[Einleitung]
Ich selbst bin einmal mit einem Glas Bier während einer dienstlichen Abendveranstaltung in geistiger Umnachtung auf die Straße gegangen, um zu telefonieren – in Seattle. Dabei weiß man doch schon als kleines (amerikanisches) Kind, dass man dies nicht darf im Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten. Warum ich das schreibe? All das ist eine Folge der damaligen Epoche mit dem Namen ‚Prohibition’ in den USA, welche hier Gegenstand ist in der Netflix-Doku-Serie „Prohibition – Eine amerikanische Erfahrung“.
[Kommentar]
Die Prohibition an und für sich sagt rein generisch betrachtet nicht mehr aus, als ein Verbot. In diesem Falle jedoch geht es eben um _die_ Prohibition. Und damit ist eine Zeit in der modernen Geschichte gemeint, die sich mit dem totalen Verbot von alkoholischen Getränken und dessen Herstellung sowie Konsum befasst.
Mark Twain hat sinngemäß festgehalten, dass das Verbot es ist, dass viele Dinge erst kostbar macht. Da ist etwas wahres dran. Dieses Verbot jedoch hatte immense gesellschaftliche Sprengkraft. Dieses Verbot teilte die amerikanischen Nationen und spaltete die Bevölkerung in zwei. Dieses Verbot machte vermeintlich gesetzestreue, gute Menschen zu Verbrechern. Und genau darum geht es hier in den drei Sendungen.
Dabei ist die Machart eher klassisch. Ein Sprecher spricht aus dem Off, historisches Material – vorrangig Fotografien und Filmschnipsel – werden gezeigt und wir erfahren, wie es sich mit der Prohibition verhielt, welche Spannungen sie schuf und was das alles mit braunen Papiertüten zu tun hat, in denen manche Menschen offensichtlich (und vermeintlich alkoholische) Getränke mit sich herumtragen.
[Technik]
Die technischen Gegebenheiten sind schwierig. Das liegt keinesfalls an der qualitativen Güte, sondern vielmehr am Ausgangsmaterial. Keine Frage, die Fotografien und ersten Filme sind alt, teils mehr als hundert Jahre alt. Da zeigt das Alter natürlich seine deutlichen Spuren. Unabhängig davon handelt es sich um eine eher typische Sachsendung, die sich auch durch aktuelle Aufnahmen – wie in Interviews mit Historikern – auszeichnet. Wir erleben weitgehend 16:9-Bilder. Insgesamt will ich festhalten, dass die gebotene Technik dem Inhalt gerecht wird.
Widmen wir uns dem Ton. Hier ist das Ergebnis ebenfalls weniger überraschend. Wir erleben Sprachausgabe und die zeitweise einsetzende Musik. Beide Elemente brechen keinesfalls aus den Standards und sorgen dennoch für eine angenehme und fehlerfreie Unterhaltungsgüte. Es kommen mehrere Sprecher zum Einsatz, entweder aus dem Off oder aber vor der Kamera. Tonal ist das Ergebnis gleich, Störungen oder Hindernisse tauchen nicht auf. Es stehen mehrere Sprachen zur Wahl.
[Fazit]
Das Thema halte ich für unfassbar spannend. Vielleicht ist die Situation nicht vergleichbar, allerdings fiel mir dazu gleich die aktuelle Lage der steigenden Abhängigkeit nach Medikamenten in den USA ein. Vielleicht geschieht hier ähnliches und im letzten Moment und vor tieferen sozialen Folgen für die Zivilgesellschaft, wird dann noch durch Verbote das Ruder herumgerissen. Wer weiß. Eindrucksvoll zeigt diese Serie auf jeden Fall, was alles auf dem Spiel steht. Wer sich geschichtlich interessiert zeigt, der sollte zugreifen. Wer bereits Ken Burns’ Sendungen in Form eines anderen Schnitts kennt, der muss selbst entscheiden.
Andre Schnack, 06.06.2019
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