[Einleitung]
Enki Bilal, der bekannte Comic-Zeichner aus französischen Landen, verfilmt mit seinem Film „Immortal“ seine eigenen Comics der Nikopol-Trilogie. Bilal nahm für sein Werk aus 2004 den Platz des Regisseurs und Drehbuchautors ein. „Immortal“ widmet sich den beiden ersten Comics der Trilogie und wurde in den Hauptrollen mit Linda Hardy, Thomas Kretschmann, Charlotte Rampling und Frédéréric Pierrot besetzt. Der Film erfreute sich auf dem Fantasy-Film Festival großer Beliebtheit, was jedoch nicht zwangsweise für einen guten Titel sprechen muss. Wir konnten uns ein genaueres Bild von der 2 DVDs umfassenden Verkaufs-Version machen und berichten über unsere Erfahrungen.
[Inhalt]
New York, im Jahre 2095 – Über der Mega-City schwebt unheilvoll eine riesige Pyramide. Der altägyptische Gott Horus (Thomas M. Pollard) ist mit einem Raumschiff auf die Erde zurückgekehrt, um seine Unsterblichkeit zu retten. Viel Zeit bleibt ihm nicht, denn er muss sich innerhalb von sieben Tage mit der mysteriösen Jill (Linda Hardy) vereinen und einen Nachkommen zeugen. Um sich der auserwählten Frau – halb Mensch, halb Mutantin – zu nähern, braucht der Gott einen menschlichen Körper. Er trifft auf Nikopol (Thomas Kretschmann), einen Dissidenten, der nach 30 Jahren Kälteschlaf auf der Flucht ist. Für seine Hilfe verspricht Horus dem Rebellen die Freiheit, doch keiner hat mit der Kraft der Liebe gerechnet…
(Quelle: Sunfilm Entertainment)
[Kommentar]
Kennt man die Comic-Vorlage nicht, so könnte man „Immortal“ stellenweise Plagiat-Absichten unterstellen, was allerdings nicht korrekt wäre. Regisseur Enki Bilal formte seine dunkle Zukunftsvision von der Comic-Vorlage in einen abendfüllenden Spielfilm. Mit all den schrägen Charakteren, teils wundersamen Lokalitäten und dem düsteren Soundtrack einer ungewissen, bedrohlichen Zukunft. Es gibt (Achtung Zitat): „Männer und Frauen, Menschen und Aliens, die Integrierten und die Ausgestoßenen, das ganze beschissene Universum besteht aus zwei Fronten“.
Und natürlich gibt es inhaltlich auch noch das übliche Streben nach Macht, die Gier nach Geld und die liebe Liebe. Illegale Experimente und künstliches Leben in einer sonderbaren Zukunft stehen ebenfalls auf dem Programm. Fantastische Elemente finden sich immer wieder und zu Haufe in diesem Film. Merkwürdige Geräte, sonderbare Wesen und eine retro-moderne Architektur schmücken die Welt von „Immortal“ und lassen Enki Bilals Vision zu einem stimmungsvollen Film werden.
„Immortal“ muss man die dichte, düstere und eigenwillig negative Stimmung zugute halten. In dieser Kategorie schafft es der Film den Betrachter in den Bann zu ziehen, zu begeistern und zeitgleich auch ein wenig zu enttäuschen. Letztes bedingt dadurch, dass auch eine große Vielzahl an Charakteren animiert wurden, was zwar gut in die computergenerierten Sets passt, jedoch kaum zu den tatsächlichen, menschlichen Darstellern. Diesen können die Computer-Figuren kaum Paroli bieten, zu unmenschlich sind sie in ihrer Wirkung. Wer sich darauf einlässt und die kleineren Nebenwirkungen wegsteckt, der bekommt gute Kost vor die Augen. Man muss den Film als Comic-Umsetzung verstehen und ihn als Animation bewerten, dann stören auch die gelegentlichen Real-Schauspieler nicht so sehr. Kritikpunkt mag auch der Aufbau und die innere Logik sein, denn stellenweise fehlt es an strukturellen Zusammenhängen und hin und wieder an den klaren Absichten der Figuren.
Immer wieder fragen wir uns bei der Ansicht von „Immortal“ worum es eigentlich geht. Ist es wirklich nur das Erhalten der Macht dieses Horus-Gottes durch Kopulation mit einer halb Mensch halb Mutant-Dame? Wenn ja, dann wurde dieser Plot imposant inszeniert und umgesetzt. Einfallsreich ist dabei nicht nur die optische Gestaltung, sondern auch die musikalische Seite. Auch hier finden sich zahlreiche Retro-Elemente vor. All das alleine macht keinen guten Film aus, und „Immortal“ hätte etwas mehr Integrität wirklich gut zu Gesicht gestanden.
