[Einleitung]
Schauen wir in die Filmhistorie, so ergibt sich folgende Abfolge: „Roter Drache“ (1986), „Das Schweigen der Lämmer“, „Hannibal“ und „Der rote Drache“ (2002). Nun gesellt sich ein Titel hinzu und ergänzt die gesamte Filmreihe um Hannibal Lecter. Der Film entstand 2007 unter der Regie von Peter Webber als multinationale Koproduktion nach einem Drehbuch von Thomas Harris. Sein Titel lautet „Hanninbal Rising – Wie alles begann“ (Originaltitel: Hannibal Rising). In den Hauptrollen sind Gaspard Ulliel, Li Gong, Dominic West, Helena Lia Tachovska und Aaran Thomas zu sehen. Die DVD erscheint hierzulande als Disc für die breite Masse und als „Unrated Edition“ ohne Jugendfreigabe. Die letztgenannte Fassung von universumfilm konnten wir genauer unter die Lupe nehmen und berichten.
[Inhalt]
Litauen, Winter 1944: Der zehnjährige Hannibal Lecter (Aaron Thomas) wird Zeuge, wie seine Eltern bei einem deutschen Bombenagriff ums Leben kommen. Hannibal entkommt mit seiner kleinen Schwester Mischa dem Flammenmeer. Doch wenig später werden die Kinder in ihrem Versteck von einer Gruppe litauischer Marodeure entdeckt, die von dem grausamen Grutas (Rhys Ifans) angeführt werden. Der Hunger und die Entbehrungen des langen Kriegswinters haben aus den Männern Bestien gemacht. Als ihre letzten Vorräte aufgebraucht sind, beschließen sie das Undenkbare: Sie töten Mischa und verspeisen ihre Leiche.
Hannibal kommt mit dem Leben davon, aber das miterlebte Grauen lässt ihn nicht mehr los. Jahre später flieht er nach Frankreich, wo er Aufnahme bei seiner Tante Lady Murasaki (Gong Li) findet, einer hochgebildeten Japanerin, die ihm die Leidenschaft für die schönen Künste und gutes Essen vermittelt – und ihn in die Geheimnisse der asiatischen Kampfkünste einweiht. Doch so kultiviert sich Hannibal nach außen auch gibt, er hat nur ein einziges Ziel: Die Männer aufzuspüren, die seine Schwester auf dem Gewissen haben, und sich grausam an ihnen zu rächen. Eine Jagd ohne Gnade beginnt…
(Quelle: universumfilm)
[Kommentar]
Wie alles begann? Das hört sich nach einem Titel an, der Hintergründe vermitteln möchte. Und damit läuft er zwangsläufig Gefahr aufgebauten Charme und Stimmung sowie das Ungewisse mit Inhalt zu füllen. Denn in den bisherigen „Hannibal“-Filmen wurde die Vergangenheit des hochintelligenten Serienkillers stets unangetastet gelassen und beabsichtigt durch die Filmemacher nicht mit Klarheit erfüllt. Einher geht damit auch, dass etwaige Vergangenheitsbewältigungen Hannibals vom Zuschauer als Rechtfertigung seiner Gräueltaten interpretiert werden. Das kann den bisher erschienenen Stücken rund um Hannibal Lecter natürlich ein wenig schaden. Mithin sieht man sich angehalten, den Film zwar im groben Kontext zu den bisher erschienenen Titeln zu sehen, jedoch in sich als autonomes Stück zu bewerten.
Wie in „Manhunter“ (Roter Drache, 1986) kommt der Film ohne Sir Anthony Hopkins aus, stattdessen haben wir es mit Aaron Thomas in der Darstellung des kindlichen Hannibals und mit Gaspard Ulliel als Hannibal im Alte eines jungen Mannes zu tun. Mr. Ulliel leistet einen wirklich guten Job und stellt die Figur auf gelungene Art und Weise dar. Wird somit auch zum Werkzeug der Filmemacher in der Abbildung der Vergangenheit des gebildeten Mörders. „Hannibal Rising“ gelang spannend, besitzt seinen eigenen Charme und kann von filmerischer Seite in dieser unrated Edition überzeugen. Regisseur Peter Webber verstand sein Handwerk und vollführte eine gute Regie, die in einem atmosphärischen Film mündete. Ob am Ende des Tages die hier vermittelten Informationen für den Werdegang des Hannibal Lecters notwendig sind, muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.
