleich 153 Minuten Laufzeit im Gepäck daher. Zusätzliche Materialien sind über das einfach gehaltene Menü zu erreichen.
- Featurette: „Tiles of Deception Lurid Affections“ (ca. 17 Min.)
- Interviews mit Cast & Crew (ca. 14 Min.)
- B-Roll (ca. 8 Min.)
- Deutscher/Englischer Trailer
- 5 Trailer zu weiteren DVD-Erscheinungen
Auch die Extras haben Karat und können viele Informationen zum Film anbieten. Die Interviews mit Cast & Crew gefallen und geben ebenso viel Aufschluss, wie auch die wertige Featurette zum Film. Insgesamt füllen sich auf diesem Wege ca. 40 Minuten Laufzeit. „Gefahr und Begierde“ kann seit dem 12. Mai im Handel erworben werden, der Preis liegt bei rund 18,- Euro. Die FSK setzte eine Altersfreigabe von ab 16 Jahren an. Wer Lee mag oder aber auf anspruchsvolle Werke steht, der sollte zugreifen.
Andre Schnack, 11.06.2008
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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