[Einleitung]
Es ist schon einige Jahre her, da las ich einen Kommentar von James Cameron zu dem japanischen Animationsfilm „Ghost in the Shell“. Von Interesse durchströmt zog ich mir damals den Film rein und war unfassbar begeistert. Nun, es sind zwanzig Jahre vergangen, konnte ich die Presseaufführung des Realfilm-Spektakels von 2017 anschauen und war sehr gespannt auf das, was Regisseur Rupert Sanders und Drehbuchautoren Jonathan Herman und Jamie Moss dort ablieferten. In den führenden Rollen sehen wir Scarlett Johansson, Takeshi Kitano, Juliette Binoche, Michael Pitt, Pilou Asbæk und Kaori Momoi.
[Inhalt]
In der nahen Zukunft ist Major (Scarlett Johansson) der Prototyp einer neuen Generation. Als Überlebende eines verheerenden Unfalls wurde sie mit kybernetischen Fähigkeiten ausgestattet, die sie zur perfekten Soldatin machen. Ihre Aufgabe: Die gefährlichsten Kriminellen der Welt zu stoppen. Als der Terrorismus ein bisher ungekanntes Ausmaß erreicht und es Hackern gelingt, sich in die menschliche Psyche einzuloggen und diese zu kontrollieren, ist Major die einzige, die die Attentäter aufhalten kann.
Auf ihrer Jagd nach einem mächtigen neuen Feind wird sie mit einer unerwarteten Wahrheit konfrontiert: Ihr Leben wurde nicht gerettet – es wurde ihr gestohlen. Ohne Rücksicht auf Verluste versucht sie nun, ihre Vergangenheit zu rekonstruieren, herauszufinden, wer ihr das angetan hat, und die Verantwortlichen zu stellen…
(Quelle: Paramount Pictures)
[Kommentar]
Nach dem Motto: wenn Dinge miteinander verbunden sind, dann kann auch das eine auf das andere Einfluss nehmen. In der Netzwerk- und Computerwelt nennt man das Hacking. Eine eher dystopische Zukunftsvision, die uns im negativen Sinne aufzeigt, welche Gefahren in einer barrierefreien, komplett vernetzten Welt liegen, in denen manche anonym unterwegs sein können. Doch der tatsächlich inhaltliche Hauptaspekt, ist philosophisch angehaucht. Und er beschäftigt sich mit nichts Minderem als der Frage nach dem Leben und dem Sein, der eigenen Seele und den Platz in der Welt.
Das Original, ein japanisches Anime, ist dort sehr sehr optisch unterwegs und bietet ausgesprochen hübsch inszenierte, von faszinierende Musik begleitete Aufnahmen. Diese erschaffen eine sehr dichte Atmosphäre. Mich erinnerte das hin und wieder an die Sets in „Blade Runner“, der eine ganz ähnliche Thematik bietet. Mich konnte das Anime-Werk in den 90er Jahren stark begeistern. Und den Machern des Realfilms gelang eine wirklich gute Umsetzung.
Anfänglich war ich skeptisch ob des fernöstlichen Schlags in der Kombination mit den sehr westlich ausschauenden Darstellern. Doch das ging gut. Ich erfreute mich ebenfalls sehr daran, dass viele Einstellungen des Originals hier nahezu eins zu eins übernommen worden sind. Dazu gehören bizarre, lebensfeindlich wirkende und nicht enden wollende Wohnblöcke, digitale Werbungen in Hologrammen überall, der Regen und auch die denkwürdigen Momente, in denen Major komplett kontrolliert in Cloaking-Uniform eine Häuserschlucht hinabstürzt. Alles wunderbar gemacht.
Alle Figuren sind gut besetzt. Major und ihr Partner, Mr. Cutter und natürlich der Chef von Section 9 sind alles kantige und eigene Charaktere. Scarlett Johannson führt ein tolles Cast an, welches durch Takeshi Kitano prima abgerundet wird. Ebenfalls muss ich festhalten, dass sich die Originalstimmen besser in das Gesamtwerk einfügen, als es die – ebenfalls guten – Synchronstimmen leisten können. Irgendwie cool: Mr. Kitano spricht japanisch. Als letztes noch ein Wort an den tollen Soundtrack, wunderbar und stark in der Wirkung.
[Fazit]
Mensch, das war ein schönes Erlebnis. Ob ich den Film nun in 3D oder nicht gesehen hätte, ich bilde mir ein, dass es keinen großen Unterschied gemacht hätte. „Ghost in the Shell“ ist glücklicherweise sehr gut ausgefallen, wie ich denke. Natürlich könnte man sich daran stören, dass Major hin und wieder den Alleingang wagt – doch störe ich mich daran nicht. Optisch, akustisch und vor allem inhaltlich ein ernster Science-Fiction Titel, großartig verfilmt, der mich an „Blade Runner“ und gleichermaßen die guten alten Zeiten mit Pen & Paper Rollenspielen wie „Shadowrun“ erinnerte.
Mir ist klar, dass bei mir im Kopf der unmittelbare und direkte Vergleich zum Anime erfolgte. Unabhängig von dieser Vorkenntnis möchte ich festhalten, dass ich den Film auch ohne dieses Wissen als gut und hochwertig eingestuft hätte. Allerdings wäre der Charme vielleicht nicht so hoch ausgefallen, da ich mich schon sehr darüber freute, dass bestimmte stimmungstragende Szenen sogar 1:1 übernommen worden sind. Regisseur Rupert Sanders schuf eine wirklich gute Adaption – und Takeshi Kitano? Ein kluger Zug.
„Don’t send a rabbit to catch a fox.“
(Daisuke Aramaki, Director Section 9)
Andre Schnack, 30.03.2017
Film/Inhalt: