[Einleitung]
Nach dem gleichnamigen Roman von Autor Patrick O’Brian kam 2003 Regisseur Peter Weirs „Master And Commander“ (Originaltitel: Master and Commander: The Far Side of the World) in die Kinos. Mr. Weir bewies mit Titeln wie „Der Club der toten Dicher“ oder „Die Truman Show“ sein Talent für anspruchsvolles und unterhaltsames Kino. Der Tiefgang kam dabei nie zu kurz. Nun schippert der Filmemacher in ganz andere Gewässer und fertigte mit Russel Crowe in der Hauptrolle ein nautisches Actions-Spektakel der Extraklasse an. Wir sahen uns die Verleih-Version des Titel genauer an und berichten, ob das Deck gut poliert, die Flaggen gehisst und die Kanonen geladen sind.
[Inhalt]
Die Zeiten des Napoleonischen Krieges. Captain Jack Aubrey (Russell Crowe) lenkt sein Schiff samt der 197 Mann Besatzung sicher durch die größten Meere dieser Welt. Bei einem Angriff wird das Schiff jedoch schwer beschädigt, wobei viele Crewmitglieder auf grausame Weise umkommen. Nun sinnt Aubrey auf Rache und setzt zu einer rasanten Verfolgungsjagd an. Sein Ziel: den ärgsten Feind für immer zu vernichten.
(Quelle: Twentieth Century Fox Home Entertainment)
[Kommentar]
Im wesentlichen hat die kurze Inhaltsangabe des Herstellers den Kern des Films erfasst und wiedergegeben. Eine komplexe Story wird hier von Drehbuchautoren Peter Weir und John Collee nicht bedient, man stürzte sich eher auf eine simple Handlung in ging anschließend damit in die Tiefe, um die Details einer solch abenteuerlichen Seefahrt und den damit verbundenen Umständen ordentlich abzubilden. Und das gelang ganz fabelhaft. Der Betrachter erhält etwas Verständnis darüber, dass Seefahrt heute und Seefahrt vor über 200 Jahren komplett unterschiedliche Dinge waren. Mehr sei allerdings an dieser Stelle nicht verraten. Man sollte auf die Details achten.
Russel Crowe ist für den Film so wichtig wie das Schiff, auf dem die gesamte Mannschaft knappe zwei Film-Stunden ihr Dasein fristet. Er transportiert die Werte eines autoritären aber stets fairen und rational handelnden Kommandanten glaubhaft und voller Idealismus. Der Dienst und die Pflicht gegenüber dem König von England bestimmen sein Handeln durch und durch. Es bäumt sich der Vergleich zu einem Geschäftsmann mit vielen Mitarbeitern in der heutigen Zeit auf. Auch dort ist dem Einzelnen nicht immer klar, warum der „Chef“ nun so gehandelt hat, wenngleich es mitunter die beste Entscheidung für den Grossteil der Beteiligten war.
Die Hetzjagd der englischen Ein-Schiff-Flotte hinter dem französischen Kahn mit übermächtiger Mannschaft, besserer Ausrüstung und größeren Segeln wurde spannend und atmosphärisch unheimlich dicht inszeniert. Es entsteht, alleine schon durch die nahezu durchgehende Enthaltsamkeit von Festland im Film, eine dichte Seefahrer-Stimmung. Gelungene Musik und wirklich ansehnliche Spezial-Effekte tragen einen großen Teil dazu bei. Es geht hier auch ganz ohne Piraten vorwärts. Denn die militanten Wasserratten haben auch so manch einen Trick auf Lager und überraschen den Zuschauer nicht nur durch feist inszenierte, dynamische und rasante Action, sondern auch durch etwas kargen Witz zur Aufmunterung.
Zeit für Recherchen und Forschungen an den fantastischen, bahnbrechend neuen wissenschaftlichen Entdeckungen finden Crew und Filmverlauf nicht. Es steht der kriegerische Dienst im Auftrage der Majestät im Vordergrund. Und eine Verfolgungsjagd auf dem Meer findet ihren Abschluss nun einmal erst dann, wenn eines der Schiffe auf den Grund gesunken ist.
[Technik]
16:9 lautet das Format, das Ratio beläuft sich auf breitbildiges 2.35:1. Dieses Gewand steht dem royalen Ausflug auf die blauen weiten Wellen sehr gut. Die Farben wirken hier und dort etwas blass, diese Blässe mag jedoch auch dem Willen der Filmemacher entsprungen sein, denn großartig farbig wirken die Dinge nicht auf dem weiten Nichts aus Wasser. Aus dem Kontrast kann ein harmonisches Geschehen resultieren, nur mit der Kantenschärfe tat man sich nicht ganz so gut. Genügsam nehmen wir eine etwas verwaschen wirkende Abbildung der Bilddetails wahr. Wie schade, denn hier wäre noch etwas mehr möglich gewesen, was dem Film und der DVD eine bessere Note beschert hätte. Fehler oder Kompressionsartefakte bleiben weitgehend aus.
Richtig auftrumpfen kann der Sound der DVD. Es gibt ihn deutsch Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1 und in englischer Originalsprache in Dolby Digital 5.1. Die deutsche Synchronfassung erreicht Referenzniveau, insbesondere der DTS Ton birgt so manche akustische Raffinesse für das Ohr des Betrachters. Kanonen sind hier ein Synonym für tiefen Bass. So stellt es „Master And Commander“ fest. Doch nicht nur der Bass ist einer lobenden Erwähnung wert. Ob es nun das Herumgetrampel auf dem Deck bei Aufnahmen unter Deck ist, oder die beängstigend realistischen und ständigen Geräusche des Schiffes auf See, stets fein differenziert und unheimlich detailliert erklingen die Soundschnipsel aus den Lautsprechern. Im Gefechts-Tumult auf Deck rasseln die Säbel und im Hintergrund donnern die Kanonen klar zu orten aus verschiedenen Boxen – einfach toll.
[Fazit]
Wenn die Geräusche des Holzschiffs oftmals an dessen Seetauglichkeit zweifeln lassen, so kann der DVD doch der technische TÜV mit größtem Lob gegeben werden. Der rund 138minutenlange Film wurde auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) untergebracht. Die Altersfreigabe erfolgte ab 12 Jahren. Wer mit Skorbut nichts am Hut hat, dafür aber akustisch wunderbare Wetter- und Kanonen-Gewitter und mächtig wirkendes Seefahrer-Feeling erhaschen möchte, für den führt kein Weg an diesem Silberling vorbei. Es lohnt sich mit Sicherheit der Kauf der mit über 3 Stunden Bonusmaterial beworbenen Special-Edition des Titels. Diese am 08. April veröffentlichte Rental-Fassung kommt ohne nennenswerte Bonusausstattung (bis auf Untertitel in beiden Sprachen) daher und bereitet Geschmack auf die Verkaufsfassung, die ebenfalls seit Mitte April zu haben ist. Nicht nur etwas für Russel Crowe-Fans. Empfehlenswert!
Andre Schnack, 06.06.2004
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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