[Einleitung]
Oliver Kalkofes Mattscheibe auf Premiere hielt bereits in den 90er Jahren mächtig die Zuschauer bei Laune. Seine zynischen und sarkastischen Persiflage auf alle möglichen Figuren der TV-Landschaft erfreuen sich einer großen Fangemeide und warten stets mit nahezu unzumutbaren Treffern in die Mitte auf. Und so können wir uns nun über die dritte von insgesamt fünf „Kalkofes Mattscheibe Premiere Klassiker“-DVD Boxen freuen. Turbine Medien und Alive bringen uns die nächste Box mit vielen und abervielen feinen Sendungen mit Herrn Kalkofe, vor dem nichts und niemand sicher ist, wenn derjenige sich laienhaft auf TV-Format begibt. Wir konnten auch diese Box genauer und die Lupe nehmen und berichten.
[Inhalt]
Im November 1996 war „Kalkofes Mattscheibe“ längst kein Geheimtipp mehr. Mit dem Adolf Grimme Preis dekoriert, war das Format auf Premiere zum TV-Kult geworden. In 28 Folgen, darunter die extralange 100. Mattscheiben-Sendung, nimmt sich Oliver Kalkofe viele seiner Lieblingsfeinde vor. Und wieder liefert Kalk-Man Mattscheiben-Klassiker für die Ewigkeit: Fips Arschmuskel philosophiert über Prostatatätowierte und Politiker, Hans Rosenthal belehrt, dass man in einer Großstadt nicht zu winken hat, das „Liebe Sünde“-Wörterbuch klärt über GV und andere Abkürzungen auf, und talentlose, verschüchterte Kinder werden in der „Mini Playback Show“ vor die Kamera gezerrt. Aber Kalkofe verschafft rückwirkend auch einen beeindruckenden Überblick über zu Recht abgesetzte und vergessene TV-Formate der 90er Jahre. Oder kennen Sie noch „Junges Glück“, „Sommer sucht „Sprosse“ oder „Wildfang“? Sehen Sie…!?
(Quelle: Turbine Medien GmbH)
[Kommentar]
Vor ihm ist niemand sicher der TV-Sendungen produziert oder gar in ihnen eine Rolle übernimmt. Er? Das ist Oliver Kalkofe, der nach seinem Radio-Erfolg „Frühstyx-Radio“ auch auf der „Mattscheibe“ durchstartete. Und so ein eigenes, auf seiner Art und Weise kritisches Format gegenüber der hiesigen Fernsehkultur und insbesondere dessen Programm etablierte. Im Ergebnis ist es harte Unterhaltung, wohlwollend negativ verbal ausgedrückt und stets mit gewollten Treffern unter die Gürtellinie bespickt. Wir haben es hier wieder mit ganz großer Kalk-Kunst zu tun. Es gehört neben der ganz ordentlichen Portion Eloquenz vor allem die polarisierende und aberwitzig belächelnde und herablassend und stets doppeldeutige Ausformulierung der Kritik eines Branchenkenners zur ganz speziellen Note dieser Sendungen. Was alles nur den persönlichen Einsatz von Herrn Kalkofe zu verdanken ist.
Es ist die wunderbare Art der Zusammenstellung der Sätze und welche Worte Herr Kalkofe benutzt, um seine Lieblings-TV-Figuren zu umschreiben und beschreiben. Er macht sich – wie immer – mächtig lächerlich über die „Opfer“. Darunter vor allem Kollegen aus dem Gebiet der Volksmusik und Talkshows. Denn auf diese hat sich der Komiker eingeschossen, und wenn man ihm in voller Inbrunst zuhört, so kann man sich schnell dabei erwischen, wie man lauthals lachen muss. Auch wenn es gemein ist manchmal. Die Art und Weise der Umsetzung ist denen der vorherigen Sendungen nahezu identisch. Ein Arbeiten mit Kostümen und raren, intelligenten Videoschnitten zeichnen die Visualisierung von „Kalkofes Mattscheibe“ aus. Wer satirischen Humor mag, der liebt Kalkofe.
