[Einleitung]
Aus dem Programm der Sony Pictures Home Entertainment erscheint die deutsche Filmproduktion „Netto“ vom noch jungen Filmemacher Robert Thalheim. Die Produktion entstand 2005 in Deutschen Landen und kommt mit noch etwas weniger bekannten Darstellern daher. Es sind zu sehen: Milan Peschel, Sebastian Butz, Stephanie Charlotta Koetz, Christina Grosse und Bernd Lambrecht. Regisseur Robert Thalheim schrieb auch das Drehbuch des Werks und verwirklichte es weitgehend im Alleingang. Wir konnten uns das Ergebnis in Form dieser DVD nun genauer ansehen.
[Inhalt]
Marcel Werner (Milan Peschel) hat immer viel zu sagen – ob als arbeitsloser Experte für Sicherheits- und Stilfragen aller Art oder als sympathischer Träumer und Tresenphilosoph mit dem Hang zu realsozialistischer Country-Musik aus der Vor-Wende-Zeit. Und er ist Vater eines Sohnes, den er so alleine erzieht, dass dieser bei seiner Mutter lebt. Doch eines Tages steht der Sohn Sebastian (Sebastian Butz) vor seiner Tür. Der Fünfzehnjährige sucht Zuflucht vor familiärer Bevormundung und findet sich selbst plötzlich in der Rolle des Erziehers wieder – eine unfreiwillig komische Vater-Sohn-Beziehung mit vertauschten Rollen: Während Sebastian seinen Vater über die neue Rechtschreibung aufklärt und ihn für Vorstellungsgespräche drillt, lamentiert Marcel endlos über richtige Personenschutzstrategien und kocht Ravioli aus der Dose. Das wiederbelebte Vater-Sohn-Verhältnis wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, als Sebastian seiner Freundin Nora (Stephanie Charlotta Koetz) den neu gebackenen Vater vorstellen will…
(Quelle: Sony Pictures Home Entertainment)
[Kommentar]
Eine echte Produktion der Marke Hausmannskost. Nahezu ohne Budget in die Vollen gegangen, könnte man meinen. Und das zu Recht, denn „netto“ beweist einen sehr eigenen Stil und Charme, der aus seiner eigenen Seele entspringt. „Netto“ entstand als günstige Arbeit im Umfang einer Seminar-Arbeit des Regisseurs und Studenten Robert Thalheim. Die deutschsprachige Comedy befasst sich beispielhaft mit Politik und den Zuständen und Verhältnissen in Deutschland. Dazu wird eine eher klassische Vater-Sohn-Beziehung als Transportmittel genutzt. Es gibt einiges an Überraschungen im Programm und die Geschichte wurde sehr interessant und unterhaltsam gestaltet. Man darf bei der Bewertung hingegen nicht vergessen mit welchen Mitteln hier welche Leistung erzielt wurde. Und im Angesicht dieses Hintergrunds wirkt „Netto“ wie eine wirklich gute Leistung. Aufgrund der darstellerischen Leistungen gibt es noch ein paar zusätzliche Punkte.
[Technik]
„Netto“ spielt am Rande der Amateur-Filme, entspringt somit einer Quelle, die zuweilen nicht gerade große Budgets aufweist. Und das merkt man der Filmproduktion nun leider auch ein wenig an. So haben wir es mit einem Bildformat im Ratio 1.78:1 im anamorphen 16:9-Widescreen-Gewand zu tun, was ja bekanntlich nicht für gute Darstellungsqualitäten sprechen muss, diese aber in der Regel unterstützt. „Netto“ gelingt gerade einmal eine durchschnittliche Note. Der Kontrast und die Farbgebung halten sich zurück und präsentieren in Kombination ein recht akzentloses Bild. Hin und wieder wirkt das ganze Geschehen ein wenig zu dunkle ausgeleuchtet und schattige Momente verschlucken auch gerne mal ein paar Details. Die Kantenschärfe reiht sich in den Durchschnitt ein und bestimmt mithin auch die Detailgenauigkeit des Transfers. gelinde gesagt nicht viel.
Tontechnisch gibt es ebenfalls keinen Pokal. Natürlich liegt das zu einem nicht aus der Welt zu schaffenden Anteil an der Thematik an sich, doch auch an der technischen Umsetzung. „Netto“ bringt praktisch ausschließlich Dialoge aus den Lautsprechern hervor – nicht mehr. Musikalisch befindet sich der Film zwar durchaus auf einem wahrnehmbaren Niveau, doch rückt die Musik zu selten in den Vordergrund und mischt sich ein. Der Subwoofer bekommt praktisch gar keine Kost, so auch die hinteren Lautsprecher für die räumliche Tiefe. Für einen Dolby Digital 5.1-Soundtrack ist das nicht gerade toll, doch kann aufgrund der überwiegend sauberen und fehlerfreien Wiedergabe-Qualität eine durchschnittliche Bewertung ausgesprochen werden. Zur deutschen Sprachausgabe können wahlweise ebenfalls deutsche oder englische Untertitel hinzugeschaltet werden.
[Fazit]
Schön zu sehen, dass junge und ambitionierte Filmemacher einen Weg geboten bekommen sich einen Namen zu machen. Und das gilt auch für den deutschen Film. Wie Reinhard Hauff es aussprach: „Guter Stil ist, wenn man etwas zu sagen hat.“ – Und genau das trifft auch auf „Netto“ zu, denn der Film und die Idee auf rund 86 Minuten Laufzeit gefallen und sorgen für angenehme Unterhaltung. Es zeichnet sich ab, dass wahrscheinlich in Zukunft noch mehr von Robert Thalheim zu hören und sehen sein wird. Sony Pictures Home Entertainment bringt uns diesen Film auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) und bietet folgende Extras an:
- Alternativer Anfang
- Entfallene Szenen
- Trailer
- Fotogalerie
- Netto Quiz
- Interviews mit Robert Talheim, Milan Peschel, Sebastian Butz und Stefanie C. Koetz
Vom Umfang her liest sich das Bonusmaterial erst einmal ganz gut. Die Ausführung selbigen hingegen lässt ein wenig zu wünschen übrig. Denn es fehlt ganz einfach an bereits etablierten Materialien wie einem Audiokommentar. Auf der anderen Seite geben die vorhandenen Extras Einblick in die Entstehung und durch die Interviews etwas an Informationen über die Produktion. „Netto“ gewann 2005 den Förderpreis Langfilm des Max-Ophüls-Festivals und bei den 55. Internationalen Filmfestspielen in Berlin den Preis Dialogue En Perspective, Sektion Perspektive Deutsches Kino. Wer einen gelungenen deutschen Film sehen möchte, der sollte „Netto“ anschauen. FSK liegt bei ab 12 Jahren. Erscheinungstermin war der 7. Februar.
Andre Schnack, 08.02.2006
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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