[Einleitung]
Denke ich an Justiz-Thriller, so schießen mir Namen wie „Die Firma“, „Erin Brockovich“ oder aber „Zivilprozess“ und „Eine Frage der Ehre“ in den Kopf. Es gibt natürlich noch viele mehr, doch was ist mit „Michael Clayton“? Das ist der Titel der US-amerikanischen Filmproduktion von Regisseur und Drehbuchautor Tony Gilroy, der mit diesem Werk gleichzeitig sein Regiedebüt feiert – und das erfolgreich. Was wird aus der Geschichte, die fesselnd und spannend zugleich ist und eine Stimmung à la „Collateral“ aufweist? Vor allem, wenn in den Hauptrollen George Clooney, Tom Wilkinson, Sydney Pollack und Tilda Swinton zu sehen sind. Wir sind neugierig und leckerfitzig auf diesen Highlight Video-Titel im Vertrieb von Paramount Home Entertainment.
[Inhalt]
Top-Anwalt Michael Clayton (George Clooney) erledigt bereits seit Jahren die juristische Drecksarbeit hinter den Kulissen einer New Yorker Anwaltskanzlei, um hochkarätigen Klienten zu ihrem Recht zu verhelfen. Sein brillanter Kollege Arthur Edens (Tom Wilkinson) erhält den Auftrag, eine Milliarden-Dollar-Klage gegen einen internationalen Chemikalienhersteller abzuwenden. Doch als er an der Unschuld seines mächtigen Mandanten zu zweifeln beginnt, will er den Fall sabotieren. Clayton wird beauftragt, die drohende Katastrophe abzuwenden. Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem sich Clayton der größten Herausforderung seiner Karriere stellen muss….
(Quelle: Paramount Home Entertainment)
[Kommentar]
Eines vorweg. Wenn ein Film mit sieben Oscar-Nominierungen gepriesen wird, dann spricht das nicht immer für einen Film, der bei einem sehr breiten Publikum Zuspruch findet. Aber doch würdigt eine vielfache Nominierung meist einer guten Leistung, resultierend aus einer guten Idee, einer guten Crew, einem guten Cast und einer guten Erzählung. Und all das hat „Michael Clayton“ bereits binnen der ersten 30 Minuten zu bieten, denn zu diesem Zeitpunkt ist der Zuschauer dann so „in der Story drin“, dass der Film sich voller Handwerkskunst auf den Climax der Unterhaltung bewegt, die Last durch das Potenzial auf einen verpatzten Abgang im Nacken. Doch „Michael Clayton“ schlägt sich durch, sehr gut, wie immer.
Nach den ersten weniger aufschlussreichen Minuten und einigen Verwirrungen klärte sich das Bild und festigte sich eine hochkomplexe und authentisch anmutende Story der Extraklasse. Im Ergebnis kann ich mich an keinen ähnlich spannenden Justiz-Thriller erinnern, der mich so einfing und faszinierte. Allen voran ist dies die Arbeit zweier Personen. Erstes Lob an Tony Gilroy, Regisseur und Drehbuchautor. Der zweite Dank gilt George Clooney als Hauptdarsteller. Und dann muss bei genauerer Betrachtung noch unbedingt die darstellerischen Leistung Tilda Swintons positiv erwähnt werden. Sie erhielt völlig zu Recht einen Oscar für ihre Darbietung in „Michael Clayton“.
Am ehesten vergleiche ich „Michael Clayton“ mit Titel „Erin Brokovic“ aufgrund der thematischen Analogien. Und doch gibt es sehr große Unterschiede. Es beginnt damit, dass die Hauptdarsteller unterschiedlichen Geschlechts sind und endet damit, dass die Story praktisch kein glückliches Happy End bieten kann. Auch der inhaltliche Verlauf bietet Unterschiede in Aufbau und Ablauf. Ferner lernt die Hauptfigur Clayton während der Geschehnisse auf Basis persönlicher Erfahrungen eine für ihn neue Vorgehensweise und entscheidet sich schlussendlich für „sich“. Das ist alles gut konstruiert, wirkt nicht zu sehr gestelzt oder zu moralisch oder zu appellhaft.
