Reeperbahn Spezialeinheit FD65

Dokumentation/Serie
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[Einleitung]
„Reeperbahn Spezialeinheit FD65“ ist eine Dokumentation im Netflix-Programm, die es bereits auch schon in Mediatheken der Öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten zu sehen gab. Entstanden 2022 und mit fünf Episoden ausgestattet und unter der Regie von Carsten Gutschmidt, Ina Kessebohm und Georg Tschurtschenthaler abgedreht. Ich war sehr gespannt darauf, da es ein Stück über deutsche Geschichte ist, und über den Menschen. Wer also True-Crime mag und auch zeitgenössische Einblicke in ein Hamburg der 80er und 90er Jahre näher gebracht haben möchte, der ist hier genau richtig.

Inhalt
01 Der Pate von St. Pauli: Während in der Politik die Existenz des organisierten Verbrechens geleugnet wird, breitet es sich Anfang der 80er Jahre im Hamburger Vergnügungs- und Rotlichtviertel St. Pauli aus. (43 Min.)

02 Die Mafia auf St. Pauli: Für einen Haftbefehl gegen Wilfrid Schulz braucht die FD65 handfeste Beweise. Sogar das FBI schaltet sich ein. Doch Schulz’ Kontakte reichen weiter und höher als gedacht. (43 Min.)

03 Die Frauen von St. Pauli: Schon kurz nach Schulz’ Festnahme wird der FD65 klar: Neue Banden versuchen, sich jetzt die Macht auf St. Pauli zu sichern. Die Reeperbahn zieht indes Prostituierte an. (43 Min.)

04 Die Gangs von St. Pauli: Dem organisierten Verbrechen ist schwer beizukommen. Neue Akteure wollen die Macht übernehmen und stellen Wolfgang Sielaff und seine Einheit vor neue Herausforderungen. (43 Min.)

05 Die Schlacht um St. Pauli: Kokain floriert auf St. Pauli, das Sexgeschäft ist wegen AIDS rückläufig. Eine Mordserie im Rotlichtmilieu erschüttert die Stadt. Alle haben Angst: Wer ist das nächste Opfer? (43 Min.)
(Quelle: Netflix)

[Kommentar]
Mir gefiel es eine Dokumentation vor die Augen zu bekommen, deren inhaltlichen Schwerpunkt ich als interessant empfinde und deren Handlungsort mir sogar recht nah liegt, die Hansestadt Hamburg. Über fünf Episoden hinweg wird ein Blick auf den vielleicht bekanntesten Teil der Metropole mit Anbindung an die Nordsee: das Rotlichtviertel, St. Pauli. Dort hat auch die Davidwache ihren Sitz. Wohl eine der bekanntesten Polizeiwachen Deutschlands. Wie dem auch sei, in Hamburg wird viel angespült, und nicht nur legales ist dabei.

Was anfänglich unwahrscheinlich erscheint, das entpuppt sich bei genauerer Betrachtung dann doch als gegenteilig. Nach amerikanischen Vorbild lebten hier jedoch nicht nur die Luden-Könige, darunter Hamburgs Pate Wilfrid Schulz mit viel Protz und einem gewissen Mafia-Charme. Auch die Behörden lernten hinzu und bauten eine Sondereinheit nach FBI-Vorbild auf: Spezialeinheit FD65 (FD = Fachdezernat 65) mit knapp 40köpfiger Besetzung und sagte dem Verbrechen den Kampf an.

„Reeperbahn Spezialeinheit FD65“ ist auch die Geschichte einer schleichenden Eskalation von organisierter Kriminalität und der Staatsgewalt. Aber eben auch die Geschichte einzelner, die ihre Karriere oder das Leben als Verbrecher inmitten des sogenannten Milieus führten. Interview-Ausschnitte, Archivmaterialien, all das kommt auch hier zur Geltung und wurde gut ausgeschmückt und spannend mit ausreichend Zusammenhang erzählt.

[Technik]
High Definition ist heute auch bei Dokumentationen überhaupt kein Thema mehr. So folgerichtig eine Darstellung von aktuellen Interviewausschnitten in HD auch sein mag, die Archivmaterialien werden dadurch nur bedingt besser. Und sie machen – glücklicherweise – einen hohen Anteil der Laufzeit aus. Kontrast, Farbgebung und die Kantenschärfe sowie der Rauschgrad rühren von der Quelle, und die ist teils nicht sehr sauber. Alle nachgestellten Szenen und Interview-Ausschnitte sehen hingegen dagegen sehr gut aus.

Tontechnisch gibt es das, was eben notwendig ist, um eine spannende Darstellung eine historischen Stoffes zu gewährleisten. Dazu gehören keine multi-Kanal Effekte und fette Bass-Einlagen. Sondern eher die Wiedergabe einer sauberen und verständlichen Sprachausgabe. Allen Anforderungen des Inhalts wird der Ton hier gerecht. Es gibt in im deutschen Original und das war es dann auch schon. Untertitel? Ebenfalls ausschließlich deutsch.

[Fazit]
Eine spannend gemachte, erzählte True Crime-Dokumentation über einen Teil in Deutschland, der vor noch nicht allzu langer Zeit ein Hexenkessel gewesen sein musste. Fünf Episoden mit jeweils 43 Minuten gibt es hier zu erleben, das sind knapp 3,5 Stunden, mit einer Altersfreigabe von ab 12 Jahren. Technisch solide, inhaltlich brisant und authentisch dargestellt. Für mich definitiv eine Ansicht wert.

Andre Schnack, 21.04.2025

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★☆☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★★☆☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★☆☆☆ 

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