[Einleitung]
Wer, wie ich auch, wider besseren Wissens stets vorwurfsvollen Blickes gen Osten schaut, wenn es um die Vertuschung radioaktiver Zwischefälle geht, der bekommt hier lehrreiches Material. Ohne, das ich es auf die Authentizität hätte prüfen können, erzählt diese vierteilige Doku-Reihe aus dem Netflix Originals-Angebot vom ersten und größten Zwischenfall der US-Atomgeschichte, und zwar von 1979, denn da kam es tatsächlich zu einer Kernschmelze in einem der Reaktoren. Die Hauptbesetzung der Mini-Serie stellten neben Rick Parks und Nicole Remsburg auch Joyce Corradi sowie Paula Kinney oder der frühere Funktionär des US-Nuklear-Komitees Lake Barrett neben weiteren. Ich schaute gespannt rein…
[Kommentar]
Die vor gar nicht allzu langer Zeit veröffentlichte HBO-Produktion und TV-Serie „Chernobyl“ war fantastisch inszeniert und auf einem technisch sowie darstellerisch hohen Niveau arbeitete sie die damaligen Kapitel der Katastrophe ab. Auch in „Three Mile Island“ ist das Konzept nicht allzu abweichend und es werden sich nachgestellter TV-Szenen bedient und der vorliegenden Archivmaterialien, die sich qualitativ oftmals vom frisch produzierten Material abgrenzen und mit diesem nicht mithalten können. Erzählerisch macht das hier nichts aus, auch die Episoden sind eher als Führung zu betrachten, denn erzählt wird alles praktisch wie aus einem Guss, jedoch eben mit zeitlichen Rückblenden und all diesen Mitteln. Gut gemacht, informativ und irgendwie dann doch auch wieder ernüchtern, wenngleich nicht überraschend darin.
[Technik]
Es soll praktisch kaum reale Daten und somit Messungen gegeben haben, weswegen erstaunlich wenig Graphen sowie Zahlen hier zur Geltung kommen. Das mag diese oder andere Gründe haben, klar ist, dass die technische Darbietung in Form dieses Netflix-Streaming Angebots gelungen ist. Der 16:9-Transfer kann in 1080p-Bildern erfolgen und die Aufnahmen geben dann eben das her, was sie hergeben können. Kontrast, Farbgebung – all das wirkte weder auffällig, noch besonders in anderen Belangen. Somit würde ich hier von einem gelungenen Durchschnitt sprechen, was angesichts des hohen Alters einiger Aufnahmen als vermutlich gut einzustufen ist.
Beinahe ein Dutzend gesprochener Sprachen sowie eine Handvoll Untertitel, das ist erst einmal das theoretische Aufgebot des Streaming-Titels. Mir gefiel der deutsche Overlay über dem US-Englisch und auch die Untertitel waren inhaltlich sowie vom Takt alle bestens ausgestattet. „Three Mile Island“ ist technisch, insbesondere jedoch akustisch kein sonderlich großer Wurf, zeigt und lässt jedoch auch hören, wie man mit Dokumentartiteln und jenen unter der hohen Last von Archivmaterialien umgehen kann.
[Fazit]
„Kernschmelze: Der Unfall von Three Mile Island“ findet hier in Form von vier Episoden im Netflix-Angebot seinen feste Platz, und zwar mit 172 Minuten oder auch knappen 3 Stunden Laufzeit. Die Mini-Serie ist eingestuft für ein Alter von ab 16 Jahren und sie erschien erst jetzt jüngst beim Streaming-Riesen aus den USA. Wer „Chernobyl“ als sehenswert empfand, der wird sich auch hier wohl fühlen, vielleicht nicht ganz auf dem gleichen Niveau, dennoch absolut sehenswert und irgendwie auch lehrreich, da inhaltlich ein wenig kontrastreich zu dem, was natürlich gerne über die westliche sowie östliche Welt in Belangen und den Umgang mit solchen ‚Störfällen‘ vermittelt wird.
Andre Schnack, 08.07.2022
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