„Michael Clayton“ ist ein Film mit sehr intensiver und dichter Stimmung. Er ist kühl, seine Protagonisten kämpfen jeder für sich. Sie stehen irgendwie alle in einem bestimmten Abhängigkeitsverhältnis zu einander, haben es alle mit eigenen Problemen zu tun und brauchen oftmals auch einander. Fast so, wie in der Szene im Film, in der Michael Clayton’s Sohn bei einem „Papa-Abend“ seinem Vater voller Euphorie von seinem Lieblingsbuch erzählt… Der Sohn, gut gespielt von Austin Williams, überzeugt auf ganzer Linie durch seine hohe Nähe zum Betrachter und seiner spitzenmäßig gestaltete Authentizität.
Aufwändig durchdachte Geschichten sind das Talent des Tony Gilroy und gehören stets zu den Filmen, dessen Skripts seiner Feder entstammen. So beispielsweise hat er alle Teile der bisherigen „Bourne“-Trilogie geschrieben, oder auch „Im Auftrag des Teufels“ oder „Lebenszeichen“. Der Mann hat Erfahrung, kann sie in seinem jüngsten Werk auch sehr gut unterbringen, bzw. durch sie ein fabelhaftes Ergebnis erreichen. In der Wirkung empfand ich „Michael Clayton“ sehr emotional und er beeindruckte mich, ähnlich wie es dazumal ein „The Insider“ in der Lage war zu tun.
[Technik]
Es erscheint so, als würde sich „Michael Clayton“ seine Absichten in Bezug auf die Bildwirkung der technischen DVD-Präsentation oktroyiert. Das 16:9-Breitbild erscheint im Original-Kinoformat 2.35:1 und befindet sich anamorph codiert auf dem Datenträger. Und nun die Ernüchterung: technisch betrachtet taugt die Leistung nicht sonderlich viel. Wie schade, denn es wäre mehr drin gewesen. Vor allem deshalb, weil es sich um einen sehr aktuellen Film handelt. Wenig Plastizität beweist der Transfer, ebenso mangelt es ihm stellenweise an Kontrast und Farbintensität. Letztegenanntes Phänomen kann auch durchaus künstlerisches Mittel zum Zweck sein. Super. Doch dann noch einmal ein Auge zukneifen, und zwar für die oftmals in den dunklen Momenten präsenten Nachzieheffekte.
Tontechnisch geht „Michael Clayton“ mit Sicherheit nicht unter, jedoch kann er sich nicht gegen andere Mittelfeldkompagnons durchsetzen, wie schade. Ja, wir erhalten einen räumlichen Eindruck, selbst in den eher ruhigen Szenen gibt es ausreichend Hintergrundgeräusche, welche auf Basis der Dolby Digital 5.1-Soundtracks in den Sprachen Deutsch und Englisch einen guten Eindruck hinterlassen. Zusätzlich gibt es auch noch eine deutsche Synchronfassung im DTS 5.1-Gewand. Ruhige Szenen mit viel Sprache gefallen ebenfalls, letztlich sind sie stets verständlich und inszenieren durch eine musikalische Begleitung eine oftmals Momente der Spannung in der Luft.
[Fazit]
„Michael Clayton“ – ich hatte ein paar Sätze über den Film gelesen, empfand ihn jetzt nicht als ultra-interessant, doch konnte ich mich grundsätzlich mit der Thematik sehr sehr schnell anfreunden. Nach Minuten der Verwirrung entfaltet sich rasch die Wirkung des Films mit einer Laufzeit von rund 115 Minuten. Er befindet sich auf einer zweischichtigen, einseitigen Dual-Layer- Disc (DVD Typ 9) und weist eine denkbar einfache Navigation auf. Es befinden sich des weiteren noch folgende Extras auf der Disc:
- Making Of (ca. 20 Min.)
- Deleted Scenes (mit Audiokommentar, ca. 6 Min.)
- Darstellerinfos
- Trailer weiterer DVD-Erscheinungen
Ok, dass liest sich nicht viel und ist auch nicht viel. Doch welch ein Glück, dass sich der Film an sich in einer so hohen Sphäre befindet, dass wir diesem Gesamtwerk diese offenkundigen Makel verzeihen. Da helfen auch nicht zahlreiche Trailer drüber hinweg. Egal, wer gute Filme mag, der muss sich dieses gute Stück zwangsläufig anschauen, und wenn es noch einmal eine Special-Edition gibt, dann schauen wir sehr gerne noch einmal hin. Die Altersfreigabe liegt bei ab 12 Jahren, Erscheinungstermin war der 7. Juli zu einem Preis von unter 20,- Euro.
Andre Schnack, 14.07.2008
Film/Inhalt |
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Preis-Leistung |
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