Hitlers Hollywood

Dokumentation
Dokumentation

[Einleitung]
Mittlerweile scheint es unzählige von ihnen zu geben. Dokumentationen, die einen bestimmten Blickwinkel auf die Figur Adolf Hitler, das Dritte Reich, seinen Vasallen, die verschiedenen Fronten, die Beziehungen zur Kirche. Nahezu alles wurde bisher schon einmal genauer beleuchtet. Mit „Hitlers Hollywood“ geht es in einen weiteren kulturellen Teil des Dritten Reichs: dem Kino. Regisseur Rüdiger Suchsland fertigte 2016 diese sehr moderne Dokumentation über ein nicht bereits plattgetretenes Thema und einen weiteren Aspekt im Mosaik des Dritten Reichs. Ich konnte mir diese Standard Definition DVD von Lighthouse Home Entertainment genauer anschauen und aus der ersten Hand berichten.

[Inhalt]
Über 1.000 Spielfilme wurden in den Jahren 1933-1945 in Deutschland hergestellt. Bei den wenigsten handelt es sich um offene Propaganda. Aber noch wenigere, der im Nationalsozialismus produzierten Filme, sind harmlose Unterhaltung. Das nationalsozialistische Kino war staatlich gelenkt. Zugleich wollte es „großes Kino“ sein. Eine deutsche Traumfabrik.

Die Doku erzählt erstmals von der dunkelsten und dramatischsten Periode deutscher Filmgeschichte, und erinnert zum hundertsten Geburtstag der UFA an diese Filme und ihre Stars: Hans Albers, Heinz Rühmann, Zarah Leander, Ilse Werner, Marianne Hoppe, Gustaf Gründgens und viele mehr.

Die NS-Filme waren nicht nur technisch perfekt gemacht, sie waren emotional, weckten Sehnsüchte, ließen träumen, boten Zuflucht. Das Kino war industriell vorgefertigt und manipulativ. Vielleicht waren die Gefühle, die diese Filme weckten, oft ein Selbstbetrug, falsche Gefühle. Aber es waren eben Gefühle. Nur so ist die Wirkungskraft des NS-Kinos zu erklären.

Millionen gingen seinerzeit ins Kino. Welche Träume träumten die Deutschen in ihrer ureigenen germanischen Traumfabrik? Wovon sollten sie träumen, wenn es nach den Machthabern ging? Wie funktioniert Propaganda?
(Quelle: Lighthouse Home Entertainment)

[Kommentar]
In der Tat kenne ich keine Dokumentation, die sich dieses Themas hier widmet. Das ist irgendwie lustig und sonderbar zugleich, gibt es doch zahlreiche und in den unterschiedlichsten Perspektiven ausgerichtete Sendungen über diese Zeit und die damaligen Verursachern einer der größten Tragödien der Menschheit, den Nazi-Deutschen des Dritten Reichs.

Welchen Einfluss Propaganda und die Steuerung des Staates auf das Bild der Deutschen über das Kino hatte, ist unter anderem ebenfalls Gegenstand der Sendung hier. Dabei werden sich der klassischen Mittel einer Dokumentation bedient, vor allem aber der historischen Video-Aufnahmen. An und für sich könnte man sagen, dass es sich hier um einen gigantischen Zusammenschnitt handelt, aus über 400 Filmen. Aus meiner Sicht, ich mag Filme und das Kino, ein interessanter Film mit frischem Gegenstand.

[Technik]
1.78:1, anamorph und trotzdem oftmals auch altersbedingt schwach und in Schwarz-Weiss gehalten. Die Bilder von „Hitlers Hollywood“ sind natürlich alt, teilweise über 80 Jahre. Da kann man froh sein, wenn etwas Farbe vor die Augen kommt und die Geschehnisse auch ausreichend flüssig erscheinen, ohne in die drohenden Unkenntlichkeit abzudriften. Viele Aufnahmen sind in Schwarz-Weiß-Bildern und weniger guter Wiedergabegüte enthalten. Es sind Relikte aus vergangenen Tagen, in denen die technologische Omnipräsenz noch nicht derart vorherrschte, wie es heute der Fall ist. Abstriche müssen deswegen auf jeden Fall gemacht werden. Kontrast, Kantenschärfe, Sauberkeit – alles nicht so, wie wir es kennen.

Dolby Digital 5.1, das hat mich überrascht. Denn notwendig ist das bei dem Inhalt und dem Alter der Bilder eigentlich nicht. Wir bekommen es also mit einem theoretisch guten Ton zu tun, der sich in der Praxis darauf konzentriert, nicht unbedingt die falschen Erwartungen zu schüren, geweckt sind sie ja schon ein wenig. Am Ende gibt es einen ordentlichen deutschsprachigen Ton, eine saubere Sprecher-Stimme und die unterschiedlichen, eher nüchternen Sound-Elemente mit ausgeprägter Zweidimensionalität.

[Fazit]
Technologisch ist das mit Sicherheit so zu bewerten, wie bei jeder Sachsendung auf DVD oder Blu-ray Disc: der Inhalt steht im Fokus, es ist seine Bühne, so dass Bild, Ton und Extras oftmals zu Komparsen verkümmern. Zumindest ist es so, dass der rund 101 Minuten lange Film zu überzeugen versteht. Durch neues Wissen, interessante Berichterstattung und eine gute Machart gelingt dies. „Hitlers Hollywood“ besitzt eine Altersfreigabe von ab 0 Jahren und erschien am 22. September zu rund 17,- Euro Kaufpreis. Wer sich für Geschichte interessiert, der ist hier richtig.

Andre Schnack, 28.09.2017

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★☆☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★★★☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★☆☆☆ 

Hat der Review gefallen?

(Sehr schlecht, Schlecht, Mittel, Gut, Sehr gut)

Durchschnittsbewertung: 5 / 5. Anzahl Wertungen: 2

Keine Bewertung bislang, sei der erste!

Auch interessant ...