[Einleitung]
„Rambo“ (Originaltitel: First Blood) gehört zu den Kult- und Standard-Werken des Action- Genres schlechthin. Er steht für eine ganze Generation von Filmen und einer uramerikanischen Einstellung und – aus heutiger Sicht – Problematik. Regisseur Ted Kotcheff schuf 1982 dieses Musterstück an Action, wie sie nur mit Sylvester Stallone funktioniert. In „John Rambo“ aus 2008 (Originaltitel: Rambo) geht es insgesamt zum vierten Male mächtig zur Sache, mit dabei und mitten drin: Sylvester „Sly“ Stallone als Darsteller des amerikanischen, muskelbepackten Smart-Guy-Söldners mit der Wucht zum Durchgreifen. Dieses Mal bekommen wir nicht nur Stallone vor der Kamera, sondern auch dahinter. Am Drehbuch nach einem Roman von David Morrell arbeiteten Michael Kozoll, William Sackheim und Sylvester Stallone mit.
[Inhalt]
John Rambo (Sylvester Stallone) führt ein zurückgezogenes Leben im Norden Thailands. An der Grenze des Landes zu Burma wütet allerdings schon seit sechzig Jahren der weltweit längste Bürgerkrieg: der Burmesen-Karen Konflikt. Rambo, der in den Bergen lebt, und seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf selbst gefangener, giftiger Schlangen verdient hat das Kämpfen jedoch schon lange aufgegeben. Das ändert sich auch nicht, als Sanitäter, Rebellen und Flüchtlinge an ihm vorbei durch das von Krieg zerrüttete Land ziehen. All dies soll sich aber ändern, als eine Gruppe von Missionaren auftaucht und den „Amerikanischen-Fluss-Führer“ Rambo bittet, sie den Fluss hinauf zu einem Flüchtlingslager zu führen, da Tretminen die Reise dorthin zu gefährlich macht.
Sie wollen den dort lebenden, verfolgten Bergstamm Karen mit Medizin, Nahrungsmitteln und Bibeln versorgen. Zögernd willigt Rambo schließlich ein, sie und die anderen Helfer zu führen. Wochen später erfährt Rambo, dass die Missionare nicht vom Flüchtlingslager zurückgekehrt sein, die Helfer aber lebend gesehen worden sind, eingeschlossen in einem Burmesischen Armee-Camp. Obgleich Rambos Abneigung gegen Gewalt noch immer allgegenwärtig ist, weiß er, dass seine Hilfe notwendig ist. Was dann folgt ist der Abstieg in die Hölle auf Erden.
(Quelle: Warner Home Video)
[Kommentar]
Was heute „Rambo 4.0″ heißen müsste nennt sich schlicht und einfach bloß „Rambo“, wie auch „Rocky VI“ nicht genau so, sondern „Rocky Balboa“. Das Action-Genre Alteisen Sylvester „Sly“ Stallone schuf seine aktuellste Leinwandausprägung als Produzent, Regisseur und Drehbuchautor zugleich, und spielt eher routiniert das, was er eigentlich immer sehr gut konnte: einen Actionhelden, der mal mehr und mal weniger tragisch daherkommt und dabei kaum Worte verliert. Stallone macht seinen Job angesichts seines Alters wirklich gut und sorgte dafür, dass der Zuschauer das bekommt, für was er bezahlt hat: Äktschn‘. Damit ist auch klar, was man hier nicht erhält – großartigen Tiefsinn.
Bis auf ein paar Söldnerweisheiten, verpackt in wenigen Einzeilern wie „Leben für nichts, sterben für etwas!“ ist es nicht gerade die Dialogstärke durch die sich „Rambo“ auszeichnet. Nein, es ist die brachiale Kriegs-Action, mit der Stallone versucht die Gunst des Publikums zu gewinnen. Und hier hat der Mann dann seine Muskeln und Erfahrungen spielen lassen. Von großen Explosionen bis hin zu umher fliegenden Körperteilen ist alles mit dabei, modern inszeniert, packend umgesetzt und sehr blutig auf die Leinwand transportiert. Da spricht dann auch gut und gerne 10 Minuten niemand, bis auf die Waffenläufe, welche ihrem Mündungsfeuer frönen.
