[Einleitung]
In Tagen, an denen der Papst die Deutschen und ihr Land – seine Herkunft – in emotionalen Reden lobt für das was wir heute sind und rügt für das, was vor mehr als 50 Jahren hier geschah erscheint ein Film wie „Napola – Elite für den Führer“ irgendwie sonderbar. Das 2004 in Deutschland abgedrehte Stück mit Max Riemelt, Tom Schilling, Michael Schenk und Justus von Dohnanyi in den Hauptrollen entstand von Regisseur Dennis Gansel, der sich zuletzt für „Mädchen, Mädchen“ verantwortlich zeigte. Das Drehbuch zu „Napola“ wurde ebenfalls von ihm in Zusammenarbeit mit Maggie Peren geschrieben. Die DVD wird von Highlight Video veröffentlicht und wir konnten uns ein Bild von Inhalt, Technik und Ausstattung machen.
[Inhalt]
Deutschland 1942. Das Hitler-Regime ist auf dem Höhepunkt seiner politischen und militärischen Macht. Der 17-jährige Friedrich Weimer (Max Riemelt) ist ein außergewöhnlich talentierter Boxer, was ihm die Türen zum Eliteinternat „Napola“ öffnet. Er sieht dort die große Chance, sich aus den Klassenschranken zu befreien. Zunächst ist er auch begeistert von den dort gebotenen Möglichkeiten. Doch als er den sensiblen Albrecht Stein (Tom Schilling) und dessen ebenso analytische wie pazifistische Denkweise kennen lernt, keimen Zweifel an des Führers Herrlichkeit.
(Quelle: Highlight Video)
[Kommentar]
Offiziell lautete das Kürzel dieser Elite-Schulen NPEA, was für Nationalpolitische Erziehungsanstalt stand. Im Volksmund setzte sich die Begrifflichkeit Napola durch. Die ersten drei dieser Anstalten wurden am 20. April 1933 eröffnet, bis zum Fall des Dritten Reichs gab es insgesamt 43 Napolas. Dennis Gansels Werk beschäftigt sich mit einer Napola und ihren Schülern, den Lehrkörpern und der Vision dieser Anstalten, inkl. des faschistischen Gedankenguts und den Auswirkungen auf die damalige Jungend. Nicht im Stile einer Dokumentation, sondern vielmehr im Rahmen eines Kriegs-Dramas wird die Geschichte einiger junger Männer plastisch und anschaulich erzählt und eine spannende Story gesponnen. Dabei wird dem Betrachter in vielen Situationen im Film rasch klar, wie verlockend das aufgezogene System für junge Männer damals war.
Die „Jungmannen“ werden sehr gut von den beteiligten Darstellern abgebildet. Ausreichend plastisch und mit eigenen Charakter-Zügen ausgestattet wandeln sie in einer Welt, die sich in der Napola streng an den Führerprinzipien ausrichtet. „Napola“ dreht sich jedoch nicht primär um diese NS-Schulen, sondern vielmehr um die Menschen, die in ihnen lernten und lebten. Was die Schule der Nazis mit den jungen Männern, auch Jungmannen genannt, anstellte ist Gegenstand dieses Films. Auf eine nahe, emotionale Art und Weise werden Konflikte in kleinen und großen Kreisen dargestellt und die Probleme der Hauptfiguren über die gesamte Laufzeit als Kern-Element der Story nicht aus den Augen verloren. Die filmerische Umsetzung gefällt und wir haben es mit gelungenen Kostümen und fein ausstaffierten Sets zu tun.
[Technik]
Technisch betrachtet müssen wir bei diesem Werk zwischen Stilelementen und technischer Qualität unterscheiden. Der Film spielt zur Glanzzeit des Dritten Reichs unter Diktator und Demagogen Adolf Hitlers. Und um die visuelle Darstellung des anamorphen Transfers (2.35:1) im geeigneten, passenden Licht erscheinen zu lassen, wurde ein wenig an der Farbgebung gedreht. Und das erfolgreich, denn es entsteht ein sauberer und dennoch irgendwie angestaubter Eindruck, der das Alter der Geschichte betont und sich dabei nicht negativ auf die Wiedergabequalität auswirkt. Abzüge gibt es für den teils gut erkennbaren Rauschfaktor, vor allem in plakativen Bildelementen. Auch kann die Kantenschärfe nicht durchgehend überzeugen und einige Bilddetails gehen somit verloren. Der Schwarzlevel hingegen befindet sich auf einem angenehmen Niveau und wir haben es mit einer gekonnten Ausleuchtung zu tun. Kompressionsartefakte waren nur sehr selten auszumachen.
Tontechnisch hat „Napola“ seine Höhen und Tiefen. Generell geht es jedoch überwiegend sehr ruhig zur Sache und der Dolby Digital 5.1-Soundtrack in deutscher Sprache ist vor allem mit der Wiedergabe der Dialoge und der musikalischen Untermalung beschäftigt. Mehrkanal-Potenzial schöpft der Transfer nur bedingt aus und in einigen Schlüsselszenen kommen neben klar erkennbaren Hintergrundgeräuschen auch noch einige Einspielungen auf den Surround-Kanälen zum Einsatz. Die räumliche Wirkung des Sounds hält sich somit ein wenig zurück. Klar und sauber im Gewand attestieren wir ein klares „gut“ für die akustischen Seiten von „Napola“. Optional zuschaltbar sind deutsche Untertitel.
[Fazit]
Wir haben es bei „Napola“ mit einem inhaltlich sehr gut umgesetzten Film zu tun, der den Betrachter in die Welt des Dritten Reichs bringt und dieses aus den Augen eines heranwachsenden, jungen Mannes sehen lässt. Auf rund 110 Minuten entführt uns Regisseur Dennis Gansel in eine Welt voller vermeintlich ehrenhaften Figuren und erstrebenswerten Idealen und Tugenden, die allesamt in einem vernichtenden Krieg mündeten. Die einseitige Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) weist eine Altersfreigabe ab 12 Jahren auf, vor dem Hintergrund der Thematik kann man sagen, dass sich der Film an eine reifere Zusammenkunft im Heimkino richtet. Das Menü der Disc bietet Zugriff auf folgendes Bonusmaterial:
- Videotagebuch von Regisseur Dennis Gansel (ca. 39 Min.)
- Deleted Scenes (ca. 17 Min.)
- Interviews (ca. 10 Min.) mit Max Riemelt, Tom Schilling, Devid Striesow, Dennis Gansel, Viola Jäger
- Storyboard Vergleich (ca. 2 Min.)
- Darsteller-Infos (Textseiten)
Nicht nur im Umfang können sich die Extras sehen lassen. Sie gefallen rundherum gut und weisen einen interessanten und kurzweiligen Informationsgehalt in einer inhaltlich gut aufbereiteten Struktur an. Wer nach den knapp eineinhalb Stunden des Hauptfilms Lust auf mehr über „Napola“ hat, der kann sich bedenkenlos erneut eine weitere Stunde nach hinten lehnen und die Extras genießen. Erscheinungstermin der DVD war der 25. August zu einem Preis um die 20,- Euro.
Andre Schnack, 29.08.2005
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