[Einleitung]
Viele kennen ihn, machen Späße über ihn; andere kennen ihn auch und verlieren kein Wort über ihn: „Deep Throat“ aus 1972, praktisch der erste „Porno“-Film in den USA. Nun, rund 30 Jahre danach gibt es eine Art Retrospektive mit der von Brian Gazer produzierten Dokumentation „Inside Deep Throat“ von den Regisseuren Fenton Bailey und Randy Barbato. Diese Code2-DVD Fassung des Films erscheint aus dem Programm der Highlight Video und wir hatten das Glück einen genaueren Blick werfen zu können. 2005 abgedreht kommen in der Doku unter anderen Warren Beatty, Wes Craven, Larry Flynt, John Goreman und Hugh M. Hefner zu Wort.
[Inhalt]
Als 1972 der Pornofilm „Deep Throat“ in die Kinos kam, löste er einen landesweiten Skandal aus und legte damit den Grundstein zur sexuellen Revolution. Innerhalb kürzester Zeit avancierte der Film zu einem der größten Kassenerfolge aller Zeiten. Mit einem Produktionsbudget von nur 25.000 Dollar spielte der Film weltweit 600 Millionen Dollar ein und wurde damit mit Abstand zum erfolgreichsten Independent-Film aller Zeiten.
Nun, über 30 Jahre später, beleuchtet „Inside Deep Throat“ nicht nur die Entstehungsgeschichte des Films und schildert, welchen Einfluss er auf das Leben der Hauptdarsteller und des Regisseurs hatte, sondern schlägt den Bogen zu Auswirkungen auf Moral- und Wertvorstellungen in den USA. Gemischt mit zahlreichen Interviews und Kommentaren, unter anderem Playboy-Tycoon Hugh Hefner, und Originalaufnahmen aus jener Zeit offenbart „Inside Deep Throat“ amüsante, schonungslos offene Einblicke in die amerikanische Gesellschaftskultur.
(Quelle: Highlight Video)
[Kommentar]
Ich fand den Titel von seinem Namen und von der inhaltlichen Beziehung zum Pronofilm „Deep Throat“ sehr interessant. Nicht des Pornos wegen, sondern vielmehr, weil man sich nach so langer Zeit – immerhin über 30 Jahre – mit einem solchen Film auseinandersetzt. Aber er ist nicht irgendein Film, sondern das schlichtweg profitabelste Filmwerk der Geschichte des Kinos. Die über 600 Mio. Dollar Ergebnis standen Kosten in Höhe von 25.000 Dollar gegenüber. Zu „Inside Deep Throat“ bleibt nicht sonderlich viel zu sagen, es handelt sich einfach um eine gelungene Sendung, die sich kritisch und konstruktiv mit einem amerikanischen Tabu-Thema auseinandersetzt.
Die Dokumentation läuft in englischer Sprache ab, überlagert von einer deutschen Synchronfassung, die im Volumen etwas höher als der Rest anzutreffen ist. Verständlichkeit wurde groß geschrieben, und so gibt es obendrein noch Dennis Hopper als Sprecher. Gut. Auch die visuellen Leistungen gehen weit mehr als nur in Ordnung. Es befinden sich allerhand Arten von Aufnahmen in dem Material. Immer wieder flackern nicht ganz so hochwertige Eindrücke vergangener Tage durchs Bild, doch immer wieder überzeugen die aktuellen Aufnahmen der Interviews.
[Technik]
Es handelt sich um eine Dokumentation, das muss man zuvor wissen. Jene befindet sich zwar im anamorphen Breitbildgewand auf der DVD und füllt – Dank des Formats 1.78:1 – die Mattscheibe, bzw. Leinwand nahezu komplett aus, doch merkt man dem Geschen im direkten Vergleich zu aktuellen Kinofilmen natürlich gewisse qualitative Unterschiede an. Das macht aber nichts, denn bei „Inside Deep Throat“ achtet man weniger auf die Bildschärfe und genaue Detailzeichnung als auf das, was die Interviewten zu berichten haben, was sie zu sagen haben und welche Bilder etwas dazu gibt. Und genau diese Bilder haben oftmals bereits einige Jahre auf dem Buckel, was man ihnen ansehen kann. Ferner handelte es sich bei „Deep Throat“ um einen Film, der nicht gerade mit sensationell hohem Budget gedreht wurde. Wie dem auch sei, mit der Bildqualität insgesamt kann man zufrieden sein. Hier und dort ein schwacher Kontrast, ein bisschen zu wenig Schärfe, dafür jedoch einigermaßen ausreichende Kantenschärfe und keine allzu auffällige Artefaktbildung.
Beim Ton bietet sich ein ähnliches Bild. Abgemischt in Dolby Digital 5.1 verfügt der Soundtrack zwar theoretisch über das Potenzial ordentlichen Mehrkanalton zu bieten, doch das Material hält eben einfach nicht mit. Dies liegt zum einen am Sujet, also der Dokumentation und ihrem Stil an sich. Zum anderen auch an der Vorlage, denn ein Voll-Erotik-Titel bietet nicht gerade einen raumfüllenden Ton. So kommt es, dass der wahlweise deutsche oder englischsprachige Sound auch nicht immer komplett fehlerfrei erklingt. Die Sprachausgabe bleibt dabei jedoch verständlich. Untertitel sind auf der DVD nicht zu finden.
[Fazit]
„Inside Deep Throat“ zeigt uns, was aus den Menschen von damals wurde, wie die Welt sich geändert hat und welche sozialen Verantwortungen die Politik wahrnimmt. Und er spricht über einen Film und seine Auswirkungen. Auf den rund 92 Minuten Laufzeit der einseitigen Dual-Layer-Disc lernen wir einiges, vor allem aber, dass es nicht immer ein Film im üblichen Sinne sein muss, der einem den Abend angenehm vertreiben kann und dabei unterhalten soll. Die einseitige Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) beinhaltet neben einem anderthalb stundenlangen Zusammenschnitt aus aktuellen Interview-Ausschnitten, Video-Aufnahmen und „Deep Throat“-Ausschnitten auch noch folgendes Bonusmaterial:
- Deep Throat Special (ca. 60 Min.)
- Interviews (ca. 13 Min.)
- Dennis Hopper im Synchronstudio (ca. 4 Min.)
- Der Stab (Textseiten)
Es gibt deutsche Untertitel zu den englischsprachigen Extras im Programm und die Materialien gefallen allesamt durch die Bank, auch was die technische Qualität anbelangt. „Auf dem Sundance Festival gehörte „Inside Deep Throat“ zu den absoluten Highlights und sorgte auch auf der Berlinale für Furore.“ – ähnlich eines „Bowling For Columbine“ oder „Fahrenheit 9/11″. Nicht ganz, aber dennoch sehr unterhaltsam und interessant. Erschienen am 9. Februar zu einem Preis um die 20,- Euro. Die FSK stufte den Film ab 16 Jahren ein.
Andre Schnack, 01.03.2006
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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