[Einleitung]
Mit Sicherheit gehört dieses Thema zu keinem, welches wir aktuell in den TV-Nachrichten vorgetragen bekommen. Kein Wunder, über das leise Ausschalten vermeintlich terroristischer Ziele mit Fehlerquote spricht man nicht gerne. Die Rede ist über Amerikas Drohnenkrieg, der seit Jahren anhält und doch noch nicht in den Köpfen angekommen ist. Ehemalige Beteiligte informieren uns in dieser frischen Dokumentation von Regisseurin Sonia Kennebeck über dieses Thema und geben Einblick in ein brandaktuelles Thema.
[Inhalt]
Der Dokumentarfilm „National Bird“ begleitet Menschen, die entschlossen sind, das Schweigen über eine der umstrittensten militärischen Maßnahmen der jüngeren Zeit zu brechen: Den geheimen Drohnenkrieg der USA.
Im Zentrum des Films stehen drei Kriegsveteranen der US-Air-Force, die in unterschiedlichen Funktionen selbst an diesem Krieg beteiligt waren. Ihre Mitschuld an der Tötung Unbekannter – und möglicherweise Unschuldiger – auf weit entfernten Kriegsschauplätzen lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Schließlich gehen sie an die Öffentlichkeit – ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen.
Im Verlauf des Films nehmen ihre Geschichten dramatische Wendungen: so fährt eine der Protagonistinnen selbst nach Afghanistan, wo sie mit einem grauenhaften Vorfall und dessen Opfern konfrontiert wird. Doch ihre Reise bietet auch Anlass für Frieden und Versöhnung.
(Quelle: NFP marketing & distribution)
[Kommentar]
Gepriesen als eine Wunderwaffe hat es diese Art den Krieg zu führen schon hin und wieder in die Weltöffentlichkeit gebracht: Drohnen erledigten die Arbeit, für die vor wenigen Jahren noch Spezialeinheiten in entlegene Teile des Globus’ entsandt wurden. Drohnen, gesteuert von Menschen an Joysticks in weit entfernten, sicheren Umgebungen, töten andere Menschen, die vermeintliche Gefahren darstellen oder aber zumindest als solche eingestuft worden sind. Die Wahrheit kann eine andere sein.
Der Gegensatz von Rekrutierungs-Videos der US AirForce und den Berichten ehemaliger Mitarbeiter sind krass. Denn die drei Veteranen berichten nicht vom ehrenhaften Gefühl, dass sie das Richtige getan haben oder aber stolz auf das sind, von dem sie ein Teil waren. Sie berichten von Belastungen psychischer Natur, von Gedanken über diejenigen, die unter ihren Missionen getötet worden sind. Keine schönen Sachen. Der Umgang der Regierung damit ist ziemlich eindimensional…
Die Doku schneidet Schnipsel von Archivaufnahmen zusammen, zeigt Dokumente und lässt die Ex-Beteiligten sprechen. Dazu gibt es eine Musik, die ich mir etwas intensiver und mitnehmender vorgestellt hatte. Doch Wim Wenders und Errol Morris mussten ausführende Produzenten ohne ein musikalisches Genie wie Philip Glass auskommen. Macht nichts, die Atmosphäre ist stimmig, die aufgeworfenen Fragen des Inhalts wichtig. „National Bird“ zeigt uns Amerika, wie wir es von Donald Trump mehr und mehr zu Gesicht bekommen: verlogen, egoistisch und irgendwie auch feige.
[Technik]
„National Bird“ bietet ein Standard Definition DVD-Antlitz. Das Bild-Format beläuft sich dabei auf 16:9, genauer 1.85:1 und füllt somit die Mattscheibe eines entsprechenden Wiedergabegeräts aus. Zwar handelt es sich um eine Dokumentation, allerdings eben um eine, wo lediglich die Bilder der ferngesteuerten Drohnen minderer Qualität sind, alles andere ist frisch, wirkt wie gestern gedreht und erfüllt die Anforderungen der meisten Zuschauer ohne negative Nebenwirkungen. Farbgebung, Ausleuchtung und Kontrast sind typischer Güte. Die Kompression arbeitet gut.
Wir erleben wahlweisen englischen Original-Ton im Format Dolby Digital 5.1, oder aber die im Overlay abgefasste deutsche Synchronfassung, ebenfalls in DD 5.1. Die Dokumentation befasst sich tontechnisch vor allem mit der Sprachausgabe der beteiligten Interviewten und weniger mit Hintergrundgeräuschen oder eben einer klassischen Kulisse, wie wir sie aus Kino- und Spielfilmen kennen und gewohnt sind. Letztgenannte Faktoren sind weniger präsent und genießen weniger Aufmerksamkeit, sind jedoch keinesfalls minderer Qualität. Untertitel: Deutsch.
[Fazit]
Der wichtigste Aspekt hier ist keinesfalls die Tatsache, dass die (noch) Weltmacht USA versucht auf eine neue Art und Weise seinen vermeintlichen Gegnern zu stellen, sondern auch den Umgang „intern“ mit Verrätern und zeichnet ein bedrohliches Bild, welches viel Unwohlsein und Beunruhigung versprüht. „National Bird“ läuft rund 88 Minuten.
Neben den beiden vorgenannten Sprachfassungen erleben wir wahlweise auch noch eine Hörfilmfassung. Als Extras gibt es ein Interview mit der Regisseurin, sowie zusätzliche Szenen und Trailer. 17,- Euro kostet die Disc, wenn sie am 19. Oktober mit einer Altersfreigabe von ab 12 Jahren veröffentlicht wird. Ich konnte im ersten Moment nicht so viel mit dem Film anfangen, was sich im weiteren Verlauf änderte. Ich denke, es ist gut darüber Bescheid zu wissen und noch besser, wenn man den Film gesehen hat.
Andre Schnack, 09.10.2017
Film/Inhalt: | |
Bild: | |
Ton: | |
Extras/Ausstattung: | |
Preis-Leistung |