[Einleitung]
Matthias Bittner führte Regie und schrieb das Drehbuch. Vor der Kamera ist niemand weniger zu sehen als Rafed Aljanabi. „Krieg der Lügen“ von 2014 nimmt sich ein Thema vor, welches nicht unbedingt zu kollektiven Glanzleistungen geopolitischer Diplomatie führte. Dabei geht es um die Beantwortung der Fragen nach Beweisen zu den damaligen Rechtfertigungen, die sich auf Massenvernichtungswaffen stützten. Ich konnte mir diesen Titel nun im Rahmen des Netflix Programms meiner Mitgliedschaft genauer anschauen.
[Kommentar]
Die Machart erinnerte mich als ehestes an Errol Morris’ „The Fog of War“ von 2003. „Krieg der Lügen“ entstand 10 Jahre danach, 2013, und hat konzeptionell und vom Aufbau und Ablauf her vieles gemeinsam mit Morris’ Werk. Auch hier sitzt jemand vor der Kamera, jemand anderes stellt hin und wieder eine Nachfrage aus dem nicht sichtbaren Bereich hinter der Kamera. Viele Archivmaterialien wurden darin eingewoben, so das sich eine nachvollziehbare Geschichte erzählen lässt.
Was nun wirklich wahr von dem ist, was Rafed Aljanabi hier erzählt, können wohl nur sehr wenige Menschen genau sagen. Was mir auffiel und was wohl auch wichtig ist zum besseren Verständnis des gesamten Themenkomplexes, sind zwar Punkte. Erstens: das Unheil hat meist viel weit früher auf der Zeitachse begonnen, oftmals unbemerkt; zweitens: Man sollte sich diesem Thema nicht ausschließlich mit der europäischen Denkweise nähern.
[Technik]
Rein technisch betrachtet ist das hier alles kaum der Rede wert. Wenn es interessant anmutende Szenen gibt, so sind diese meist unter aller Kanone, in Bezug auf die Wiedergabegüte. Oftmals verrauscht, mit grober Körnung und falschen Farben, dann wiederum sehr klar und sauber. Vor allem die Interviewaufnahmen bieten eine rundum sehr ordentliche Qualität auf, die sich im 16:9-Format präsentiert. Kompressionsartefakte oder andere Verunreinigungen fallen bei den jüngeren Bildern nicht ins Auge.
Beim Ton gibt es vor allem Sprache. Und diese dann im Overlay in Deutsch über der Muttersprache des Rafed Aljanabis. „Krieg der Lügen“ bietet keine weiteren Tonspuren, dafür jedoch zahllose Varianten an Untertiteln. Qualitativ klingt der gesamte Soundtrack sehr unspektakulär, praktisch schon langweilig, da keine Akzente gesetzt werden und es so vor sich her tönt. Was angesichts des Themas und der damit verbundenen Potentiale an einen Ton nicht sehr überrascht.
[Fazit]
Man weiß als normaler Bürger nicht, was wirklich wahr ist. Auch ist es nur allzu menschlich, das wir die Lösungen in unmittelbarer Nähe suchen. Dabei werden weiter zurückliegende Ereignisse oftmals nicht berücksichtigt. Das sind die Lehren aus rund 87 Minuten Dokumentation mit einer Altersfreigabe von ab 16 Jahren. Mit Sicherheit ist es ein zweischneidiges Schwert, Menschen wie Rafed Aljanabi frei vor der Kamera reden zu lassen. Schlussendlich ist der Film gut dazu, um sich Anhaltspunkte zum Themenkomplex zu verschaffen.
Andre Schnack, 26.06.2023
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