[Einleitung]
Stephen Frears ist jedem Cineasten und Kinogänger bestimmt ein Begriff. Richtig, er ist derjenige, der uns den fantastischen „High Fidelity“ Film bescherte. Selten gelang es einem Film mit so viel ehrlichem Humor in die Köpfe zweier Menschen in einer Beziehung zu schauen, welche sich Gedanken genau über diese Beziehung machen. Der zweimal Oscar nominierte, gebürtige Engländer schuf 10 Jahre vor „High Fidelity“ den Streifen „Grifters“ (Originaltitel: The Grifters) nach einem gleichnamigen Roman von Jim Thompson, welches von Donald E. Westlake zu einem Skript verarbeitet wurde. In den Hauptrollen sind Anjelica Huston, Annette Bening und John Cusack zu sehen. Wir schauten uns die DVD von universumfilm genauer an und berichten.
[Inhalt]
Roy (John Cusack) hält sich ebenso mit kleinen Gaunereien über Wasser wie seine attraktive Freundin Myra (Annette Bening) und seine Mutter Lily (Anjelica Huston). Jahrelang haben sich Mutter und Sohn nicht gesehen, doch als Roy nach einem Knüppelhieb in den Bauch zu sterben droht, kümmert sich Lily, die in ständiger Angst vor der Mafia lebt, um ihn. Um die eifersüchtige Myra zu beruhigen, verreist Roy mit ihr. Nun erfährt er erst, dass Myra einst eine professionelle Gaunerin war. Als sie über Lily sprechen, kommt es zum Streit. Roy setzt sie vor die Tür. Aus Rache folgt Myra Lily, die vor dem Mob flieht. Ein tödliches Spiel beginnt, das nur einer der drei zwar lebend, aber doch als Verlierer verlassen wird.
(Quelle: universumfilm)
[Kommentar]
Wir haben es hier primär mit einer Gauner-Comedy zu tun. Wobei Comedy eigentlich schon fast das falsche Wort ist, klassische Komödie würde besser passen, da wir es mit zahlreichen Elementen eines Dramas zu tun haben, was den Film mit tragischen Momenten nicht grad stets lustig erscheinen lässt. Wir finden zerrüttete Figuren vor, die den Zuschauer mit allen menschlichen Abgründen und kriminellen Zügen konfrontieren. Die drei führenden Charaktere arbeiten dabei keinesfalls zusammen, sondern überwiegend gegeneinander. Und daraus resultiert eine gewisse Spannung. Die Ausgestaltung gelang gut und weitreichend glaubhaft. Jeder hat seine Dämonen und seine „dunkle Nischentätigkeit“. Für Harmonie und Liebe ist da nur wenig Platz, was die Story nicht stört, jedoch die Atmosphäre beeinflusst.
Stephen Frears, verantwortlich für Goldstücke wie „High Fidelity“, nahm sich 1991 mit „Grifters“ viel vor. Er erreichte auch ordentlich etwas, schaffte jedoch den Absprung in die Oberklasse mit seinem Gauner-Stück nicht ganz. Trotz einer gut konstruierten Story kommt „Grifters“ stellenweise zu ernst und dramatisch daher, so dass die Comedy des Films den Kürzeren zieht. Dem Betrachter bleibt keine Wahl und er muss mit ansehen, wie die nicht immer sehr sympathischen Hauptfiguren langsam untergehen und letztendlich auch ihr Leben „verspielen“. „Grifters“ hat seine Momente und weist in der Abwechselung jener Situationen ein Talent dazu auf, vom Schmunzeln über clevere Betrugstricks hin zur Tragik fließend überzuleiten.
[Technik]
Technisch muss man die „Grifters“ als leicht angestaubt abstrafen. Denn der 16:9-Transfer kommt zwar anamorph codiert daher und kann durch seine breite Abtastung im Format 1.85:1 auf den ersten Blick hin gefallen. Doch macht sich schon ziemlich schnell Ernüchterung breit. Denn ein Rauschschleier ist auffällig, verhindert Detailzeichnung und eine gute Kantenschärfe. Davon ab haben wir es mit einem oftmals sehr schummerigen Einstellungen zu tun, in denen die Leistung des Kontrasts zu wünschen übrig lässt. So weicht die visuelle Darbietung leider ein wenig auf, wenngleich man sie mit einer qualitativ ausreichenden TV-Sendung vergleichen kann (nicht digital). Die Kompression macht sich glücklicherweise nicht auch noch bemerkbar und arbeitet ordentlich.
Die „Grifters“ kommen akustisch betrachtet nicht an die Oberklasse, auch nicht mit Recken und Strecken. Dazu fehlt es – soviel gleich zu Beginn – an räumlicher Weite und Klangdynamik. Höhen und Tiefen der beiden Dolby Digital 2.0-Soundtracks hinterlassen einen eher zurückhaltenden Eindruck, die Lautsprecherfront wird von der wahlweise englischen oder deutschen Sprachausgabe dominiert. Musik gibt es auch des Öfteren, allerdings eher leise, selten laut und dominant. Rauschen oder Knacken gibt es nicht, somit eine durchschnittliche Darbietung. Untertitel können nicht hinzugeschaltet werden.
[Fazit]
„Grifters“ bringt uns gaunerhafte und zuweilen komische Unterhaltung ins Heimkino. In der Wirkung etwas angestaubt, dennoch unterhaltsam erstreckt sich die Laufzeit auf rund 105 Minuten, abgelegt auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9). Technisch nicht mehr ganz konkurrenzfähig erscheint die ansonsten gelungene DVD aus dem Programm von universumfilm. Ein einfaches und mit Musik aufgepepptes Menü zeigt sich rasch in der Navigation und bietet neben dem Hauptfilm noch folgendes Bonusmaterial:
- 4 Interview-Ausschnitte (je 3-5 Min.)
- Making Of (17 Min.)
- TV Spots (5 Min.)
- dt. und US-Kinotrailer
- 4 Trailer weiterer DVDs
Umfang und technische Ausführung gehen in Ordnung, sind aus heutiger Sicht jedoch eher obligatorisch als begeisternd. Schade, dass Interviews und Making Of gänzlich ohne Untertitel daher kommen, wenngleich der Fan sich schon zurechtfinden wird, da alle vor der Kamera Eingefangenen nicht sehr nuscheln. „Grifters“ erschien am 14. Mai zu einem Preis von rund 17,- Euro im Online-Handel. Wer Teilhaben möchte am künstlerischen Schaffen von Regisseur Stephen Frears, der sollte sich diesen Titel (freigegeben ab 16 Jahren) nicht entgehen lassen.
Andre Schnack, 23.05.2007
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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