[Technik]
Viel können wir nicht mehr sagen, um uns nicht zu wiederholen. Denn auch bei dieser Kalkofe-Box haben wir es wieder mit einem gemischten Repertoire an Bild-Qualitäten zu tun. Was keinesfalls etwas schlechtes oder besonders gutes zu bedeuten hat. Überwiegend gibt es das 4:3-Format vor die Augen, jenes, welches in den „daily Talkshows“ auch nahezu ausschließlich zum Einsatz kommt. Kontrast, Farben und ihre Sättigung sind mithin abhängig von den jeweiligen, ausstrahlenden Sendern und den Aufnahme- und Abmischtechniken. Übers Mittel gesehen sind die visuellen Darbietungen in Ordnung, die Überblendungen von Herrn Kalkofe heben sich qualitativ leicht vom genutzten Video-Material ab. Atefakte treten nicht auf, Verunreinigungen sind abhängig vom eingesetzten Ausgangsmaterial.
Tontechnisch springt dieses gute Pferd nicht höher als es muss. Getreu an diesem Motto orientiert sich der recht einfache Dolby Digital 2.0-Ton. Stereo lang für die Anforderungen der Sendung komplett aus, schließlich kommt es nahezu ausschließlich auf die Sprachausgabe der Opfer und ihres Peinigers an. Weitere Geräuschquellen gibt es nicht, handelt es sich doch zum größten Teil aus Studioaufnahmen, welche dann von Herrn Kalkoge, ebenfalls aus einem Studio, aufs Korn genommen werden. Hintergrundgeräusche und Musik spielen dabei eine weit untergeordnete Rolle und haben praktisch kaum Funktion. Es gibt ausschließlich deutsche Sprachausgabe im Programm. Optionale Untertitel sind nicht vorhanden.
[Fazit]
Turbine und Alive gelang erneut – und hiermit zum dritten Mal in Folge – ein tolles DVD-Set, bestehend aus gleich 4 DVDs mit üppigem Inhalt. Wie üppig? Wir lassen Zahlen sprechen: 28 Sendungen (von November 1996 bis Juni 1997) zu insgesamt 7 Stunden, die 100. Sendung „100 Jahre Mattscheibe“, das Special „Scheiß 96″ und einige Bonus-Clips (darunter 3 bisher unveröffentlichte). Es füllen sich somit knappe 8 Stunden Laufzeit (461 Minuten) auf den vier einseitigen Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9). Die Menügestaltung gelang abwechslungsreich und variiert zwischen den vier DVDs voneinander. Seitens der Navigation und der Struktur gibt es nichts auszusetzen und wer bereits eine DVD-Box der Reihe sein eigen nennt, der kommt sofort nach dem Auspacken klar. Weitere Features:
- Audiokommentare mit Oliver Kalkofe und Regisseur Marc Stöcker bei allen Folgen und Specials
- Animierte DVD-Menüs mit „Pimp my Mattscheibe“-Funktion
- „Neues vom WiXXer“ Kino-Teaser und TV-Trailer
- ausführliches Booklet
Wer die ersten zwei Boxen bereits besitzt, der wird bis zur fünften Box bestimmt nicht mit dem Konsum stoppen können. Wir raten es jedem, der den großmauligen und wortgewandten Komiker bereits schon einmal gesehen und gemocht hat. „Information für Sammler: Damit sich die ganze Klassiker-Kollektion auch hübsch in das heimische Wohnzimmerambiente integrieren lässt, ergeben alle fünf DVD-Boxen nebeneinander gestellt das ultimative Mattscheibe-Testbild.“ – auch ganz nett im Regal. Zu dieser DVD-Erscheinung gibt es unsere Empfehlung. Die FSK legte eine Freigabe ab 12 Jahren fest. „Kalkofes Mattscheibe – Die Premiere Klassiker (3. Staffel)“ erschien am 26. Februar zu einem Preis von rund 28,- Euro.
Andre Schnack, 28.03.2007
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