[Einleitung]
Es gibt Musik, und es gibt auch Filme. Es gibt aber auch Filme über Musik. Da fallen mir gleich mehrere Titel ein. Zum Beispiel „This Is Spinal Tap“ oder aber „Almost Famous“. Und dann auch noch „Hard Core Logo“ von Regisseur Bruce McDonald und den Drehbuchautoren Noel S. Baker und Michael Turner. Der Film entstand 1996 als kanadische Filmproduktion. In den Hauptrollen sind Hugh Dillon, Callum Keith Rennie, John Pyper-Ferguson, Bernie Coulson, Julian Richings, Benita Ha und Claudia Ferri zu sehen. Quentin Tarantino gefiel das gute Stück so gut, dass seine Vertriebs-Firma Rolling Thunder kurzerhand die Rechte erwarb und den Film im eigenen Vertrieb anbot. Diese DVD Edition des Films kommt von SPV / SPVision. Wir konnten checken, ob „Hard Core Logo“ rockt.
[Inhalt]
Joe Dick, Billy Talent, John Oxenberger und Pipefitter bilden „Hard Core Logo“, Vancouvers legendäre, aber mittlerweile aufgelöste Punk- Band. In den vergangenen Jahren haben die Jungs aber nur die Zeit totgeschlagen. Doch dann wird ihr alter Mentor Bucky Haight angeschossen und Joe Dick überredet die früheren Bandmitglieder dazu, ihre Feindseligkeiten zu begraben und sich für ein Benefizkonzert zugunsten ihres Punk-Weggefährten zusammenzufinden. Als sie noch einmal gemeinsam die Bühne betreten und einen großen Triumph feiern können, beschließen sie, ein letztes Mal auf Tournee zu gehen.
(Quelle: SPV / SPVision)
[Kommentar]
„Hard Core Logo“ passt in das Genre der Musik-Filme und Dokumentationen wie die Faust aufs Auge. Wir haben es hier mit einer Dokumentation zu tun, die eigentlich gar keine ist, denn zwar hat es die Band „Hard Core Logo“ real gegeben, doch spielen keine Band-Mitglieder mit. Wir müssen also von einer Pseudo-Dokumentation sprechen, die auf wahren Begebenheiten fußt. Aber wie dem auch sei, der Film wirkt ganz einfach intensiv. Er ist der Spritzer Spiritus ins Lagerfeuer des Rock’n Roll. Warum? Während andere müde nach hause gehen, packen die Jungs hier erst richtig aus. Filmemacher Bruce McDonald, geboren in Kanada, Ontario, hat Erfahrungen mit Road-Movies gemacht, er fertigte 1989 „Roadkill“, gefolgt 1991 von „Highway 61″. Mit dem Titel „Hard Core Logo“ widmete er sich einem Genre, welches durch Filme wie diesen hier geprägt und definiert wird. Ein bisschen Road-Movie ist auch dabei. Primär geht es jedoch um Musik, um Rock’n Roll und diejenigen, die ihn machen, ihn leben und lieben.
„Hard Core Loge“ weist coole, lustige, irgendwie aber auch merkwürdige Charaktere auf. Diese Figuren sind Menschen wie du und ich, es sind aber auch Musiker mit eigenen Vorstellungen, die rasch mal zu bewusstseinserweiternden Drogen greifen oder aber im Alkoholrausch untergehen. Bandmitglieder halten zusammen, gewollt oder ungewollt, wie es uns die Geschichte hier erzählt. Da geht es immer wieder um persönliche Differenzen, aber die Musik lässt sich niemals wirklich los. Ohne Schnörkel und eher lebensnah erzählt „Hard Core Logo“ etwas, dass sich genau so zugetragen haben könnte. Und hier gewinnt der Film seinen Charme, seine Wirkung und seine einzigartige Atmosphäre her. Oftmals steckt hinter der Struktur der Story eine Analyse des Rock’n Roll-Daseins, unverblümt und ohne Unschuld. Die darstellerischen Leistungen befinden sich auf einem sehr hohen Niveau und überzeugen vollends. Wer Musik mag (nicht nur Rock’n Roll), der liebt „Hard Core Logo“.