In „Rambo“ gib es ordentlich auf die Mütze, vor allem für Mittäter der burmesischen Junta, welche heute noch auf grausame Art und Weise das Volk des Landes behandelt. Genau diesem ‚auf die Mütze geben‘ verschrieb sich der Film. Politisch ist er dabei sehr einfach und plakativ, was seine Aussage zwar nicht schmälert, in Anbetracht der simplen Inszenierung hingegen ein wenig in den Hintergrund rückt. Im Endergebnis halten wir fest: Der Klassiker, großartig. Das Sequel: eigentlich auch ganz gut. Das dritte Teil: überflüssig und gar kontraproduktiv. Was soll man da nun von Teil 4 halten? Ich empfand den Film als sehr einfach und intensiv in seiner Inszenierung. Wer keine hohen Erwartungen hat, der wird zufrieden sein.
[Technik]
Die uns vorliegende „Uncut-Version“ des Titels erweist uns die Ehre im anamorphen 16:9 Breitbild-Transfer mit einem Seitenverhältnis von 2.40:1. Mithin gibt es einen recht breiten Dschungel, der durch eine eher mäßige Ausleuchtung nur bedingt plastisch wirkt. Das liegt vor allem darin begründet, dass zahlreiche Aufnahmen nicht im grellen Tageslicht mit Sonne stattfinden, sondern vielmehr im Schatten der Nacht erfolgen. Gemeinsam sind ihnen ein nicht immer sehr satter Kontrast und die Eigenschaft, ein wenig verwaschen und unscharf zu wirken. Liest sich dies erst einmal weniger hoffnungsverheißend, so sei hier auch festgehalten, dass wir es stets mit einem guten Gesamtbild zu tun haben. Angesichts der Schattenanteile können wir wirklich zufrieden sein. Rauschen oder Verunreinigungen treten kaum aus den Plan und die Kompression arbeitet sauber.
„John Rambo“ ist einer der Filme, für die Mehrkanaltonformate wie jenes aus den Dolby Laboratories gemacht wurden. Weit im Klang, räumlich in der Wirkung und mit einem dynamischen Umfang ausgestattet offenbart sich hier die wahre Action. Und zwar immer dann, wenn sich inhaltlich die Situation zuspitzt. Dann herrscht anfänglich die Musik vor, Spannung wird aufgebaut, rasch folgt jedoch die Eskalation, welche in einem tonalen Exodus mündet. Hierzu spielt der wahlweise deutsche oder englische Soundtrack dann sehr gezielt alle angeschlossenen Lautsprecher an, begeistert mit einem guten Dynamikumfang und versteht es Räumlichkeit zu inszenieren. Rascheln im Gebüsch, LKW-Motoren, dazu durch die Luft fliegende, wilde MG-Salven und ab und an eine Explosion. All das liegt dem Ton, ebenso verregnete, stille Aufnahmen. Untertitel: deutsch.
[Fazit]
Warner Home Video bringt uns „John Rambo“ in unterschiedlichen Fassungen auf DVD. Es gibt die im Kino hierzulande gelaufene, geschnittene Fassung (frei ab 16 Jahren) und eine ungeschnittene Version ohne Jugendfreigabe. Bei der hier getesteten Fassung handelt es sich um die rund 87minutenlange „Uncut-Edition“ mit einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) Umfang. Neben ihr findet man auch noch eine Special Edition mit umfangreicherer Ausstattung im Handel. Erscheinungstermin der hier vorliegenden Disc war der 27. Juni, der Preis beläuft sich auf rund 22,- Euro. Diese Warner Home Video ist technisch wirklich gelungen und ihr Geld aus diesem Betrachtungswinkel wert. Trailer reichen jedoch nicht als Ausstattung…
Erst versinkt Rambo Jahre im Dschungel Hollywoods, um jetzt wieder aus genau jener Versenkung mit Gebrüll wieder aufzuerstehen. Und das unter Regie von Rambo persönlich. Jener drehte soeben noch rasch als Comeback-Einfädelung den nächsten und letzten Rocky- Teil ab, bevor es nach Burma in den richtigen Urwald ging. Beiden Filmen ist eigen, dass Stallone maßgeblich an der Produktion beteiligt war und er im Regiestuhl Platz nahm. „John Rambo“ ist mit Sicherheit nicht der Klimax der brachialen Action-Unterhaltung, allerdings auf jeden Fall ein sauberer Action-Titel, der dadurch besticht, dass er nicht mehr sein will als er vorgibt.
Andre Schnack, 30.06.2008
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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