[Einleitung]
Unter dem Originaltitel „Scouts Honor: The Secret Files of the Boy Scouts of America“ läuft diese 2023 produzierte Netflix Dokumentation nun im gleichnamigen Streaming-Service hierzulande an. Ich war recht gespannt auf diese Doku, da dem Thema Pfadfinder ja grundsätzlich eher etwas positives nachgesagt wird. Doch wie sich herausstellte, war hier auch sehr viel negatives mit dabei. In „Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America“ geht Brian Knappenberger der Sache filmisch auf den Grund und ich konnte mir diesen Titel nie Rahmen des Netflix Streaming-Angebots ansehen.
[Kommentar]
Wir sehen eine Dokumentation, die ein ernstes und suchendes Auge auf die US-amerikanische Pfadfinderorganisation Boy Scouts of America zu werfen scheint. Was hier im Intro so freundlich und gut klingt wird in den folgenden 95 Minuten von unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, mit viel Licht, dort wo Schatten ist. Und die Erkenntnisse sind eine Art True-Crime Doku, mit der Laufzeit eines Films. Mit klassischen handwerklichen Mitteln, wie Interview-Ausschnitten von Zeitzeugen sowie ehemals involvierten Personen unterschiedlicher Funktionen.
Wenn ich an die Pfadfinder denke, so war das immer sehr gut belegt. Nun ist das leider etwas anders. Und da das Geschäftsmodell, vor allem das Programm der „Boy Scouts“, viel Marketing erfordert, da Vertrauen bei der Zielgruppe generiert werden soll, liegen Vertuschungsaktionen nahe. Der Verband war wohl derart aufgebaut, als das Täter unbescholten davon kamen. Über Jahre hinweg blieben viele Dinge komplett von der Öffentlichkeit verborgen. Mir gefiel die Aufbereitung dieses sehr traurigen Themas, das sich einreiht in Missbrauchsfälle großer Organisationen, wie der Katholischen Kirche.
[Technik]
High Definition-Bilder bringen vor allem immer dann etwas, wenn das heutige Wiedergabegerät auch mit den Aufnahmequellen harmoniert. Schwierig erscheint es dann, wenn Jahrzehnte altes Archivmaterial vorliegt und die HD-Eigenschaften der aktuellen Technik dem Publikum aufzeigen, wie schlecht die damalige Technik eigentlich war. So ist das hier und oft bei Dokumentationen. „Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America“ macht da keine Ausnahme, verliert sich jedoch keinesfalls in schlechter Güte, sondern kann viel durch die Interviews wettmachen (2.35:1, HD).
Neben dem englischen Originalton und einem deutschen Overlay können noch viele weitere Fassungen in unterschiedlichen Sprachen ausgewählt werden. Dazu gibt es dann auch teilweise Untertitel in unterschiedlicher Ausprägung. Der Ton an sich ist unspektakulär, eher erzählerischer Natur und weist keine nennenswerten Faktoren auf, die besonders gut oder aber schlecht sind. „Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America“ verschafft sich vor allem durch die Monologe vor der Kamera ein Gehör. Hintergrundgeräusche und Musik sind Beiwerk.
[Fazit]
All das ist ein sehr schweres Thema, hier gibt es absolut nichts zu lachen. Das muss man natürlich wissen, bevor man sich damit befasst. Wenn man dann vorbereitet ist, dann erwarten einen anderthalb Stunden gut aufbereiteten Stoff, der ein ganz anderes Bild dieser Organisation hinterlässt. Netflix und Brian Knappenberger erschufen einen emotionalen Doku-Titel, der nicht zu sehr auf die Tränendrüse drückt und sich auch nicht im Detail verliert, sondern gelungen berichtet und dabei auch unterhält.
Andre Schnack, 17.06.2024
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