[Technik]
„Hannibal Rising“ erscheint mittels eines anamorphen Breitbild-Transfers im Format 2.35:1 und fühlt sich dabei auch offenbar gut. Der Film erscheint mit weniger knackigen Farben als einem recht grauen und düsteren Wiedergabespektrum. Immer wieder zeigen sich Szenen schlechter oder gewollt schummeriger Ausleuchtung, was sich zwangsläufig auf die Farbgebung und den Kontrast niederschlägt. Auch leidet ein wenig die Kantenschärfe, die im Durchschnitt über die Laufzeit jedoch eine einigermaßen gute Figur macht. Das Repertoire an Bilddetails geht ebenfalls in Ordnung, kann mit „helleren“ Produktionen jedoch nicht mithalten. Nach der Laufzeit kann man die Frage nach der Bildqualität nicht so recht eindeutig beantworten. Fest steht, es gibt wenig Drop-Outs, Rauschen und andere Verunreinigungen, doch der Rest des Bildes schafft nicht den Sprung in die Oberklasse.
Mr. „Hannibal“ weist sich mit zwei Mehrkanaltonspuren im Dolby Digital 5.1-Format aus. Wahlweise kann neben dem englischsprachigen Originalton eine deutschsprachige Synchronfassung ausgewählt werden. Ebenfalls in diesen beiden Sprachen gibt es optionale Untertitel auf der ersten Disc des Sets vorzufinden. Angenehm überraschend kommt der Ton im Hinblick auf seine Räumlichkeit und Weite daher. Alle genutzten akustischen Elemente, darunter die Umgebungsgeräusche und die spannende, musikalische Begleitung, füllen den Raum durch ihre voluminöse und intensive Wirkung. Hier und dort fehlt es der Akustik eine Spur an Klarheit und nicht immer hinterlassen die Eskapade der Lautsprecher einen abschließenden, runden Eindruck beim Abschluss.
[Fazit]
Mr. Lecter bekommt durch „Hannibal Rising – Wie alles begann“ eine nun erzählte Vorgeschichte, womit sich die Black-Box seiner Vergangenheit auflöst. Da mag jeder seine Meinung zu haben, inhaltlich haben wir es auf jeden Fall mit einem guten Thriller zu tun. universumfilm tut gut daran den Film in einer Fassung zu veröffentlichen, die den Absichten der Filmemacher entspricht. Der mithin ungeschnittene Titel verfügt über die Titelergänzung „Unrated“, besitzt eine Laufzeit von rund 126 Minuten und befindet sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9). Eine weitere Disc fällt einem beim Öffnen der Verpackung entgegen, sie beherbergt das Bonusmaterial zum Film:
- Audiokommentar mit Regisseur und Produzentin
- Making Of „Young Hannibal – Behind the Mask“
- Deleted Scenes mit Audiokommentar
- B-Roll
- Interviews Cast & Crew
- Designing Horror & Elegance
- Internationale Teaser & Trailer
Die Extras weisen eine Laufzeit von rund 111 Minuten auf. Sie weihen den Betrachter in die Gedanken und Vorstellungen derer ein, die diesen Film zu verantworten haben. Das sind insgesamt gelungene und auch informative Einblicke, die sich da offenbaren. Immer wieder wird dabei auch der Rest des Hannibal-Universums in Form der weiteren Filme touchiert. „Hannibal Rising“ erschien am 3. September zu einem Preis von rund 22,- Euro, was angesichts der Unrated Deluxe Steelbook-Edition angemessen erscheint. Wer nicht die größten Anforderungen an lückenloses Einfügen in den restlichen Hannibal-Kosmos legt, der wird mit diesem Titel in der vorliegenden DVD-Fassung zufrieden sein. Der Film erscheint ohne Jugendfreigabe.
Andre Schnack, 05.09.2007
Film/Inhalt |
:
|
||
Bild |
:
|
||
Ton |
:
|
||
Extras/Ausstattung |
:
|
||
Preis-Leistung |
:
|