[Einleitung]
Knapp 20 Jahre nach „Pearl Harbor“ erscheint nun „Midway“. Letztgenannter Film entstand mithilfe chinesischer Finanzierung, was ungewöhnlich für einen Roland Emmerich-Stück erscheint. „Midway – Für die Freiheit“ entstand 2019, Herr Emmerich arbeitete nach einem Drehbuch von Wes Tooke und konnte für die führenden Rollen Nick Jonas, Ed Skrein, Dennis Quaid, Woody Harrelson, Luke Evans und weitere gewinnen. Diese High Definition Blu-ray Fassung des Titels erscheint aus dem Angebot von universumfilm. Mir war das Thema nicht zu heiss und ich ging auf Tuchfühlung mit dem Schauplatz Pazifik inmitten des Zweiten Weltkriegs.
[Kommentar]
Eine historische Beurteilung kann ich nicht abliefern, allerdings scheint es nach etwas Recherche tatsächlich der Fall zu sein, dass Roland Emmerich und Team sich an den historischen Fakten orientierten und diese gewissermaßen nachstellten. Einige namhafte, bekannte Mimen an der Seite von eher frischen, noch weitgehend unbekannten Gesichtern – so sieht das Cast von „Midway“ aus. Es versteht zu überzeugen und die realen Personen der damaligen Zeit gelungen nachzuempfinden. Dies ist eine der Stärken dieses Stücks.
Mit „Midway – Für die Freiheit“ sagt Roland Emmerich „I’m back!“. Was Michael Bay’s „Pearl Harbor“ war, das ist Roland Emmerich’s „Midway“. Chronologisch inhaltlich betrachtet könnte „Midway“ die Fortsetzung sein. Und neben dem weniger erfreulichen Inhalt ist es doch auch Unterhaltung, die dem Zuschauer vermittelt und bereitet werden soll. Vorrangig gelingt dies hier durch die spannende Erzählung und die rasant und aufwendig inszenierten Action-Sequenzen des Films. Doch auch der Blut-Faktor sei hier angeführt. Denn „Midway“ kommt weitgehend ohne die sichtbare Abbildung des roten Lebenssaftes aus. Das mag zwar streng genommen wenig realistisch sein, soll das Thema vielleicht aber eben einer breiteren Masse zugänglich machen.
Sind die Special-Effects Übertreibung? Nein, so sehe ich das nicht. Ein sehr großer Anteil der visuellen Elemente – vor allem immer dann, wenn die Kamera mehr Totale offenbart – kommt aus dem Computer. Doch die Zusammensetzung aus realen Aufnahmen und computergenerierten Bildern gelang sehr gut, wenngleich nicht jedermann mit dem Kontrast einverstanden sein wird. Denn dieser ist oftmals recht steil und dunkel, allerdings wohl bewusst. Erzählerisch wirkt noch ein weiterer Kanal sehr unterstützend, und zwar der fantastische Surround-Sound. Alles in allem ein sehenswerter Film mit einem guten Cast, der selbstverständlich die US-amerikanische, westliche Sicht der Dinge von damals darstellt und nachempfindet.
[Technik]
High Definition kann ja so gut aussehen, auch oder manchmal auch gerade deshalb, weil der Output eben aus den Computern stammt. Hier ist das so, und selbst rasante Aufnahmen stellen keine nennenswerten Herausforderungen für den 1080p-Transfer im 2.40:1-Format dar. „Midway“ ist ein Werk, dass uns in die wirren Zeiten des Zweiten Weltkriegs entführt und zwar in den vermeintlich sonnigen Pazifik. Visuell gelang das auch sehr gut. So haben wir es oftmals mit prima ausgeleuchteten Szenen zu tun, die unter hoher Dynamik und einem rasanten Tempo stehen und dabei immer noch eine technisch saubere Leistung bieten. Die Kantenschärfe ist gut, der Details angenehm und der Kontrast oftmals hoch.
Eine sehr wirkungsvolle tonale Untermalung leistet ihren übrigen Teil zum Aufbau einer teils bedrohlich wirkenden Kulisse. „Midway“ hat ruhiger Momente aufzuweisen, die von Dialog und Umgebungsgeräuschen geprägt sind, der Fokus hingegen für den gebotenen Surround-Sound liegt bei den kriegerischen Auseinandersetzungen. Ob es die temporeichen Luftgefecht oder aber die Seeschlachten sind, der Sound ist im wahrsten Sinne bombastisch. „Midway“ ist das, was man hören möchte, wenn ein tolles Sound-System angeschlossen ist. Denn dann brummt es ordentlich, denn dann fliegen die Corsairs wie durch einen hindurch und es knattert mächtig. Dynamik, Umgang, kurzum ein ausschöpfendes Klangerlebnis in Deutsch und Englisch in Dolby Atmos (auch Untertitel).
[Fazit]
„Midway“ bietet eine Laufzeit von rund 140 Minuten und hat diese auch vollgepackt mit viel Action zu Wasser, Luft und auch an Land. Die einseitige und zweischichtige Blu-ray Disc (BD 50) bietet technisch betrachtet eine tolle Zeitreise in eine chaotische von Krieg zerrüttete Zeit. Von Beginn an geht es hier ordentlich zur Sache. Anders als in „Pearl Harbor“, wo die erste Hälfte des Titels noch am Hintergrund und auch einer Romanze gearbeitet wird, steigt „Midway“ gleich ohne diese Elemente ein. Neben dem Hauptfilm gibt es auch noch Material in Summe von 62 Minuten, welches mehr Einblick in die Entstehung gibt:
- Audiokommentar mit Roland Emmerich
- Making Of „Getting it Right“
- The Men of „Midway“
- Roland Emmerich: Man on a Mission
- Turning Point: The Legacy of Midway
- Joe Rochefort: Breaking the Japanese Code
- We Met at Midway: Two Survivors Remember
- Hörfilmfassung
„Midway“ ist freigegeben ab einer Altersstufe von 16 Jahren, auch wenn praktisch kein Blut fließt. Die Extras sind gelungen, geben viel Aufschluss und Einblick in die Hintergründe und die Entstehung des kostspieligen Titels von Roland Emmerich. Inhaltlich ist das hier natürlich das, was man hinlänglich als Kriegsfilm bezeichnet. Erinnere ich mich an „Der Soldat James Ryan“, dann sind das keine guten Erinnerungen, da das Thema eben höchstdramatisch ist. Doch die Machart, Technik und Erzählung waren fantastisch und bringen uns die Fratze des Krieges näher – ich denke, dass das wichtig ist.
Wer also eine gut gemachte und ‚leichte‘ Geschichtsstunde über den Pazifikkrieg und die Eskalation von „Pearl Harbor“ zu „Midway“ interessiert, der ist hier genau richtig. Die Veröffentlichung dieser Blu-ray Variante erfolgt am 20. März 2020 zu einem Preis von rund 17,- Euro. Wer das Spektakel noch hochauflösender erleben möchte, der greift zur rund 10,- Euro preisintensiveren 4K-Fassung.
Andre Schnack, 16.03.2020
Film/Inhalt: | |
Bild: | |
Ton: | |
Extras/Ausstattung: | |
Preis-Leistung |