[Technik]
Der anamorphe Breitbildtrasfer wird im Format 1.85:1-Transfer präsentiert. „Immortal“ hat praktisch keine normale Farbgebung aufzuweisen, dafür gibt es jedoch immens vielfältige grau-in-blau Farben und sehr viele Grautöne im Programm. Das Geschehen wirkt generell ein wenig verwaschen und unscharf, was auch Stilmittel sein kann um die Grenzen der Animationen und der Realfilm-Aufnahmen verschwimmen zu lassen. Seitens der Farbgebung und des Kontrasts gibt es jedoch kaum kritische Mängel anzukreiden und wir bekommen knackige Bildsegmente und ein überwiegend plastisches Geschehen vor die Augen. Nur selten sind in extremen Situationen, also entweder einem grellen Weiß oder einem satten Schattenschwarz, Übersteuerungen auszumachen. Rasche Bewegungen sorgen beim Geschehen für keinen qualitativen Einbruch, die Konturenschärfe leidet jedoch spürbar. Kompressionsartefakte oder andere Störungen bleiben glücklicherweise aus.
Tontechnisch haben wir es ebenfalls mit einem gelungenen Mix zu tun. Die Mixtur hier setzt sich aus einer zukunftsvisionären Umgebungskulisse, den Sprach-Dialogen und dem Music-Score zusammen. Abgemischt im Mehrkanaltonformat Dolby Digital 5.1 in deutscher oder englischer Sprache erhalten wir eine überwiegend lebhafte Surround-Kulisse, der es nur in einigen Aufnahmen ein wenig an räumlicher Weite mangelt. Darüber hinaus gibt es noch eine deutsche DTS 6.1 ES-Tonspur auf der Film-DVD vorzufinden. Überwiegend gibt es – unabhängig des Formats – lebhafte Akustik in die Ohren. Die Fahrten durch das New York der Zukunft im Jahre 2095 bieten Dynamik und Vielseitigkeit, die Sprachverständlichkeit wird in keiner Szene gefährdet. Opulent und oftmals dominant macht der eindringliche Music-Score auf sich aufmerksam. Detaillierte Anspielungen der Surround-Lautsprecher gibt es hin und wieder ebenfalls zu vernehmen. Optional: deutsche Untertitel.
[Fazit]
Ein unglaublich optischer Film, der den Betrachter mit einer sehr intensiven Zukunftsvision konfrontiert, die weder sonderlich sauber noch attraktiv erscheint. Enki Bilal schuf neben seinem Comic, der als Vorlage diente, einen gelungenen Science-Fiction Film mit Aussagekraft, jedoch gelegentlichen Durststrecken, die in Hollywood-Streifen gekonnt und bewusst vermieden werden. „Immortal“ verdient sich die Bezeichnung als künstlerisches Werk dahingegen vielmehr als zahlreiche seiner Genre-Genossen. „Immortal“ besteht aus zwei einseitigen Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9), freigegeben ab einer Altersstufe von 16 Jahren laut FSK. Auf der ersten Disc befinden sich lediglich 5 Trailer weiterer Erscheinungen, die zweite Disc hingegen bietet folgendes, üppiges Bonusmaterial:
- Making Of „Immortal“ (35 Min.)
- Making Of Special Effects (30 Min.)
- „Universum der Unsterblichkeit“ Interview mit Thomas Kretschmann (13 Min.)
- Gespräch mit Co-Autor Serge Lehmann (40 Min.)
- „In Enki Bilals Atelier“ mit opt. Kommentar (9 Min.)
- Unveröffentlichte Filmmusik (18 Music-Tracks)
- Diskussion mit dem Publikum (20 Min.)
- Premieren (8 Min.)
- Originaltrailer, Taser 1 + Taser 2
Der Umfang des Materials gibt keinerlei Grund zur Unzufriedenheit, und auch der Inhalt verspricht nicht zu viel. Die beiden Making Of’s bilden Schwerpunkte und verfolgen diese auch inhaltlich konsequent. Das Interview mit Thomas Kretschmann gibt ebenfalls einen – zumal deutschsprachigen und persönlichen – Einblick in die Entstehungsarbeiten zum Titel. Insgesamt werden viel Wissen und interessante Hintergrundinformationen vermittelt. Da stört es auch kaum, dass überwiegend französisch gesprochen wird und der Unkundige die deutschsprachigen Untertitel aufmerksam verfolgt. Das Menü-Design passt gut zum gesamten Produktions-Erscheinen und bietet eine einfache Navigation. Erscheinungstermin ist der 19. Oktober 2005. Die Rental-Fassung kann bereits seit dem 24. August in der gut sortierten Videothek geliehen werden. Nicht nur für Sci-Fi Fans interessant.
Andre Schnack, 05.10.2005
Film/Inhalt |
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Preis-Leistung |
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