[Technik]
„Hard Core Logo“ ist nun knappe 10 Jahre alt. Dementsprechend sind die Anforderungen auch recht hoch ausgefallen. Allerdings handelt sich nicht um einen Kinofilm. Der 16:9-Transfer bietet einige wenige Schwarz-Weiß Aufnahmen, insgesamt muss der Kontrast als sehr steil bewertet werden. Die Farben knallen, verschwimmen teils leider so gar ein wenig ineinander, die Konturenzeichnung ist unterdurchschnittlich. Begleitet wird der Rock-Trip von einem ewigen Schleier aus leichter Unruhe in Form eines Rauschens im Untergrund. Teils mehr und teils weniger tritt dieser Aspekt in den Vordergrund. Davon ab haben wir es mit ständigen Bewegungen zu tun, die den Eindruck einer echten Doku vermitteln. Ebenfalls der Schnitt und die nicht immer gelungenen Übergänge weisen auf Absicht der Filmemacher hin, um den Amateur-Charakter zu schüren. Technisch nicht immer schön, dafür jedoch sehr gut in seiner Wirkung.
Eine Dokumentation über eine englischsprachige Band macht nur dann richtig Sinn, wenn man sie auch auf Englisch hören kann. „Hard Core Logo“ bietet lediglich diesen englischsprachigen Soundtrack an, wahlweise im Format Dolby Digital 5.1 oder 2.0 mit optionalen deutschen Untertiteln. Zum sehr wechselhaften Bild gesellt sich somit auch eine – diplomatisch ausgedrückt – sehr abwechslungsreiche Akustik. Die kleineren Störungen, oftmals durch Rauschen, Knistern und Knacken erkennbar, stören das Geschehen und die Handlung nicht wirklich, hinterlassen allerdings einen qualitativ minderen Eindruck. Egal, ob es sich dabei um ein Instrument handelt, welches die Authentizität des Films unterstreichen soll.
[Fazit]
Wider meiner Erwartung habe ich in „Hard Core Logo“ ein sehr gutes Stück Film zu schätzen gelernt. Wahnsinnig zielstrebig und unheimlich authentisch in der Wirkung erzählt diese rund 89minutenlange Rockumentary eine tolle Geschichte über Menschen einer Rock’n Roll-Band. SPVision leistete bei der technischen Umsetzung allerdings eher mittelprächtige Arbeit, was die Note ein wenig negativ beeinflusst. Neben einer Kapitel- und Audio-Einstellungsseite bietet das sehr einfach gehaltene Menü folgende DVD Extra-Features:
- Audio Kommentar (englisch, dt. Untertitel)
- Musicvideo: Hard Core Logo „Who do you think you are“ (2,5 Min.)
- Musicvideo: The Headstones „Cementary“ (3 Min.)
- Teaser (1,5 Min.)
Das Material lässt sich zweifelsfrei als nicht gerade üppig umschreiben, auch kann es inhaltlich nicht besonders punkten, wenngleich zwei ansehnliche Musik-Videos bieten. Der Audiokommentar ist nett anzusehen und auch die Teaser kann man sich gut anschauen. Darüber hinaus gibt es allerdings kaum vermittelten Informationsgehalt. Unabhängig davon haben wir es hier mit einer technischen Leistung zu tun, die den heutigen Erwartungen nicht gerecht wird. Wer Fan des Inhalts ist, den wird die nicht weiter stören. „Hard Core Logo“ bereitet inhaltlich nämlich Spaß! Erscheinungstermin der ab 12 Jahren freigegebenen DVD (T yp 9) war der 25. Juli.
Andre Schnack, 29.09.2005
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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