[Einleitung]
Aus der Criterion Collection erscheint „Robocop“ in einer Director’s Cut für den Code1-Markt. Wird über das Science-fiction-Genre diskutiert, so fällt der Titel von 1987 häufig, für viele hat er schon längst Kultstatus erreicht. Und ich denke zurecht, „Robocop“ muß als ein Meilenstein der Science-fiction bezeichnet werden. Zudem hat er noch den besonderen Touch des Regisseurs Paul Verhoeven (Starship Troopers).
[Inhalt]
Es ist die Gegenwart. Detroit ist der reinste Krisenherd, aber nicht nur in dieser amerikanischen Stadt treiben Banden und Verbrecher ihr Unwesen. Die Polizei ist komplett überfordert, die steigende Kriminalrate ist nicht das einzige Problem, vielmehr auch die Zunahme an roher Gewalt und der Verlust an Skrupel. Jeden Tag sterben Polizisten während ihres Dienstes. Officer Murphy (Peter Weller) wurde zum lokalen Polizeirevier versetzt, hier arbeitet auch Officer Lewis (Nancy Allen). Schon in seinem ersten Einsatz mit seiner neuen Partnerin macht er Bekanntschaft mit einem der fiesesten Unholde der Stadt, Clerence Boddicker (Kurtwood Smith). Die Stadt wird eigentlich von nur einem großen Konzern gesteuert, OCP. Diese planen den Bau einer neuen Stadt, der Zukunftsstadt. Aber da sind noch Bedenken über die Sicherheit der dort zukünftig arbeitenden und lebenden Bevölkerung. Doch Vizepräsident Dick Jones (Ronny Cox) hat schon ein Gegenmittel für kriminellen Abschaum, seinen Polizei-Roboter ED 209. Doch leider läuft bei der Präsentation vom Wunderroboter etwas schief, es gibt ein Toten. Der Chef von OCP ist enttäuscht und schenkt einem Projekt namens „Robocop“ sein Vertrauen. Leiter des Projekts ist Morton (Miguel Ferrer), er hat schon alles vorbereitet, ihm fehlt nur noch ein „Freiwilliger“. Doch auch der findet sich rasch, denn bei dem Versuch Clerence und seine Kumpanen zur Strecke zu bringen wird Murphy auf brutalste Art hingerichtet – der Rest von ihm wird zu „Robocop“! Teils Mensch, teils Maschine, ganz Polizist, die Zukunft der Gesetzeshütung. Doch die Symbiose aus organischen und technischen Teilen hat innerliche Probleme und tief im Inneren ein Ziel…
[Kommentar]
Im Kern handelt die einfache Story von der unbezwingbaren, eisernen und unbeugsamen Seele bzw. dem Geist des Menschen. Man kann den Film praktisch „übersehen“, man sieht in an und nimmt einen Action-Film wahr, doch unter der Oberfläche steckt sozusagen ein Wolf im Schafspelz! „Robocop“ ist schon etwas besonderes. Eine sozialkritische Satire „getarnt“ als Science-fiction Film, keinesfalls harmlos inszeniert. Verhoeven treibt seine Fiktionen auf die Spitze, er übertreibt Dinge und stellt sie so dar, wie sie sich im schlimmsten Falle entwickeln würden. Der Film macht aber auch so Spaß, ob man ihn als Satire oder Action-Unterhaltung sieht. Geht man mit weniger hohen Erwartungen an ihn heran, so begeistert er ungemein. Beim Sehen muß berücksichtigt werden, daß der Film eine recht günstige Produktion ist, ein B-Movie eben. Es war übrigens Paul Verhoeven’s erster amerikanischer Streifen. Und dann ist es gleich ein ganz schön brutales Stück geworden. Der Regisseur selbst bezeichnet die Gewalt in seinem Film als Comic-Violence. Zweifelsohne ist sie sehr hoch und äußerst blutig, aber das sind wir ja gewohnt von Herrn Verhoeven, er provoziert gerne und äußerst direkt. Aus Filmen wie „Basic Instinct“ oder „Starship Troopers“ kennen wir mittlerweile seine Art. Auch schon bei „Robocop“ zog er diesen strikten Stil durch – der eigentliche Schnitt mußte wegen eines drohenden X-Ratings überarbeitet werden, die meisten kennen diesen Director’s Cut der Criterion Collection wahrscheinlich noch gar nicht, er lohnt sich, er ist genau Verhoeven. „Robocop“ ist dennoch zweifellos Geschmackssache. Die Musik von Basil Poledouris, der sich auch für die musikalische Untermalung von „Starship Troopers“ verantwortlich zeigt, gefällt. Erwähnt werden muß auch die Leistung von Peter Weller, ihm verdankt „Robocop“ das typisch mechanisch-roboterhafte.
