[Einleitung]
Vermutete ich doch von Beginn an Absicht hinter dem schon etwas gewöhnungsbedürftigen Verpackungsdesign, wenn man eben _kein_ Fan von Schlagern oder Volksmusik ist. Denn genau das und die gesamte Situation drumherum ist Thema hier. Und wohl noch viel mehr. Es handelt sich bei „Rimini“ um einen Film von Ulrich Seidl, der hier 2022 Regie führte und gemeinsam mit Veronika Franz das Drehbuch verfasste. Vor der Kamera dieses Seidls sehen wir Michael Thomas, Hans Michael Rehberg, Inge Maux und weitere. Diese good!movies Veröffentlichung erscheint im Vertrieb von EuroVideo und ich durfte genauer hinschauen.
[Kommentar]
Er ist da angekommen, wo wir alle weder hin noch enden wollen. Er repräsentiert gewissermaßen das, was wohl viele unter 70 als wenig attraktiv, ansprechend, noch talentiert in der Disziplin Singen empfinden. Michael Thomas als Richie Bravo – das wirkt so echt, authentisch, tragisch und komisch zugleich. Während Stars den roten Teppich medienwirksam vorm Haupteingang ausgerollt bekommen, da muss Richie den Schlüssel zum geschlossenen Hotel und seinem Zimmer darin von einem zwielichten Typen aus einem Fitness-Studio abholen, um dann durch den Wäschekeller ins Hotel zu gelangen. Der Alkohol ist ein ständiger Begleiter.
Schauen wir uns die Hauptfigur an, so ist da nicht viel, mit dem ich Sympathie entwickeln konnte. Natürlich ist klar, das Richie eine ganz arme Wurst ist und sein Abenteuer Schlager-Star auch ein gesamtes Familienleben zerrüttet hat. Oder vielleicht doch eher seine Art und Weise zu leben. Wie dem auch sei, das alles wirkt so echt, praktisch von daneben aufgenommen. Die Szenen sind oftmals wortkarg, längere Kamerafahrten können geschehen, ebenfalls stille Einstellungen, praktisch ohne Dynamik. Dann der Ton und die Stimmen, die ebenfalls so wirken, als würden wir daneben stehen.
Handwerklich und auch inhaltlich ein Seidl. Hier irgendwie so eine Art „Im Keller“ in lang und auf eine Episode abonniert. Und dann doch wieder sehr eigen. „Rimini“ erzählt uns von verloren gegangenen Träumen und einer Art zu leben, die wohl keine Absicht, sondern Mittel zum Zweck geworden ist. Eine Zeit, nach der erfolgreichen Ära. Der Film wirft ein tragisch komisches Licht auf eine Nische in unserer Gesellschaft, über welche viele nur die Köpfe schütteln. Nun bin ich schon interessiert an „Sparta“, der inhaltlichen Fortsetzung.
[Technik]
Mit der künstlerischen Absicht gewissermaßen den Eindruck beim Betrachter zu erwecken, als wäre man ziemlich nah dran, oder dabei, gelang Ulrich Seidl ein ganz wirkungsvoller Kniff. Technisch hingegen hinterlässt der Titel den Zuschauer oftmals mit visuell stillen, teils überladenen und auch interessant ausgeleuchteten Szenen und Einstellungen. Der 16:9-Transfer erfolgt mittels 1.85:1-Aufnahmen und befindet sich mittels anamorpher Codierung auf dem Datenträger. Rauschen oder Verunreinigungen gibt es nicht, die Kompression ebenfalls soweit in Ordnung.
„Rimini“ klingt so, wie man sich wohl manchmal fühlen mag, wenn man als Richie Bravo auf dieser verdammt einsam machenden Bühne steht. Alles in allem ist der Ton recht aufgeräumt, wenn man so will. Es gibt den deutschsprachigen Originalton im Format Dolby Digital 5.1 auf der DVD vorzufinden, weitere Aspekte sind hier nicht zu nennen oder vorzufinden. Richie Bravo krächzt und singt, doch technisch klingt das sauber sowie gezielt monoton und leer. Die melodischen Phrasen dringen an ein Publikum weit über Renteneintritt und sorgen dort nicht gerade für Euphorie. In Sachen Raumklang eher unreif und wenig entwickelt.
[Fazit]
„Rimini“ ist ein markanter Film, der mich zuweilen ohne den Schlager-Aspekt an einen verfilmten Philippe Djian-Roman denken lässt. Ein Porträt eines Charakters, der irgendwo zwischen egoistischer Ruhelosigkeit und einer Identitätskrise pendelt. „Rimini“ weist ein Interview mit dem Regisseur Ulrich Seidl als Extra-Inhalt auf; der Hauptfilm nimmt sich 111 Minuten Zeit für seine Spieldauer und die Altersfreigabe liegt bei ab 12 Jahren. Es ist ein spezieller Film, den wir hier vorliegen haben. Ich mochte ihn. Erhältlich seit dem 20. April 2023 zu rund 13,- Euro.
Andre Schnack, 02.05.2023
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