Ich denke ich erwähne hier die 57 Sekunden der zusätzlichen Szenen noch einmal genauer, falls ein Kauf von diesen abhängen sollte. Es sind zwei, die erste findet ziemlich am Anfang statt. ED 209 wird gerade präsentiert und ein Kollege soll den kleinen Kampfkoloß mit einer Waffe bedrohen – prompt springt ED 209 an und fordert ihn auf die Waffe niederzulegen. Das wird auch getan, ED jedoch warnt weiter und eröffnet schließlich das Feuer. Und genau hier geht’s dann los: wesentlich mehr Blut und Einschüsse sind zu sehen! Die zweite Szene ist der Mord an Murphy, ebenfalls sehr viel brutaler mit mehr Blut und Treffern auf Murphy’s Körper.
[Technik]
Die Criterion Scheibe weist eine tadellose Technik auf. Bild sowie Ton stimmen und machen diesen alten Film wieder und wieder sehenswert. Gegen aktuelle DVD-Erscheinungen kommt der Titel natürlich nicht an, aber für einen Low-Budget Film von ’87 sieht er prima aus, die Leute von Criterion holten das Bestmögliche aus dem Material. Das Bild wird in dem vom Regisseur bevorzugten Ration von 1.66:1 gezeigt, leider aber nicht anamorph. Die andere Version des Films, der vorherige Orion Transfer, war 1.85:1. Er kann aber dem Criterion Transfer nicht annähernd das Wasser reichen. Die Schärfe ist in Ordnung, der Kontrast gut und die Sättigung der Farben angenehm. Ab und an kommt es zu kleineren Störungen, daß Geschehen wirkt auch mal etwas unscharf, nerviges Bildrauschen oder oft auftretende Artefakte bleiben aus.
Konsequent setzte man auch den Sound der Disc um. Der Dolby Digital 2.0-Track hört sich gut an. Die vorderen Kanäle bieten einige nette Links-Rechts-Effekte und die Sprache dringt deutlich aus dem Center. Die Surroundlautsprecher werden zwar beinahe permanent genutzt, sorgen aber eigentlich „nur“ für ein tieferes Klangfeld und füllen den Raum mit Umgebungsgeräuschen. Höhen und Tiefen sind gut ausbalanciert, lediglich der Sub-Woofer hätte ein wenig mehr Signale abbekommen können. Alles in allem eine sehr gute Leistung, die monumentale Musik erfüllt den Raum und kann gut von den anderen Geräuschen und der Sprache differenziert werden – mehr wäre wohl nicht möglich gewesen mit dem Sound, nur schade das es keine Untertitel gibt.
[Fazit]
Die Criterion Collection zeigt „Robocop“ in einer noch nicht dagewesenen Präsentation. Bild und Ton begeistern, außerdem liefert die einseitige Dual-Layer-Disc neben dem 103 minutenlangen Film noch andere interessante Bonusmaterialien. In einem sehr hübschen Menü (animiert und mit Sound) haben wir die Wahl zwischen einem Audio-Kommentar mit Regisseur Paul Verhoeven, Drehbuch-Co-Autor Edward Neumeier, Produzent Jon Davison und Robocop Experten Paul M. Sammon oder einem Storyboard-Film-Vergleich, zwei ungedrehten Szenen als Storyboards, einem illustrierten Essay über den Robocop-Dreh und einem Trailer und Teaser. Besonders der Audio-Kommentar sei jedem Fan ans Herz gelegt – einfach klasse. Wer also „Robocop“ in seiner besten Form sehen möchte (Technik und Directors Cut), der sollte diese DVD erwerben, für rund 80-90 DM (40$ Listenpreis) geht sie in Euren Besitz über. Seit September ’98 ist sie im Code1-Handel erhältlich. Urteil: sehr empfohlen!
Andre Schnack, 30.09.1998
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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